Blog – Jocelyne Lopez

Deine Last hat mich stark gemacht

Ich gebe Austausche aus der Diskussion Esowatch illegal? aus dem Forum PSW wieder:

 

12.11.09 Zitat sinus:

Was ich weiß: Es gibt hier etwas auf der Erde, was uns nicht liebt;-) Britta ist jemand, der das aufdecken will und sie mag sich auch schon mal vertun, verrennen, irren, wie viele Menschen sich vertun, verrennen, irren. ABER: Ich mag an ihr den Mut, sich den Dingen zu stellen und die OFFENHEIT – relativ*g – für Unkonventionelles.

ICH nehme es wahr, dass die Spielräume, solche Dinge zu äußern – nur zu äußern – immer enger werden.

Was ich mir wünsche: Die Fähigkeit zu lieben und NICHT zu kämpfen. Die Fähigkeit, dass das viele Menschen vereint, damit sie sich nicht SELBST opfern oder verletzen und andere damit hineinziehen.

Ich, für meinen Teil, übe das und lasse los, damit ich MIT den Dingen nicht untergehen werde;-) Das materielle Denken ist so … einfach.. Es gibt Dinge, die viel mehr Kraft haben, viel machtvoller sind und viel wichtiger;-) Ich finde mich damit ab, in einem Land geboren zu sein, in einer Zeit, die gegen mich den leisen, brutalen Krieg führt. Ich bin erschrocken und bestürzt und unendlich traurig, was ich alles nicht verstanden und gemerkt habe. Was niemand in meiner Umgebung verstanden und gemerkt hat. Ich finde mich damit ab, NICHT in einer sog. Demokratie zu leben, dass es keine echte Freiheit gibt, dass Materialismus nur die Möhre an der Angel ist, hinter die der Esel herläuft und nie erreichen kann. Dass diese Massendroge-Wonderland nur kurzzeitg funktioniert, weil sie unsere Lebensgrundlagen zerstören;-) Das alles das, was wirklich nährt, verbindet, erdet und lebendig ist, ausgerottet wurde und WIRD;-) Was ist meine Aufgabe? Diese Werte aufzugeben und als nicht dauerhaft lebbar zu erkennen. Ich bin bereit;-) Zu dienen. Der Liebe;-)

  

12.11.09 Zitat Jocelyne Lopez:

Ich, für meinen Teil, übe das und lasse los, damit ich MIT den Dingen nicht untergehen werde“

Das ist ein Weg, der berechtigt ist. Es ist die absolute Priorität, die absolute Priorität, dass ein Mensch nicht untergeht.

Und vielleicht weiß der Mensch auch am besten selbst, wie er sich davor schützen kann, nicht zu untergehen. Vielleicht. Ist aber nicht sicher, es gehen viele Menschen unter, die sich selbst nicht schützen konnten, die den Weg zur Selbsterhaltung in einer gefährlichen, zerstörerischen Umgebung nicht gefunden haben. Und unsere Gesellschaft ist für sehr viele ihrer Kinder gefährlich und zerstörerisch.

Loslassen als Selbstschutz verbirgt eine Gefahr zum Beispiel bei Menschen, die eine große Fähigkeit zu lieben haben, weil für sie die Leiden der Andere als eigene Leiden empfunden werden (Mit-Leid). Hier hilft loslassen nicht, was die Leiden der Andere betrifft. Außer man wandert z.B. nach Kanada aus und lebt einsam in einer Hütte abgeschirmt vom Rest der Welt bis zu seinem Tod.

Der Kampf gegen Leiden, gegen eigene und gegen fremde Leiden, kann möglicherweise ein besserer Weg zum Selbstschutz sein, vielleicht. Nicht etwa, um ein ideales und abstraktes Ziel zu erreichen, sondern, um stärker zu werden. Stärker für sich selbst und für die Gesellschaft. Die Gesellschaft braucht starke Menschen, sie braucht keine Menschen, die untergehen.

Vielleicht liest Du diesen Beitrag von Andreas Kemmerer, der zeigt, dass auch der Kampf gegen Leiden, dass auch das Nicht-Loslassen, stärker machen kann, zum Beispiel:

Deine Last hat mich stark gemacht

Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch.“ (Johann C. F. Hölderlin)

Folgende Geschichte aus Tunesien soll den wesentlichen Grundgedanken, den ich Ihnen vermitteln möchte, als Metapher zusammenfassen.

Ein Mensch konnte nichts Schönes und Gesundes ertragen. Als er in einer Oase einen jungen Palmbaum im schönsten Wuchs fand, nahm er einen schweren Stein und legte ihn der jungen Palme mitten in die Krone. Mit einem Lachen ging er weiter.

Die Palme versuchte die Last abzuwerfen. Sie schüttelte und bog sich. Vergebens.

Sie krallte sich tiefer in den Boden, bis ihre Wurzeln verborgene Wasseradern erreichten. Diese Kraft aus der Tiefe und die Sonnenglut aus der Höhe machten sie zu einer königlichen Palme, die auch den Stein hochstemmen konnte.

Nach Jahren kam der Mann wieder, um sich an dem Krüppelbaum zu erfreuen. Da senkte die kräftige Palme ihre Krone, zeigte den Stein und sagte: „Ich muss Dir danken. Deine Last hat mich stark gemacht.

 

Oder vielleicht liest Du auch diese Seite in meinem Blog: Boris Cyrulnik verkörpert ein Beispiel der Menschlichkeit, der Zuversicht und der Freiheit.

Liebe Grüße
Jocelyne