Blog – Jocelyne Lopez

Peter Ripota: Wie man Heilige erschafft

Wissen Sie, dass – und wann – Einstein zum Heiligen erhoben wurde? Das kam so: Im November 1919 ergaben Daten einer Sonnenfinsternis, dass Einsteins Voraussagen bezüglich der Sonnenlicht-Ablenkung stimmten und die von Newton nicht. Die Daten wurden telegrafisch von dem berühmten Astronomen Arthur Eddington an die Akademie der Wissenschaften in London übermittelt, woraufhin ungeheurer Jubel ausbrach. Und dabei wurde Einstein zum Heiligen erhoben. Der Ausdruck stammt von seinem großen Bewunderer und schönschreiberischen Biografen Abraham Pais. Der bezeichnete den 6.11.1919 als

den Tag, an dem Einstein kanonisiert (= zum Heiligen erhoben) wurde.

Der Mathematiker und Philosoph Alfred North Whitehead sagte später, dort habe eine Atmosfäre geherrscht

wie bei einem griechischen Drama: Wir waren der Chor … Ein großes geistiges Abenteuer war zuletzt sicher an der Küste gelandet.

Wundert es Sie vielleicht, dass Eddingtons Daten gefälscht waren? Einerlei, so werden Heilige gemacht, zu deren Lebzeiten, und die Naturwissenschaft – insbesondere die Physik – erweist sich als im tiefsten Grunde religiös. Doch im Gegensatz zur Kirche glaubt die Wissenschaft nicht an den Einen Gott, sondern an viele, und das macht unbescheiden und öffnet dem Götzendienst Tür und Tor. So konnte einer, der wie der Inbegriff des stillen Gelehrten aussieht, mit weißen Haaren und verträumten Blick, zum Wissenschaftler des Jahrhunderts gewählt werden, auch wenn er nur ein rücksichtsloser Träumer war.

(Peter Ripota)

 

————————————————————

NB: Siehe hierzu in meinem Blog: Sonnenfinsternis über die theoretische Physik?



Comments

  1. September 17th, 2010 | 07:53

    […] von 1919: Nachgewiesene Fälschung der Ergebnisse Peter Ripota: Wie man Heilige erschafft Sonnenfinsternis über die theoretische […]