Blog – Jocelyne Lopez

Eine Diskussion mit Tierquäler Wolf Singer ist sinnlos

Ich gebe einen Austausch mit einer Teilnehmerin aus der Diskussion über Tierversuche „Occupy Tierfolterlabore“  im Forum Zeitwort.at wieder, die vorgschlagen hat Prof. Dr. Wolf Singer zu dieser Internet-Diskussion einzuladen:

 

28.12.11 – Zitat von erdbeeramazone:

Eine offizielle Einladung beugt dem vor, was man uns bereits im anderen Thread vorgeworfen hat.

Für diejenigen, die den „guten Ruf“ des Herrn Doktor verteidigen und sich schützend vor ihn stellen, macht es sehr wohl den Anschein, dass wir Unrechtes tun und uns quasi „hinter dem Rücken“ des Ehrenmannes uns „das Maul zerreissen“, siehe den anderen Thread, ihn quasi verleumden, beleidigen und so weiter … Indem man dem Dritten nun aber die Chance gibt, ihn einladet, sind diese Vorwürfe hinfällig.

 

28.12.11 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Ich sehe das wie gesagt anders. Das Internet ist die Öffentlichkeit, es gehört zu den Medien, es wird auch vom Medienrecht reguliert.

Singer stellt seine Forschung in den etablierten Medien vor. Wir kommentieren und kritisieren seine Forschung, die in unserem Interesse betrieben wird, im Medium Internet. Nichts geschieht hier hinter dem Rücken von irgendjemandem, alles ist öffentlich.

Singer kennt auch die öffentliche Kritik seiner Forschung seit Jahren, sie wird ja öffentlich vorgetragen. Er hat anscheinend privat bestätigt, dass er sogar meine Kritik an seiner Forschung aus dem Internet kennt. Nichts geschieht also hinter dem Rücken von Singer.

Was die Formulierung meiner sehr umfangreichen Kritik an seiner Forschung und seinen Forschungsergebnissen aus den Jahren 2003 und 2004 angeht, wo einmal die Worten „Waschlappen“ und „krankes Hirn“ Ende 2004 vorgefallen sind und was nach meiner Kenntnis lediglich zwei Gemüter im ganzen Internet unheimlich erhitzt haben soll, sollte vielleicht hier angemerkt werden, dass Singer selbst dieser Erhitzung von zwei Gemütern nicht geteilt hat. Und das ist auch sehr nachvollziehbar, dass Singer hier dieser Erhitzung von zwei Gemütern nicht geteilt hat:

Wolf Singer ist eine öffentliche Person, ein Verantwortungs- und Entscheidungsträger „im Dienste der Allgemeinheit“ (so die Selbstdarstellung der Max Planck Gesellschaft für ihre 80 Forschungsinstitute in der Grundlagenforschung).

Alle öffentlichen Personen im Dienste der Allgemeinheit müssen sich auch die Kritik der Allgemeinheit in der Öffentlichkeit gefallen lassen, im welchen Dienste sie ja stehen. Die Kritik der öffentlichen Personen wird auch in den Medien und in der Kulturwelt tagtäglich von der Allgemeinheit vorgetragen (Journalisten, Künstler, Autoren, Bürger), und zwar massiv, und zwar in vielen Fällen nicht gerade zimperlich was die Formulierungen angeht, und zwar je weniger zimperlich je höher die Verantwortung im Dienste der Allgemeinheit. Ich brauche nicht zu erzählen was zum Beispiel allein die Staatsoberhaupte tagtäglich in den Ländern wo freie Meinungsäußerung der Allgemeinheit gewährt wird, an Schmähkritik, Beleidigungen, Verunglimpfungen, Beschimpfungen, Karikaturen und Pöbeleien ausgesetzt werden. Ich kenne persönlich nur ein Fall, wo ein Staatsoberhaupt Anspruch auf den Schutz seiner Persönlichkeitsrechte bei einer Beleidigung erhoben hat, und zwar vom Kanzler Helmut Kohl, als er direkt verbal von einem Journalisten mit Hitler verglichen wurde.

Auch Singer als Verantwortliche im Dienste der Allgemeinheit wird wohl sehr oft scharf formulierte Kritik ausgesetzt sein – er erwähnte zum Beispiel dezent nebenbei im Interview mit der DFG, dass ihm Tierversuchsgegner sadistische Motive unterstellen, und ich kann mir vorstellen, dass er Beschimpfungen wie Verbrecher, Mörder oder Nazi bestimmt mehr als ein Mal in seiner Folterkarriere schon gehört hat, möchte ich wetten. Mit Hitler wird er auch in Online-Medien verglichen, haben wir in der Diskusssion auch gesehen. Die verbale Gewalt, die seine Forschung in der Allgemeinheit hervorruft wird ihm seit 20, 30 Jahren entsetzlichen Tierexperimenten nicht entgangen sein. Meine Worte „Waschlappen“ oder „krankes Hirn“ hat er bestimmt wie kleine nette Leckerbisse aufgenommen, von wegen sich darüber zu entrüsten wie zwei Gemüter im Internet sich furchtbar stellvertretend für ihn entrüstet haben…

Und nicht nur verbaler Gewalt ist Singer wegen seiner Forschung ausgesetzt, in mindestens einem Fall wohl auch physischer Gewalt: Bei der Demo in Frankfurt am 17.12.11 wurde mir erzählt, dass ein Mal vor ein paar Jahren ein Tierversuchsgegner Singer in einem Café in der Nähe des Labors erkannt hat, völlig ausgerastet ist und ihn mit einem Schlag auf den Kopf verletzt hat, dass Blut geflossen ist und ein Krankenwagen gerufen werden musste. Die verbale Gewalt und die reale oder potentielle physische Gewaltbereitschaft, die seine Forschung in der Allgemeinheit hervorruft, können ihm seit 30 Jahren nicht entgangen sein.

Singer hat auch kein Interesse an eine Kommunikation mit Tierversuchsgegnern und die Tierversuchsgegner haben auch kein Interesse an einer Kommunikation mit Singer: Die Situation ist so, dass eine Kommunikation nichts bringen kann, absolut nichts, sie ist nicht konsensfähig, es kann keine Kompromisse geben: Singer will sein Tierversuchs-labor weiter betreiben und die Tierversuchsgegner wollen, dass sein Labor geschlossen wird. Es kann keine Kompromisse geben, das ist nicht möglich und von keiner der Seiten gewollt. Was nützt dann hier eine Kommunikation? Von Singer ist nichts zu erwarten, wir kennen seine Einstellungen, wir kennen seine Forschung, wir kennen seine Forschungsmethoden, er kann uns nichts Neues sagen. Wir können ihm auch nichts Neues sagen, wir wollen nur die Schließung seines Labors. Die Lage ist völlig blockiert, seit Jahrzehnten, es gibt keine Chance auf ein Kompromis. Das Ziel der Tierversuchsgegner ist und bleibt dabei unverändert: Die Tierversuche müssen gesetzlich verboten werden. Es kann kein Dritter in dieser eingefahrenen Situation geben, außer dem Gesetzgeber.

 

28.04.2012 in Bremen – Internationaler Tag zur Abschaffung der Tierversuche