Blog – Jocelyne Lopez

Austausch mit Herrn Dr. Markus Poessel vom 26.10.08

Ich erhielt im Zusammenhang mit dem Austausch mit Herrn Dr. Markus Pössel von 19./20.10.08 folgende E-Mail-Antwort:

Von Markus Pössel
An Jocelyne Lopez
Datum: 26.10.08
Betr.: Re: Fragen zur Speziellen Relativitätstheorie

Sehr geehrte Frau Lopez,

bitte haben Sie Verstaendnis, wenn ich mich auf Zeitgruenden einmal mehr auf das konzentriere, was ich fuer das Wesentliche halte, und zunaechst nicht auf Ihre weiteren Fragen eingehe. Das Wesentliche ist aus meiner Sicht, wie schon gesagt, meine Argumentation in meiner letzten Mail. Aus dieser Argumentation folgen meine Antworten auf so ziemlich alle Fragen, die Sie bislang zur Laengenkontraktion gestellt haben.

Sie schreiben zu meiner Argumentation leider nur kurz, ueber „diese
Aussagen“ (naemlich den Absatz „Damit ist nicht verwunderlich…“ und folgende) haetten wir uns bislang mitnichten geeinigt. Das habe ich auch nicht behauptet; ich behaupte allerdings, dass dies recht direkte Folgerungen aus Aussagen sind, auf die wir uns geeinigt hatten: dem Vorgehen bei der Laengenmessung und dem Umstand, dass Gleichzeitigkeit in der Speziellen Relativitaetstheorie relativ, das heisst: vom Bezugssystem abhaengig ist.

Sie haben in Ihrer Mail vom 7. Oktober geaeussert, Sie seien bemueht, u.a. meine Zeit zu schonen. Dafuer bedanke ich mich; in diesem Falle waere meine Zeit am effektivsten eingesetzt, wenn Sie in Ihrer naechsten Mail nicht noch zusaetzliche Fragen aufwerfen, sondern ganz konkret darauf eingehen koennten, wie Sie es vereinbaren, einerseits den Aussagen zuzustimmen, auf die wir uns geeinigt haben (s.o.), andererseits meine Folgerungen daraus (siehe Argumentation meiner letzten Mail) abzulehnen. Da liegt aus meiner Sicht der Schluessel zu den Verstaendnisproblemen in punkto Laengenkontraktion, von denen Sie sprachen.

Mit den besten Gruessen,
Markus Poessel

P.S.: Im Gegensatz zu dem, was Sie schreiben, behaupte ich nicht, zwei gegeneinander bewegte Objekte koennten mehr als eine Relativ-
geschwindigkeit haben. Ich behaupte lediglich, dass ein Objekt gegenueber einem weiteren Objekt A eine andere Relativgeschwindigkeit haben kann als gegenueber einem dritten Objekt B. Ebenso wie bei der Laengenmessung ja von jedem Bezugssystem aus nur ein einziger Messwert herauskommt – aber eben im allgemeinen von einem Bezugssystem A aus ein anderer Wert als von einem anderen Bezugssystem B aus.

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Dazu meine Antwort am selben Tag:

Von Jocelyne Lopez
An Markus Pössel
Datum: 26.10.08
Betr.: Re: Fragen zur Speziellen Relativitätstheorie

Sehr geehrter Herr Dr. Pössel,

Vielen Dank für Ihre E-Mail vom 26.10.08.
Sie schreiben:

bitte haben Sie Verstaendnis, wenn ich mich auf Zeitgruenden einmal mehr auf das konzentriere, was ich fuer das Wesentliche halte, und zunaechst nicht auf Ihre weiteren Fragen eingehe.[…] Sie haben in Ihrer Mail vom 7. Oktober geaeussert, Sie seien bemueht, u.a. meine Zeit zu schonen. Dafuer bedanke ich mich; in diesem Falle waere meine Zeit am effektivsten eingesetzt, wenn Sie in Ihrer naechsten Mail nicht noch zusaetzliche Fragen aufwerfen, sondern ganz konkret darauf eingehen koennten, wie Sie es vereinbaren, einerseits den Aussagen zuzustimmen, auf die wir uns geeinigt haben (s.o.)[…]

