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Du schreibst mir, lieber sinnierende deutsch-deutsche frizz: |
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"eine uebersetzungsschwierigkeit, eine gefuehlsmäßige, nicht linguistisch-syntaktische, liegt übrigens wahrscheinlich auch darin, einem französischen nachbarländer zu erklären, was man fühlt angesichts der aufhebung der deutsch-deutschen teilung;"
Das stimmt. Ich habe auch die gefühlsmäßige deutsch-deutsche Teilung als Französin die ganze Zeit absolut nicht mitbekommen... Erst als ich nach Deutschland als Erwachsene zog - die Mauer stand noch - ist sie mir bewusst geworden - allerdings hat mich der Pathos der Wessis über die Ossis erst einmal überrascht und auch ein bisschen gestört, muss ich sagen...
Meine erste Live-Begegnung mit Ossi-Menschen war also erst einmal ein bisschen von der Dramatik der Wessis geprägt. Mein Mann hatte entfernte Verwandten in Dresden, ein ganz liebes altes Ehepaar, die uns für ein paar Tagen eingeladen haben. Ich habe mich darüber gefreut, ich war ziemlich neu in Deutschland und kannte natürlich nicht die "Ostzone". Die ganze Reiseorganisation war für beide Seiten ein fast monatelanger administrativer Aufwand, dann war aber der Stapel Papiere soweit zusammengestellt. Wir mussten über einen bestimmten Grenzübergang fahren, wo wir zusammen "rüber" durften - mein Mann als Deutscher und ich als Französin. Es sagte mir irgendetwas, das ich nicht verstanden habe. Ich habe nur mitgekriegt, dass irgendetwas damit nicht in Ordnung war. ...??... Der zweite Uniformierte nahm meinen Stapel Papiere und bat mich höflich, ihm zu folgen. Ich schluckte, was passiert jetzt?... Er führte mich zu einem Zimmer, gab mir meine Papiere zurück und verschwand.
Im Zimmer saß eine uniformierte Frau. Was passiert mir jetzt? Eine Leibvisitation? ... Und dann ein Verhör?... Die Uniformierte untersuchte meinen Stapel Papiere. Sie sagte mit einem Lächeln, ich wolle also nach Dresden... Ich schluckte und bejahte. Sie sagte mit einem Lächeln und auf französisch: "die schöne Stadt...", dann haute sie mit einem Stempel auf irgendeine Unterlage, gab mir meinen Stapel Papiere zurück, begleitete mich bis zur Tür, streichelte meinen Hund (er war natürlich mit von der Partie) und wünschte mir mit einem netten Lächeln einen schönen Aufenthalt. Ich wurde in die DDR frei gelassen... Als ich meinen Mann wieder traf und ihm meine dramatischen Erlebnisse erzählt habe, haben wir festgestellt, dass die freundliche, französischsprechende Uniformierte die Verantwortliche für die tierärztliche Stelle war, die den Gesundheitspass meines Hundes geprüft hat.
Das war meine erste gefühlsmäßige,
linguistisch-syntaktische Erfahrung der deutsch-deutschen Teilung...
Wo ist das Problem mit den Ossi-Menschen?? |
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frizz Du schreibst: |
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"eine stadt, die mir etwas französisches zu haben schien, war für mich immer WUPPERTAL - aber wahrscheinlich stimmt das überhaupt nicht; warum meine ich das? wegen der treppen? gibt es in paris solche treppen? wegen der nonchalance?"
