Blog – Jocelyne Lopez

G.O. Mueller: Nachweis 1 – Abschaffung der Wissenschaftsfreiheit

Ich verweise auf meinen Eintrag 10 Thesen zum Grundrecht der Freiheit der Wissenschaft und zitiere weiter aus dem Brief von G.O. Mueller über Wissenschafts-freiheit an 639 Staatsrechtslehrer vom März 2008, der auch in den Katalog der Bibliothek des Bundesverfassungsgerichts aufgenommen wurde: 

Die Dokumentation liefert zum Nachweis des Kulturbruchs – erstmals – folgende Beiträge:

Nachweis 1: Abschaffung der Wissenschaftsfreiheit 

Erstmals werden die Vorgänge 1922 in Leipzig anläßlich der Jahrhundertfeier der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte (GDNÄ) als Abschaffung der Wissenschaftsfreiheit erkannt und veröffentlicht: die Mehrheit der Wissenschaftler der theoretischen Physik unter Führung von Max Planck beschlossen, künftig keine Kritik der Relativitätstheorien mehr zuzulassen, keine kritischen Vorträge und keine kritischen Diskussionen, sondern nur noch Jubelvorträge.

Die in Leipzig ausgeschlossenen Wissenschaftler als Vertreter der kritischen Minderheit verteilten während der Festsitzung auf der Straße vor dem Versammlungsgebäude einen von 19 “Physikern, Mathematikern und Philosophen” unterzeichneten Handzettel, der gegen den Ausschluß der Kritik protestierte: gewissermaßen ein früher Akt der Notwehr der “außerparlamentarischen Opposition”, damals gegen die Diktatur in der Physik. (Wortlaut des Handzettels ist abgedruckt in der Dokumentation, Kap. 3, S. 272; Datei in Verzeichnis 2 der CDROM.) 

Dieses Ereignis wird bis zum heutigen Tage von der akademischen “Wissenschaftsgeschichte” als großartiger Erfolg und Sieg der einzig wahren und rechtgläubigen Physik gefeiert; so auch noch in einer Veröffentlichung im Jahr 2000 unter der Ägide der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Schönbeck, Charlotte: Albert Einstein und Philipp Lenard. Berlin 2000.
42 S.). 

Akademien und Universitäten als geistige Zentren der akademischen Wissenschaften bejubeln und sanktionieren damit – seit 85 Jahren – den anhaltenden Rechtsbruch und Kulturbruch von 1922 in der theoretischen Physik.

(G.O. Mueller)