Ich finde es sehr enttäuschend und sehr bedauerlich, dass Sie auf meine Fragen nicht eingehen möchten, die ich ausgerechnet so konkret und so gezielt gestellt habe, um Ihre Zeit zu schonen. Dabei verlieren Sie wohl mehr Zeit damit, Ihr Ausweichen von meinen Fragen zu rechtfertigen, als Sie gebraucht hätten, die Fragen gezielt und knapp zu beantworten. Ich beschäftige mich wie gesagt seit Jahren mit der Hinterfragung der Relativitätstheorie und habe keinen Bedarf mehr an der bloßen Darstellung der Theorie, sondern vielmehr an ihre Hinterfragung. Ich habe Sie daher nicht angesprochen, damit Sie mir die Relativitätstheorie bloß darstellen,- das kann ich ja aus jedem beliebigen Sachbuch oder im Internet entnehmen ohne Sie zu bemühen – sondern damit Sie als Vertreter der öffentlichen Stelle, die mir vom Bundesministerium für Bildung und Forschung 2007 genannt wurde (siehe die E-Mail von Prof. Dr. Jürgen Richter im Auftrag der Bundesministerin Frau Dr. Annette Schavan), verbindliche Antworten zur Hinterfragung und zur Kritik dieser Theorie geben.

Sie schreiben:

P.S.: Im Gegensatz zu dem, was Sie schreiben, behaupte ich nicht, zwei gegeneinander bewegte Objekte koennten mehr als eine Relativ-geschwindigkeit haben. Ich behaupte lediglich, dass ein Objekt gegenueber einem weiteren Objekt A eine andere Relativ-geschwindigkeit haben kann als gegenueber einem dritten Objekt B.

Zur Tatsache, dass ein Objekt gegenüber einem weiteren Objekt A eine andere Relativgeschwindigkeit haben kann als gegenüber einem dritten Objekt B, brauchen wir keine lange Diskussion, um eine Übereinstimmung zu erzielen: Das ist ja trivial.

Die Frage, die ich deutlich gestellt und veranschaulicht hatte war ganz anders gelagert und betrifft die Relativgeschwindigkeit zwischen zwei zueinander bewegten Objekten. Die SRT postuliert, dass der Beobachter A eine andere Relativgeschwindigkeit zum Beobachter B misst, als der Beobachter B zum Beobachter A. Und das ist eben mein Einwand und der Einwand von zahlreichen Kritikern: Zwei gegeneinander bewegte Objekte können nur eine einzige Relativ-geschwindigkeit zueinander haben, mathematisch und physikalisch exakt reziprok, sonst ist das Relativitätsprinzip, das Albert Einstein selbst für seine Theorie ausdrücklich zugrundelegt, vernichtend verletzt: Mit der Annahme von zwei verschiedenen Relativgeschwindigkeiten zwischen zwei Objekten (siehe z.B. Zwillingsparadoxon), widerspricht Albert Einstein seiner eigenen Prämisse der Gültigkeit des Relativitätsprinzips und der exakten Reziprozität und widerlegt selbst seine eigene Theorie.

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Sie schreiben:

Ebenso wie bei der Laengenmessung ja von jedem Bezugssystem aus nur ein einziger Messwert herauskommt – aber eben im allgemeinen von einem Bezugssystem A aus ein anderer Wert als von einem anderen Bezugssystem B aus.

Auch das ist trivial und braucht nicht weiter erörtert zu werden.

Meine Hinterfragung und meine Einwände waren ganz anders gelagert und betreffen die Bestimmung der realen, materiellen, physikalischen Länge eines Objekts. Wir sind darüber einig, dass ein Objekt eine einzige materielle Länge hat und dass diese materielle Länge bei Messungen sich nicht verändert. Die Meßvorschrift Einsteins, die unendlich viele Längen eines Objektes durch unendlich viele bewegte Beobachter erzielt, ist also ungeeignet, die materielle Länge eines Objekts zu bestimmen und ist in der Physik völlig irrelevant und unbrauchbar. Sie bezieht sich lediglich auf Scheineffekte, die Physik beschäftigt sich jedoch nicht mit Schein, sondern mit Sein. Es ist also völlig unannehmbar, ungültig und unzulässig  irgendwelche relativistische Scheineffekte bei Messungen von materiellen Längen (und daher von Geschwindigkeiten) zu berücksichtigen. Sogenannte „relativistische Korrekturen“ haben also in der Physik keine Berechtigung.

