Blog – Jocelyne Lopez

Das Prinzip von invariablen Maßeinheiten wurde in der modernen Physik stillschweigend aufgegeben

Ich verweise weiterhin auf die Diskussion im Blog von Markus Pössel Einstein verstehen Teil III: Gleichzeitigkeit und gebe einen Austausch wieder:

 

 

06.11.2012 – Zitat von Joker:

[…] Ich persönlich möchte nicht bestreiten, dass die heutigen Physiker sich davor drücken, eine Uhr als Maßstabsuhr auszuzeichnen, dass es also in der heutigen Zeit keine gibt. Aber auch hier bleibt die Frage, ob eine solche Festlegung, bzw. Normsetzung mittelfristig nicht sinnvoll wäre. […]

 

 

07.11.2012 – Zitat von Jocelyne Lopez:  

Ich sehe es auch so, dass in der modernen Physik (sprich zuletzt seit der Festsetzung 1973 der Definition des Meters mit einem Schätzwert der Lichtgeschwindigkeit) das Prinzip eines unveränderlichen Urmaßstabs bzw. einer invariablen Maßeinheit sowohl für die Länge des Meters als auch für die Dauer der Sekunde stillschweigend aufgegeben wurde. Damit sind die Maßeinheiten „Meter“ und „Sekunde“ variable geworden und hängen von den angewandten Meßinstrumenten und von den lokalen Gegebenheiten der jeweiligen Messungen ab.

Siehe auch Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Meter

Der internationale Meterprototyp aus Platin-Iridium, der den alten französischen Prototyp („mètre-étalon“) aus Holz aus der französischen Revolution ersetzt hat, scheint jetzt nur noch eine symbolische bzw. historische Funktion zu erfüllen: Die Länge des Meters wird damit bei industriellen Reproduktionen nicht verglichen und die Meßinstrumente damit nicht geeicht, so dass jede individuelle Messung von Längen mit der Lichtgeschwindig-keit ihre eigene Länge des Meters nach Lust und Laune der angewandten Uhren produziert… ; -)

Für Messungen in der Alltagsphysik spielt es zwar keine Rolle, aber ist es sinnvoll für Hochpräzisionsmessungen und vor allem zur experimentellen Überprüfung von Theorien der Ausbreitung des Lichts? Das mag ich zu bezweifeln…

 

07.11.12 – Zitat Herr Senf:

[…] Es gibt keine unveränderlichen Urmaßstäbe. Wurde eigentlich schon in der Einleitung und den Verweisen mehr als ausreichend erklärt, aber die Vergeßlichkeit ist wohl auch Naturgesetz. […]  Diese Ungenauigkeiten genügen dem wissenschaftlichen Präzisionsanspruch nicht mehr, selbst für präzisionstechnische Anwendungen sind die Pariser Museumsstücke zu ungenau. Deswegen nimmt man eine Naturkonstante, Physik ist also jetzt voll Bio, nur das Kilogramm macht uns noch Sorgen.
[…]

 

 

07.11.12 – Meine Antwort an Herr Senf (von Markus Pössel nicht freigeschaltet, siehe NB):

Dumm finde ich nur, dass die gewählten „Naturkonstanten“ noch variabler sind als die alten Urmaßstäbe:

– Die Cäsium-Atomuhren sind Mimosen und verändern ihren Gang unter verschiedentlichen  Faktoren, wie wir es in diesem Blog auch gesehen haben (Temperatur, Bewegung, Druck, Gravitation, Magnetfelder, usw.). Sie sind nur einigermaßen stabil, wenn sie als Primäruhren in einem nationalen Metrologie-Institut streng gehütet vor sich hinticken. 

– Die Lichtgeschwindigkeit, die als Schätzwert im Vakuum als „Naturkonstante“ 1973 per Konvention festgesetzt wurde, ist alles andere als konstant in der Natur und verändert sich rebellisch unter verschiedentlichen Bedingungen (Medium, Gravitation, Bewegung des Beobachters). 

Es scheint zum Beispiel so zu sein, dass man bei dem Neutrino-Experiment die Uhren nicht mit c=const synchronisiert hat, wie der Maßstab definiert wurde, sondern mit c+v. Variablere gibt’s kaum…

 

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NB: Warum Markus Pössel meine Antwort nicht freigeschaltet hat (obwohl ich sie drei Mal an verschiedenen Tagen gesendet habe) ist nicht klar. Ich vermute jedoch, dass er nicht gerne die Information verbreiten bzw. diskutieren lassen möchte, dass bei dem Neutrino-Experiment die Uhren nicht mit c=const, sondern mit c+v synchronisiert wurden. Eine frühere Antwort von mir darüber hatte er ja auch in dieser Diskussion zensiert, siehe Nicht freigeschaltete Beiträge im Blog von Markus Pössel.

Siehe auch im Kontext der Synchronisation der Uhren beim Neutrino-Experiment:

Neutrino-Experiment: Anfrage an die Physikalisch-Technische Bundesanstalt

Dr. Wolfgang Engelhardt über das Neutrino-Experiment

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Comments

  1. Dezember 2nd, 2012 | 11:03

    […] Das Prinzip von invariablen Maßeinheiten wurde in der modernen Physik stillschweigend aufgegeben […]

  2. Dezember 21st, 2012 | 08:20

    […] Das Prinzip von invariablen Maßeinheiten wurde in der modernen Physik stillschweigend aufgegeben […]