Blog – Jocelyne Lopez

Helmut Hille: Schein und Sein unterscheiden

Die Kernaussage der SRT ist doch, dass eine relative Geschwindigkeit etwas bewirken kann, wenn auch nicht durch Newtonsche Kräfte. Dabei wird jedoch der Bewegungseindruck und das Maß der Geschwindigkeit erst vom Beobachter durch Verwendung eines Bezugssystems erzeugt! Ohne einen Bezug macht die Aussage über Richtung und Größe einer Bewegung nicht den geringsten Sinn! Während also ein totes Objekt mangels eigener Antriebe jeder Art  von sich aus nur in seinem Zustand verharren kann (Newton), sehen wir es infolge unserer am Lebendigen geübten Sehgewohnheit ganz automatisch als im objektiven Zustand der Ruhe oder der gleichförmig-geradlinigen Bewegung, als handle es sich um ein Lebewesen. Weil es sich hier um eine in der Kindheit erworbene Gewohnheit handelt, sind wir uns ihrer nicht bewusst! Die Aufklärung und Anerkennung dieser Sehgewohnheit wird die SRT deshalb ganz automatisch zu Fall bringen, weshalb es so wichtig ist, sich mit den Mechanismen unserer Erkenntnis zu befassen. Das wird mehr an Einsicht über Einsteins Thesen bringen, als alle kritischen rein physikalischen Überlegungen. Es gilt eben Sein und Schein zu unterscheiden! Newtons Physik ist eine Physik des Seins, Einsteins Physik eine Physik des Scheins, denn Einstein konnte wegen mangelnder Selbstwahrnehmung (Autismus) nicht zwischen Sein und Schein unterscheiden und wurde in seinem Defizit durch Machs Sensualismus bestärkt. Mach hielt den Augenschein für besonders objektiv, weshalb er auch die Existenz von Atomen bestritt. Aber der Augenschein ist eben ein Schein, wie unsere Sprache schon weiß, die das Ergebnis einer langen Erfahrung der Menschheit ist.

Was also nur im Kopf des Beobachters infolge einer für ihn nützlichen Sehgewohnheit existiert, kann nicht Gegenstand der Physik sein. Da Einstein nicht zwischen Sein und Schein unterscheiden konnte, hat er dafür sein Denken auf die Dinge projiziert und sich dann zu Unrecht gewundert, warum sie ihm so verständlich sind. Und so machen es auch seine Anhänger, die tote Objekte als ihresgleichen behandeln, weshalb sie so überzeugt vom Besitz der Wahrheit sind. Sie glauben die Welt zu verstehen, die jedoch nur der Spiegel ihrer eigenen Denkgewohnheiten ist, weshalb sie ihnen so vertraut vorkommt. In Abwandlung eines Wortes von Lichtenberg muss man ihnen sagen: Wer nur Physik versteht, versteht auch die nicht recht! Schon die Einführung mehrerer Beobachter, welche die unterschiedlichsten Relativgeschwindigkeiten eines Objekts ergibt, ist in der Lage, die SRT ad absurdum zu führen, denn die Welt, mit der es die Wissenschaft zu tun hat, kann immer nur eine sein, soll Wissenschaft nicht ihren Allgemeingültigkeitsstatus verlieren.

Wer wie Einstein eine Rolle des Beobachters entschieden bestreitet, wird dann auch nicht anerkennen, dass es sich bei physikalischen Größen um rein geistige Setzungen handelt, die wir an die Natur herantragen, um mit ihr geistig und real umgehen zu können. Ganz charakteristisch ist, dass Physiker – nicht nur Relativisten (und da liegt der Hund begraben!) – physikalische Größen wie Raum (Längen), Zeit, Masse, Energie usw. usf. für physikalische Objekte ansehen, weshalb sie ständig versuchen, sie mit materiellen Eigenschaften wie „gebogen“, „gekrümmt“, „gedehnt“ usw. in Verbindung zu bringen. Hintergrund ist hier ein bei Naturwissenschaftlern, insbesondere bei Physikern anzutreffender latenter Materialismus, der in Betriebsblindheit eine Eigenständigkeit des Mentalen bestreitet. Für Einstein war alles Geistige nur „Illusion“. Auch diese ideologische, ebenfalls meist unbewusste Seite gilt es zu verstehen, um die hartnäckige Verteidigung Einsteins zu begreifen.

Die Aufgabe der Einsteinkritik ist also umfassend. Die physikalische Seite ist da nur ein Nebenschauplatz. Das Hauptproblem ist die mangelnde Bildung der Verantwortlichen und eine allgemein fehlende geistige Reife. Wer dagegen weiß, dass Raum, Zeit, Masse, Energie usw. usf. physikalische Größen sind, von Menschen gesetzt und durch internationale Vereinbarungen zur Geltung gebracht (was ja niemand wird ernstlich bestreiten können) und das „Ruhe“ und „Bewegung“ toter Objekte Eindrücke sind, die nur im Kopf eines Beobachters existieren, dem sind Einsteins autistische Thesen einfach gegenstandslos. Versucht man dagegen, sie zu widerlegen, begibt man sich auf ihr Niveau und macht sich zwangsläufig ihre Denkfehler zu eigen.

(Helmut Hille)
http://www.helmut-hille.de/ (WEGE DES DENKENS)
http://www.helmut-hille-philosophie.de/ (ZEIT UND SEIN)