Blog – Jocelyne Lopez

Und sie trugen die Schleppe, die gar nicht da war

Ich komme auf den Artikel von Dr. Wolfgang Engelhardt Herleitung der konstanten Lichtgeschwindigkeit für alle Beobachter unter Voraussetzung der Lorentz-transformation im Blog der GFWP zurück und verweise auf meinen Kommentar vom 27.08.09 :

Helmut Hille schrieb in einer privaten E-Mail in diesem Zusammenhang:

“Die Gleichsetzung von einer Geschwindigkeit relativ zur Erde mit beliebiger Relativgeschwindigkeit durch Einstein und seine Anhänger ist für mich nicht überraschend. Da wo jegliche Rolle des Beobachters bestritten wird, wird auch nicht gesehen, dass es zur eingeübten nützlichen Denkgewohnheit des Erdbewohners gehört, alles AUTOMATISCH auf die Erde zu beziehen. Weil es aber angeblich keine Beobachterrolle gibt, wird dieser stillschweigend mitgedachte Bezug nicht gesehen.”

Diese Überlegungen spielen m.E. eine Schlüsselrolle bei der Entstehung – und vor allem bei dem Tradieren – dieser absurden Annahme, die Lichtgeschwindigkeit sei unabhängig von der Geschwindigkeit des bewegten Beobachters. Würde man zum Beispiel den ADAC fragen, ob die Geschwindigkeit eines Autos auf der Autobahn gleichzusetzen sei mit der Geschwindigkeit dieses Autos relativ zu einem anderen fahrenden Fahrzeug, würde er uns laut auslachen. Was aber der ADAC und sonst jedermann versteht, der die Grundschule besucht hat – und nicht mal das, weil dieses Verständnis der Lebenserfahrung jedes Menschen entspricht – sind ausgebildete Physiker und sogar Nobelpreisträger nicht mehr in der Lage zu verstehen. Das ist schier unglaublich.

Noch katastrophaler ist der Umstand, dass die etablierte Science Community wohl aus psychologischen Gründen nicht in der Lage ist, diesen Fehler zu gestehen: je primitiver ein Fehler ist, desto schwieriger und peinlicher es ist, ihn zu erkennen und zu berichtigen. Das ist ja auch menschlich. So ist meiner Meinung nach die Schreckstarre der angesprochenen Experten bei diesem Punkt zu erklären: Ob öffentlich oder privat meiden sie einen Meinungsstreit darüber, gehen nie auf Argumente ein, versuchen abzulenken oder zu vernebeln, brechen Austausche ab und schweigen. Sie verhalten sich wie der Kaiser im berühmten Märchen von Hans Christian Andersen „Des Kaisers neue Kleider„, das oft im Zusammenhang mit der Speziellen Relativitätstheorie von Kritikern herangezogen wurde:

“Aber er hat ja gar nichts an!” rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: “Nun muss ich aushalten”. Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.

(Jocelyne Lopez)



Comments

  1. August 30th, 2009 | 07:33

    […] verweise auf meinen Eintrag Und sie trugen die Schleppe, die gar nicht da war, sowie auf das unsägliche Buch von Prof. Dr. Jürgen Renn, Direktor am Max Planck Institut für […]