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Ich wechsle mal zum Bereich des Autofahrens, wo die Männer sich gerne einbilden, dass sie auch dort konkurrenzlos und unübertrefflich seien.
 

Ihr musst erst einmal wissen, dass ich mal in Marseille ein paar Jahre alleine mit meiner Mutter in einem verfemten und zerfallenen Ausländer-Viertel gewohnt habe. Ich war schon zu dieser Zeit berufstätig und habe mein Führerschein gemacht. In Marseille braucht man allerdings keinen Führerschein, sondern eine Führerhabilitation, aber ich habe sie bekommen.  

 

Ein Jahr später, nachdem ich mich von der finanziellen Strapaze des Führerscheins erholt hatte, habe ich auch das passende Gegenstand dazu gekauft: Ein altes R4. Zwar hatte ich am Anfang alles ein bisschen vergessen, das mit der Fahrpraxis, aber es ging trotzdem ganz gut. Nur dieser komische, hervorstechende, schwenkende Hebel als Gangschaltung Mitte im Armaturenbrett, wo man nicht genau wissen konnte, welchen Gang man gerade geschaltet hatte… Ich habe am Anfang öfter mal hartnäckig versucht im 4. Gang zu starten, bis der Motor vor lauter Erhitzung mich freundlicherweise darauf aufmerksam machte, dass es nicht so ganz fair sei.  

 

Also Fahren ging ganz gut, Parken dagegen war ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen. Ihr musst erst einmal wissen, dass in diesem Viertel die Straßen eine Breite von durchschnittlich 1,26 m zwischen den beiden Bürgersteigen haben, die selber ca. nur 52,83 cm breit sind. Ich hatte aber eine unübertroffene Parktechnik entwickelt, sie hat nie versagt, das Patent könnte ich anmelden. Ist ganz einfach, erkläre ich Euch.

 

Ich komme also abends nach Hause. Mein R4 ist Pi mal Daum ca. 2,753 m lang, keine Ahnung. Sobald ich eine Parklücke sichte, die mindestens 2,101 m beträgt, halte ich kurz davor an. Ich steige aus. Ich frage höflich den arabischen oder jüdischen Verkäufer, der vor seinem Geschäft beim Betrachten der zerfallenen Fassade gegenüber träumt, ob er mir freundlicherweise mein Auto parken möchte. Ich ziehe ihn aus seinen Träumereien, aber er lässt es sich nicht zweimal sagen: Mit einem netten Lächeln parkt er mir mein Auto einwandfrei. Und es hat nie ein Kratzer gehabt, mein R4! Danke, das ist nett! Dafür nichts! Danach brauchte ich nicht mal mehr zu fragen: Sobald ich ankam, haben sie sich alle angeboten, mein Auto zu parken. Und ich habe nie eine unangenehme Bemerkung gehört, nie.  
 
Wo ist das Problem mit den Juden und den Arabern? Hilfsbereit, geschickt, höflich, gut erzogen. Wo ist das Problem?
 

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