Blog – Jocelyne Lopez

„Revolution“ in der Physik: Abschaffung der Meßkonventionen

Ich verweise auf meine Anfrage vom 28.04.10 an das Albert Einstein Institut Bitte um Klärung an Dr. Markus Pössel und gebe weitere Austausche aus dem MAHAG-Forum über die materielle oder nicht-materielle Natur der Längenkontraktion in der Speziellen Relativitätstheorie wieder:

 

15.08.10 – Zitat von Britta:  

[…] Die Frage ob nun die Längenkontraktion materiell ist macht soviel Sinn, wie zu fragen ob eine Geschwindigkeit materiell ist. Ein Objekt kann viele unterschiedliche Geschwindigkeiten zu vielen Bezugspunkten haben. […]

 

16.08.10 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Ein Objekt kann viele unterschiedliche Geschwindigkeiten zu vielen veränderlichen Bezugspunkten haben, ist ja normal und bestreitet auch keiner, aber es kann nur eine einzige materielle Länge haben, weil man eine Länge sinnvollerweise nur relativ zu einem einzigen unveränderlichen Maßstab misst. Messen ist vergleichen. Logisch, oder? Das ist der grundsätzliche Unterschied zwischen der Messung einer Geschwindigkeit und der Messung einer Länge. Wenn Du das verstanden hast, dann hast Du den primitiven Denkfehler der Relativisten bei der Messung von Längen verstanden. Ist auch kinderleicht zu verstehen.

 

16.08.10 – Zitat von Gerhard Kemme:

Im Prinzip bin ich deiner Meinung – aber als ein Typ, der gerne offen und ehrlich seine Ansichten kund tut, gestehe ich, dass dieses Hinundher etwas langweilig wird und die Sachlage auch nicht völlig trifft, d.h. frei formuliert, würde ich es so ausdrücken, dass die Relativisten ihrer „Relativisten-Linie“ folgen und du deiner „GOM-Linie“ – und da gibt es keine Abweichungen. Im Prinzip existiert eine Art Synthese zwischen solchen Meinungsunterschieden, diese wird allerdings meistens übergangen.

 

17.08.10 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Es gibt hier aus meiner Sicht keine „Art Synthese“, die die abweichenden Linien verbinden könnte: Es geht ja lediglich nur um das Akzeptieren oder das Ablehnen einer Konvention.

Und die Relativisten lehnen die äußerst sinnvolle und seit mehreren Tausenden von Jahren überall auf der Welt von den Menschen unabhängig voneinander erfundene Konvention ab, dass die materielle Länge eines Objektes nur durch Vergleichen mit einem unveränderlichen Maßstab zu bestimmen ist, der willkürlich per Konvention zu setzen ist – wobei es sich sinnvollerweise ergibt, dass ein Objekt nur eine einzige materielle Länge in einem bestimmten Maßeinheitsystem haben kann.

Mit der Ablehnung dieser Konvention der Messung einer Länge mit einem unveränder-lichen Maßstab entziehen die Relativisten der Physik als messende Wissenschaft ihre wissenschaftliche Grundlage. Das ist dieser Umstand, den man vielleicht als die „Revolution des Denkens der Menschen“ erklären könnte, die von der Relativitätstheorie behauptet wird: Man misst eine Länge mit einem Gummiband und innerhalb des selben Masseinheitssystems werden unsinnigerweise unendlich viele verschiedene Längen als gültig erklärt. Ganz tolle „Revolution“ und ganz toller Erkenntnisfortschritt, Kompliment… Was wollen Sie da bloß als „Synthese“ herausarbeiten? Wo sehen Sie einen Mittelweg? Wo sehen Sie Konsensfähigkeit? Ich sehe keine. Entweder akzeptiert man die Messkonvention der Länge eines Objekts, wonach sie durch Vergleich mit einem unveränderlichen, festgesetzten Maßstab zu bestimmen ist – und dabei wird logischerweise nur eine einzige Länge als gültig erklärt – oder man akzeptiert diese Konvention nicht und erklärt unendlich viele Längen dieses Objekts als gültig. Was allerdings sämtliche Messergebnisse unbrauchbar macht und den Sinn des Messens vernichtet…

Ich weiß nicht, wo Sie Konsensfähigkeit in dieser Lage sehen, außer dass man widerstandslos akzeptiert, dass die Physik in ein Kasperletheater verwandelt wird, was mit der Speziellen Relativitätstheorie und ihrer Ablehnung von Meßkonventionen ohnehin schon geschehen ist.

