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Ich bleibe erst einmal bei der Fliegerei, es hat zwar nicht viel mit Humor zu tun, aber eben mit Verständigung. Ich werde dir sicherlich nichts beibringen können, wenn ich Antoine de Saint-Exupéry erwähne.   Sein Buch  „Le petit prince“  ist,  glaube  ich,  in  60 Sprachen übersetzt worden - nur die Zeichnungen dazu brauchten nicht übersetzt zu werden...

 

Er war auch ein begeisterter Flieger. Eines Tages während des letzten Weltkrieges startete er allein von Korsika für einen Erkundungsflug. Er ist nie zurückgeflogen. Er gilt als verschollen. Vor einigen Jahren hat ein ehemaliger deutscher Pilot bekannt gegeben, dass er am diesen Tag eine Maschine dieses Typs nahe an der Küste vor Cannes abgeschossen hat. Seitdem suchen Hobby-Archäologen und Hobby-Taucher leidenschaftlich nach dem Maschinenwrack des „kleinen Prinzen“.

 

 

Vor 2-3 Jahren haben Hobby-Taucher das Wrack einer unbekannten Maschine  dieses  Typs nahe  vor der  Küste Marseilles entdeckt. Auch ein silbernes Armband, das Saint-Exupéry gehört haben sollte, ist gefunden worden. Ich habe die Geschichte nicht mehr verfolgt und weiß nicht, ob die Maschine und das Armband inzwischen eindeutig identifiziert wurden. Wie wahr sind unsere Erinnerungen? Hat sich der deutsche Pilot so getäuscht über den Ort des Abschusses? Ein Hinweis jedoch über diese Geschichte ist eindeutig authentifiziert worden, er stammt von Saint-Exupéry selbst.  Er hat mal in einen

 

Brief geschrieben: „Je finirai en croix en Méditerranée“ (meine Übersetzung: “Ich werde als Kreuz im Mittelmeer enden“). Wie wahr sind unsere Intuitionen?

 

 

..."Einmal auf der Erde, wunderte sich der kleine Prinz, niemanden zu sehen. Er fürchtete schon, sich im Planeten geirrt zu haben, als ein mondfarbener Ring sich im Sande bewegte.

"Gute Nacht", sagte der kleine Prinz aufs Geratewohl.
"Gute Nacht", sagte die Schlange.
"Auf welchen Planeten bin ich gefallen?", fragte der kleine Prinz.
"Auf die Erde, du bist in Afrika", antwortete die Schlange.
"Ah!... es ist also niemand auf der Erde?"
"Hier ist die Wüste. In den Wüsten ist niemand. Die Erde ist groß", sagte die Schlange.

Der kleine Prinz setzte sich auf einen Stein und hob die Augen zum Himmel.
"Ich frage mich", sagte er, "ob die Sterne leuchten, damit jeder eines Tages den seinen wiederfinden kann. Schau meinen Planeten an. Er steht gerade über uns... Aber wie weit ist er fort!"
"Er ist schön", sagte die Schlange. "Was willst du hier machen?"
"Ich habe Schwierigkeiten mit einer Blume", sagte der kleine Prinz.
"Ah!" sagte die Schlange.
Und sie schwiegen.

"Wo sind die Menschen?", fuhr der kleine Prinz endlich fort."Man ist ein bisschen einsam in der Wüste..."
"Man ist auch bei den Menschen einsam", sagte die Schlange.
Der kleine Prinz sah sie lange an.

"Du bist ein drolliges Tier", sagte er schließlich, "dünn wie ein Finger..."
"Aber ich bin mächtiger als der Finger eines Königs", sagte die Schlange.
Der kleine Prinz musste lächeln:
"Du bist sehr mächtig... Du hast nicht einmal Füße... Du kannst nicht einmal reisen..."
"Ich kann dich weiter wegbringen als ein Schiff", sagte die Schlange. Sie rollte sich um den Knöchel des kleinen Prinzen wie ein goldenes Armband.
"Wen ich berühre, den gebe ich der Erde zurück, aus der er hervorgegangen ist", sagte sie noch. "Aber du bist rein, du kommst von einem Stern..."
Der kleine Prinz antwortete nichts.

"Du tust mir Leid auf dieser Erde aus Granit, du, der du so schwach bist. Ich kann dir eines Tages helfen, wenn du dich zu sehr nach deinem Planeten sehnst. Ich kann..."
"Oh, ich habe sehr gut verstanden", sagte der kleine Prinz, "aber warum sprichst du immer in Rätseln?"
"Ich löse sie alle", sagte die Schlange.
Und sie schwiegen."

 

Antoine de Saint-Exupéry - Der Kleine Prinz - 1946 by Editions Gallimard, Paris
Ins Deutsche übertragen von Grete und Josef Leitgeb - 1950 by Karl Rauch Verlag, Düsseldorf.

 

 

"Verschollenes Flugzeug entdeckt" - Süddeutsche Zeitung 11.05.2010

"Der Autor des „Kleinen Prinzen“ war 1944 zu einem militärischen Aufklärungsflug gestartet und galt seitdem als vermisst. Nun ist sein Flugzeugwrack vor der Küste Marseilles gefunden worden.