Ich war noch nie in Wuppertal, und Paris kenne ich kaum. Aber wie ihr aus meiner "Grenzerfahrung" schon wisst, war ich mal zu Gast in Dresden mit meinem Mann und meinem damaligen Hund Mouschko. Der Letztere war eine schwarze, nicht unbedingt bestimmbare Promenadenmischung, jedoch ist hoch wahrscheinlich ein Seehund in seiner geheimnisvollen Ahnentafel mal tätig gewesen. Auf jeden Fall war er ein hochbegabter und leidenschaftlicher Schwimmer und ich habe auch extra dafür gesorgt, dass er in seinem Leben genug Gelegenheiten zum Ausüben dieser Leidenschaft bekam. Wenn jedoch nach meiner zwar unqualifizierten aber nun mal maßgeblichen Meinung der Badespaß je nach Umständen und Gewässern mich für unangebracht erschien, musste ich sehr aufpassen und rechtzeitig den Satz aussprechen: "Non, Mouschko, pas à l'eau...", was er immer mit einer ziemlich beleidigten Miene entgegen nahm. |
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Unser Gastgeber in Dresden hat uns die Stadt gezeigt (ja, wahrlich, die schöne Stadt) und auch zur Elbe geführt. Ich war abgelenkt und habe dem Hund nichts gesagt... Ihm war wohl unsere Unterhaltung langweilig, zumal er kein deutsch verstand. Und außerdem, wenn Frauen nicht "Nein" sagen, sollen sie angeblich "Ja" meinen. Also ist er fröhlich und munter in die Elbe gesprungen, um mal eine Runde die geradezu einladenden östlichen Gewässer zu probieren... Mir ist das Herz stehen geblieben: die Kaimauer war hoffnungslos hoch, gnadenlos vertikal und unendlich lang, der Hund war schon um zehn Jahre alt, und eine ziemlich starke Strömung ließ ihn Richtung Hamburg treiben.
Wir sind ihm am Kai entlang gefolgt, ich habe dabei Tausend Tode erlebt. Und dann haben wir sie schon ein Stück vor uns gesehen: Die schönste Treppe der schönsten Stadt der Welt! Eine solide, breite, gutmütige Steintreppe zum Wasser. Mein Mann ist dahin gelaufen, hat den Hund gerufen und ihn beim Vorbeischwimmen rausgefischt. Der Mouschko war von seinem östlichen Badenspaß rundum zufrieden und glücklich, wir haben sogar reichlich die Tropfen davon abgekriegt. Ich dagegen mußte mich eine Weile auf der schönsten Treppe der Welt vom Schock erholen... Seit diesem Tag bin ich den Dresdnern sehr verpflichtet: Ich danke Euch für Eure wunderschönen Treppen zur Elbe...
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Lieber menschnorbi, ich weiß jetzt nicht genau durch welche Verstrickungen meine Erinnerungen an meinen Hund Mouschko, an die Treppe und an Dresden unter dem Thread „Winter“ gekommen sind… |
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Aber na ja, wir tauschen uns erstmal nach dem Chaos-Verfahren aus, wie es eben auch so im Leben ist, einverstanden? Frizz wird irgendwie für ein bisschen Übersichtlichkeit in seinem Forum sorgen.
Also mein Hund Mouschko hat meine Strapazen als er in die Elbe bei Dresden sprang, um kurz eine Runde bis Hamburg und zurück zu schwimmen (mit schon ungerechnet ca. 70 Jahren) sehr gut überlebt. Er wurde sogar fast ohne Altersgebrechen 16 Jahre alt.
Er hatte also u.a. auch Zeit gehabt, der Liebling eines kleinen Mädchens zu werden, der Tochter eines befreundeten Ehepaares. Es war wie so oft eine angeborene Tierfreundin und war von meinem Hund völlig angetan, was übrigens auf Gegenseitigkeit beruhte. Auch die Tatsache, dass der Hund nur französisch konnte war für das Mädchen wohl besonders beeindruckend und bewundernswert.
Eines Tages waren sie bei uns zu Besuch und die Lütte spielte, und tobte, und kuschelte die ganze Zeit im Garten mit dem Hund. Am Abend hat sie sich lange und herzlich von ihm verabschiedet. Dann sagte sie zu mir: „Jocelyne, sag bitte dem Mouschko, dass ich ihm nächstes Mal eine schöne Überraschung mitbringen werde, und dass wir wieder Versteck spielen werden. Sag ihm das bitte auf französisch“. Süß, oder?
Und das ist der Beweis, dass Übersetzungen immer und überall nützlich und gefragt sind…
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