Darüber hinaus komme ich zurück auf die in meiner letzten E-Mail zitierten Aussagen Ihres Kollegen Prof. Dr. Harald Lesch in einem Lehrvideo für naturwissenschaftlich interessierte Mathematik- und Physiklaien aus der breiten Öffentlichkeit anlässlich des Einstein-Jahres 2005 (das wohlbemerkt mit 10 Mio Euro vom Bund gefördert wurde), die Sie leider auch unkommentiert gelassen haben:

Originalton Prof. Harald Lesch:
„In der Speziellen Relativitätstheorie, wenn man in die Nähe der Lichtgeschwindigkeit kommt, dann ist 1 und 1 nicht 2, sondern 1 und 1 ist 1. Lichtgeschwindigkeiten addieren sich nicht mehr. Das ist vorbei. Nichts mehr. Gar nichts mehr. Und diese Idee, dass die Lichtgeschwindigkeit in allen Bezugssystemen konstant ist, die hat Einstein 1905 veröffentlicht, in seinem berühmten Werk „Elektrodynamik bewegter Medien“ […]“

Abgesehen davon, dass Prof. Lesch den Titel des Werks Einsteins falsch genannt hat, hat er das in der Geschichte der Physik einzigartige Postulat Einsteins der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit zu bewegten Beobachtern richtig beschrieben: Einzig und allein Albert Einstein hat in der Tat die absolute Konstante der Lichtgeschwindigkeit zu bewegten Beobachtern postuliert, und kein einziger Wissenschaftler vor ihm. Und Prof. Lesch hat auch für Mathematiklaien aus der breiten Öffentlichkeit die mathematische Modellierung dieses Postulats richtig beschrieben: Mathematisch ergibt sich zwangsläufig mit diesem Postulat bei der Addition der Geschwindigkeiten, dass 1 + 1 = 1.

Das deckt sich mit Ihren eigenen Aussagen am Anfang unserer Korrespondenz, wo Sie bestätigt haben, dass die relativistische Geschwindigkeitsaddition in meinem Strandparadoxon für die berechneten Relativgeschwindigkeiten zwischen Welle und jeweiligen Beobachtern korrekt ist: Hier addiert sich nämlich die als konstant postulierte Geschwindigkeit der Welle (70 km/h) gar nicht mit den Geschwindigkeiten der Beobachter (3, 4, 8 bzw. 10 km/h), sondern die Geschwindigkeiten addieren sich gar nicht, kein bisschen. Die Relativgeschwindigkeit der Welle bleibt immer 70 km/h, egal zu welchen bewegten Beobachtern man sie mit der Formel der relativistischen Geschwindigkeitsaddition berechnet. Die Ausrechnung der Formel bewirkt rein gar nichts auf die von vornherein als konstant postulierte Geschwindigkeit der Welle. Ihre Aussagen, siehe Ihre E-Mail vom 21.07.08:

„Wenn man sich trotzdem auf die Analogie einlaesst und in den Formeln der speziellen Relativitaetstheorie c=70 km/h setzt, dann sind die Rechnungen von Trigemina aus meiner Sicht korrekt.“

In diesem Zusammenhang möchte ich Sie auf einen wesentlichen Kritikpunkt von vielen Kritikern der SRT aufmerksam machen, der im Jahr der Mathematik 2008 ein besonderes Augenmerk verdient: Über den weit verbreiteten Glauben an die Unfehlbarkeit der Mathematik. Jedoch erinnere ich, dass die Mathematik eine Sprache ist, die hier physikalische Vorgänge beschreibt, wobei diese Beschreibung sich sowohl auf die Erfahrung (Technologie) als auch auf Hypothesen (Modelle) beziehen kann.

Die Mathematik hat jedoch auf gar keinen Fall eine Beweiskraft für die Gültigkeit der beschriebenen Hypothesen!! Die Mathematik hat nur Beweiskraft für ihre eigenen Grundsätze und für ihre eigene Methodologie. Und bei dieser mathematischen Beschreibung des Postulats Einsteins der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit zu bewegten Beobachtern ist folgendes festzuhalten:

1) Diese mathematische Beschreibung hat gar keine Beweiskraft für dieses Postulat auf der physikalischen Ebene. Man kann genau so gut etwas Gegenteiliges oder etwas Anderes mit Bezug auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Lichts und der Geschwindigkeitsaddition mathematisch beschreiben. Gar kein Problem.

2) Diese mathematische Beschreibung verletzt grob die eigenen Grundsätze und die eigene Methodologie der Mathematik, indem sie zu einer Gleichung der Art
1 + 1 = 1 führt. Sie ist also mathematisch gesehen ungültig und unzulässig.

Mit freundlichen Grüßen
Jocelyne Lopez



Comments

  1. Oktober 27th, 2008 | 12:08

    […] 26.10.08: Austausch mit Herrn Dr. Markus Poessel vom 26.10.08 […]

  2. November 3rd, 2008 | 12:39

    […] erhielt im Zusammenhang mit dem Austausch mit Herrn Dr. Markus Pössel von 26.10.08 folgende E-Mail-Antwort: Von Markus Pössel An Jocelyne Lopez Datum: 02.11.08 Betr.: Re: Fragen […]