Hier empfehle ich noch einmal die Lektüre von einigen Grundlagen der Messtechnik für die Physik als messende Wissenschaft in der Arbeit des Kritikers Helmut Hille Messen als Erkenntnisakt, zum Beispiel:

Wie ich zeigen werde, haben wir heute eine Situation, in der sich niemand daran stößt, wenn zwischen dem Maß als Meßmittel und dem Gegenstand des Messens nicht klar unterschieden wird und wenn in Meßeuphorie geglaubt wird, auch Maße messen zu können. Doch:
Maßstäbe werden nicht gemessen sondern gesetzt. Sie sind etwas Geistiges, mit deren Hilfe wir verstehen. Ihre Maßeinheiten sind zu definieren und durch Konvention zur Geltung zu bringen.
[…]
Alles Messen ist ein Vergleichen:
Als Kognitionsmuster heißt messen demnach: Kenntniserwerb von unbekannten Abmessungen durch Vergleichen mit Standardmaßen (Maßeinheiten, Normale). Kenntnis von einer unbekannten Abmessung wird dadurch erworben, indem man sie zu einer bekannten Maßeinheit durch Zahlwerte auf Maßstäben in Relation setzt (die Zahl der Maßeinheiten / Normale wird Maßzahl genannt). Relationen sind etwas Mentales. So ist auch alles Messen rein mental. Verstehen heißt: Das Zurückführen des Unbekannten auf ein Vertrautes, dem wir trauen, weil wir es kennen. So auch beim Messen: Als Bekanntes ist das Normal das in allem Messen Gleichbleibende mit dem verglichen wird. Daher muß die Wissenschaft der Messung, die Metrologie, durch geeignete Normale und Definitionen dafür sorgen, daß ihre Maßeinheiten möglichst unveränderlich sind und weltweit gelten. Ohne diese Voraussetzung wären Ergebnisse der Naturwissenschaften fraglich bis wertlos und die moderne Technik büßte an Reproduzierbarkeit ein.
[…]
Für seine Funktion als Urmaß ist es nicht wichtig, daß das Urmeter nun tatsächlich der zehnmillionste Teil eines Erdquadranten ist, sondern nur, daß es als Urmeter definiert ist und als solches zur Verfügung steht.
[…]
Die Verkehrtheit geht heutzutage soweit, daß nicht mehr die Veränderung der Dinge in Raum und Zeit Gegenstand teurer Messungen ist, sondern die Veränderung von Raum und Zeit durch die Dinge, um die angebliche „wahre“ Systemzeit zu ermitteln, so als gäbe es doch eine objektive Zeit.
Aber:
Maßstäbe und ihre Einheiten sind keine Frage der Wahrheit sondern der Gültigkeit. Sie werden nicht durch Tatsachen sondern durch Normen bestimmt. Einzig auf ihnen beruht unser Wissen über Quantitäten.
[…]
Einzig die definierten Größen sind es, die uns Verständnis von Messungen geben und die wissenschaftlich verbindliche und anwendbare Aussagen gestatten.
Und mit was will man überhaupt messen, wenn die Maßeinheiten selbst erst gemessen werden müßten???
[…]
Und noch etwas: Erkenntnisprobleme wollen nicht „gelöst“ sondern aufgelöst werden; sie bedürfen nicht der „Erklärung“ sondern der Klärung. Nur Klärung schafft Klarheit. […]

(Helmut Hille)

 

Wenn Sie die Meßkonventionen einer Länge auch nicht akzeptieren wollen und mit der Speziellen Relativitätstheorie und seiner „Revolution“ des Denkens des Menschen (sprich Abschaffung von unveränderlichen Maßstäben) die Physik in ein lächerliches Kasperletheater mitverwandeln wollen, bitteschön. Oder aber finden Sie selbst eine „Art Synthese“ zwischen der „Relativisten-Linie“ und der „GOM-Linie„, wenn Sie es besser können als ich, das steht jedem Kritiker frei und ich habe überhaupt nichts dagegen, ganz im Gegenteil.

(Jocelyne Lopez)

 

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Siehe auch:

Die Längenkontraktion ist wahr, aber nicht wirklich wahr…
Was meint Dr. Markus Pössel mit “real” und “materiell”?
Länge eines Stabes gemäß Einstein: Was nun?
Die Natur der Längenkontraktion soll nicht eindeutig geklärt werden
Die Anhänger der Relativitätstheorie wollen etwas verschleiern
Die Relativitätstheorie lebt von der sprachlichen Unschärfe und der Verschleierung des Unerwünschten



Comments

  1. August 23rd, 2010 | 08:40

    […] „Revolution“ in der Physik: Abschaffung der Meßkonventionen Die Längenkontraktion ist wahr, aber nicht wirklich wahr… Was meint Dr. Markus Pössel mit “real” und “materiell”? Die Natur der Längenkontraktion soll nicht eindeutig geklärt werden Die Anhänger der Relativitätstheorie wollen etwas verschleiern Die Relativitätstheorie lebt von der sprachlichen Unschärfe und der Verschleierung des Unerwünschten zurück nach oben | Veröffentlicht in Kritik der Relativitätstheorie […]

  2. August 27th, 2010 | 09:05

    […] Siehe auch: „Revolution“ in der Physik: Abschaffung der Meßkonventionen Die Längenkontraktion ist wahr, aber nicht wirklich wahr… Was meint Dr. Markus Pössel mit […]