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Die Deutschen wissen zwar alle, dass ihre Muttersprache für Ausländer schwierig ist. Aber wissen sie eigentlich warum? Hier meine persönlichen Erfahrungen und Überlegungen um die deutsche  Sprache (ich bin Französin).

 


Tja, mit der deutschen Sprache, das ist so eine Sache... Wenn Teilnehmer festgestellt haben sollten, dass ich Grammatik- oder Syntaxfehler am laufenden Band mache, möchte ich darauf deutlich hinweisen: Das ist nicht meine Schuld. Die Deutschen sind daran schuld. Wie kann man denn so eine Sprache erfinden?! Das grenzt an seelische Grausamkeit für Ausländer.

 

Da sind erst einmal die äußerst berüchtigten Fälle, Beugungen und Fallen Akkusativ, Nominativ, Dativ, Genitiv. Nun ja, Augen zu, Zufallprinzip und auf gut Glück! Manchmal klappt's.

 

Wenn Ihr aber glaubt, das ist alles, dann täuscht Ihr Euch. Es gibt noch etwas viel Schlimmeres. Das sind die Verben. Die Deutschen haben die Einzigartigkeit entwickelt nur sehr wenige Verben zu erfinden, die eine Aktion bezeichnen. Zum Beispiel: gehen, stellen, geben, nehmen... Um aber die vielen alltäglichen Aktionen zu bezeichnen, haben sie sich ausgedacht: Klatschen wir einfach davor verschiedene Wörtchen wie: aus, auf, ein, an, be, er, ver, zer, bevor, nach, herum, ent, vor, hinter, ab, her, unter, gegen, hervor, um, mit,  über, heran, durch, hin, zu, hinzu, zuzu... Das bedeutet bei dem Beispiel "gehen": Man kann unzählige Aktionen damit bezeichnen: angehen, eingehen, mitgehen, ausgehen, aufgehen, begehen, ergehen, hergehen, entgehen, abgehen, nachgehen, umgehen, zugehen, zergehen, vorgehen, übergehen, herangehen, vergehen, durchgehen, hintergehen, hingehen, ...untergehen... Der arme Ausländer hört nur "gehen" und darf sich schnell die richtige Bedeutung aussuchen. Viel Glück! So kam es zum Beispiel, dass ich mal am Telefon bei meinem ersten Arbeitsgeber in Deutschland gesagt habe: "Herr Meyer ist nicht da. Soll ich ihm etwas hinrichten?". Unter Landsleuten haben wir Tausende Beispiele dieser Art. Wir lachen uns schief, die Deutschen auch.

 

Wenn Ihr aber glaubt, das ist alles, dann täuscht Ihr Euch. Es gibt noch etwas Schlimmeres mit den Verben, es ist zum Verzweifeln. Nicht nur, dass sie die Wörtchen vor den Verben hinklatschen, sie reißen sie auch noch gleich auseinander im Satz: das Verb irgendwo vorne, das Wörtchen irgendwo hinten. Abwarten, was kommt... Ein französischer Philosoph hat mal sinngemäß gesagt: Das ist sehr angenehm mit Deutschen zu debattieren, sie unterbrechen sich nie gegenseitig, man muss sowieso so lange warten, bis man endlich weiß, was sie sagen wollen... Auch hier ein kleines Beispiel aus meinem Privatleben. Als junge Frau habe ich mich mal ganz alleine und ganz tapfer mit dem Auto auf die lange Reise zwischen Marseille und Hamburg gemacht. Ich konnte kaum Deutsch. Kurz nach dem Grenzübergang habe ich in Deutschland eine Panne gehabt, zum Glück in der Nähe einer Werkstatt, ich konnte dahin gehen. Als der KFZ-Meister mich fragte: "Was haben Sie für ein Problem?" antwortete ich: "Mein Auto springt nicht." Daraufhin sagte er mit einem kleinen Lächeln in den Augen: "Umso besser, Fräulein, umso besser...". In der Aufregung habe ich damals weder die Antwort, noch das kleine Lächeln verstanden. In Hamburg haben wir festgestellt, dass er die Quittung ausgestellt hatte an : "Mademoiselle mit altem R4 und Hund". Fand ich irgendwie niedlich.

 

Wenn Ihr aber glaubt, das ist alles, dann täuscht Ihr Euch. Da ist noch was besonderes zwischen Verben und Wörtchen,  man  hält  es  nicht aus:  sie  klatschen  nicht  nur  am laufenden Band irgendwelche nichts 

 
 

sagende Wörtchen vor allen Verben, um gleich danach die beiden im Satz auseinander zu reißen, nein, das wäre zu einfach. Damit wir dieses Spielchen als Ausländer einigermaßen folgen können, hat man uns beigebracht wie das ist, das mit den Wörtchen:

- es gibt die "Untrennbare", man darf sie nie auseinander reißen: ent, be, er, zer, ver.

- es gibt die "Trennungsfreudige" (die meisten), die trennen sich immer: um, mit, vor, aus, auf, hin, an, ab, ein, nach, usw., usw. usw. usw.

- es gibt die "Unentschlossene", manchmal ja, manchmal nein, wie es eben kommt: über, unter, gegen.

 
 


Mein Fazit: Die Deutschen sind im Prinzip viel einfacher zu verstehen als die deutsche Sprache. Im Prinzip.

 

 

     
 

Ich traue mir einfach, hier die Fortsetzung meiner einwandfreien wissenschaftlichen Sprachtheorie über die deutschen Verben zu stellen  ...

 

 

1. Die Franzosen sagen und schreiben: "Au commencement était le Verbe" (also: "Am Anfang war das Verb" und nicht "Am Anfang war das Wort"). Daraus schließe ich, dass die Franzosen seit jeher wissen, dass Gott die deutsche Sprache erfunden hat: Es ist nämlich nicht zu übersehen - und das habe ich auch bewiesen- , dass in der deutschen Sprache am Anfang das Verb war, dann kam der Salat. Es ist also nahe zu legen, dass Gott ein Deutscher ist.

 

2. Die Deutschen sagen und schreiben: "Leben wie Gott in Frankreich". Daraus schließe ich, dass Gott tatsächlich in Frankreich lebt, die Deutschen müssen es schließlich seit jeher wissen, sie waren ja öfter mal dort.

 

3. Mein Fazit: Gott ist Gastarbeiter in Frankreich.

 

Was meint Ihr? Kann jemand die Theorie widerlegen? Oder meinetwegen auch falsifizieren?

      
 

        

 

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