"Saint-Ex“, wie die Franzosen ihren legendären Landsmann nennen, „schien ein unerreichbarer Traum für alle Forscher wie mich“, sagt Castellano. Seit September 1998 gab es erste, seit Mai 2000 dann ernst zu nehmende Hinweise, dass der Schriftsteller nicht - wie vermutet - in den Alpen, sondern wenige Kilometer vor Marseille abstürzte. Zunächst wurde ein Silber-Armband mit dem eingravierten Namen des Vermissten aus dem Meer gefischt, dann entdeckte der Taucher Luc Vanrell Wrackteile einer Lightning. Doch gab es keine Beweise, dass Saint-Exupéry jemals ein solches Armband getragen hatte - und die Behörden verhängten am Fundort der Wrackteile ein Tauchverbot, das erst im vergangenen Oktober aufgehoben wurde.
[...]
Nicht geklärt ist weiter, warum der äußerst erfahrene Pilot bei seinem Kriegs-Aufklärungsflug abstürzte. „Über die Ursachen des Unfalls kann man nichts Neues sagen“, sagt Castellano. Beim Betrachten der Wrackteile entstehe der Eindruck, die Maschine sei „fast senkrecht und mit hoher Geschwindigkeit“ aufgeprallt.

So bleibt es - sollte nicht auch das Cockpit mit zusätzlichen Hinweisen gefunden werden - bei altbekannten Hypothesen: Vielleicht vergaß Saint-Exupéry, wie schon einmal zuvor, die Sauerstoffmaske aufzusetzen, und verlor das Bewusstsein. Vielleicht war er lebensmüde und beging Selbstmord, wie einige Freunde vermuten.

Einem von ihnen hatte er in der Nacht vor seinem Tod geschrieben: „Falls ich abgeschossen werden sollte, verschwinde ich, ohne das zu bedauern.“ Als ausgeschlossen gilt hingegen inzwischen, dass er tatsächlich von einer deutschen Flak abgeschossen wurde - in deutschen Militärarchiven fand sich kein Hinweis darauf. "

********************************

"
Ich habe es nicht gesehen, wie er sich in der Nacht auf den Weg machte. Er war lautlos entwischt. Als es mir gelang, ihn einzuholen, marschierte er mit raschem entschlossenem Schritt dahin.

Er sagte nur:
"Ah, du bist da..."

Und er nahm mich bei der Hand. Aber er quälte sich noch:
"Du hast nicht recht getan. Es wird dir Schmerz bereiten. Es wird aussehen, als wäre ich tot, und das wird nicht wahr sein...".

Ich schwieg.

"Du verstehst. Es ist zu weit. Ich kann diesen Leib da nicht mitnehmen. Er ist zu schwer."

Ich schwieg.

"Aber er wird daliegen wie eine alte verlassene Hülle. Man soll nicht traurig sein um solche alten Hüllen..."

Ich schwieg.

Er verlor ein bisschen den Mut. Aber er gab sich noch Mühe:

"Weißt du, es wird wunderbar sein. Auch ich werde die Sterne anschauen. Alle Sterne werden Brunnen sein mit einer verrosteten Winde. Alle Sterne werden mir zu trinken geben..."

Ich schwieg.

"Das wird so lustig sein! Du wirst fünfhundert Millionen Schellen haben, ich werde fünfhundert Millionen Brunnen haben..."

Und auch er schwieg, weil er weinte...

"Da ist es. Lass mich einen Schritt ganz allein tun."

Und er setzte sich, weil er Angst hatte.

Er sagte noch:

"Du weißt... meine Blume... ich bin für sie verantwortlich! Und sie ist so schwach! Und sie ist so kindlich. Sie hat vier Dornen, die nicht taugen, sie gegen die Welt zu schützen...".

Ich setze mich, weil ich mich nicht mehr aufrecht halten konnte.

Er sagte:

"Hier... Das ist alles..."

Er zögerte noch ein bisschen, dann erhob er sich. Er tat einen Schritt. Ich konnte mich nicht rühren.

Es war nichts als ein gelber Blitz bei seinem Knöchel. Er blieb einen Augenblick reglos. Er schrie nicht. Er fiel sachte, wie ein Blatt fällt. Ohne das leiseste Geräusch fiel er in den Sand
.
 

 

Und jetzt sind es gewiss schon wieder sechs Jahre her... Ich habe diese Geschichte noch nie erzählt. Die Kameraden, die mich wiedergesehen haben, waren froh, mich lebend wiederzusehen. Ich war traurig, aber ich sagte zu ihnen: Das ist die Erschöpfung...

Jetzt habe ich mich ein bisschen getröstet. Das heißt... nicht ganz. Aber ich weiß gut, er ist auf seinen Planeten zurückgekehrt, denn bei Tagesanbruch habe ich seinen Körper nicht wiedergefunden. Es war kein so schwerer Körper... Und ich liebe es, des Nachts den Sternen zuzuhören. Sie sind wie fünfhundert Millionen Glöckchen..."

 

 

 

Antoine de Saint-Exupéry - Der Kleine Prinz - 1946 by Editions Gallimard, Paris
Ins Deutsche übertragen von Grete und Josef Leitgeb - 1950 by Karl Rauch Verlag, Düsseldorf.

 

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