Blog – Jocelyne Lopez

Paul Watzlawick: Wir müssen umdenken lernen

Ich komme auf Ausführungen von G.O. Mueller in diesem Blog zurück, die m.E. sehr ersichtlich darlegen, dass wir in der Physik keine anderen Geschwindigkeiten als Relativgeschwindigkeiten messen können:

8. Erkenntnis Nr. 3: Wenn die Schritte 1 – 4 notwendig sind und die Erkenntnisse Nr. 1 – 2 richtig sind, dann kann es in der Physik keine nichtrelativen Geschwindigkeiten geben; die Behauptung einer nichtrelativen Geschwindigkeit steht im Widerspruch zur Physik.

10. Anmerkung Nr. 2: Die Theorievertreter haben mit gutem Grund nie ein Experiment mit einem Lichtstrahl und dazu mehreren verschieden bewegten Beobachtern vorgeschlagen, weil sie dann für den Lichtstrahl und jeden Beobachter die Schritte 1-5 durchführen müßten und damit die Relativität aller Bewegungen und aller Geschwindigkeiten und somit auch die Relativität der Lichtgeschwindigkeit aufgedeckt und bewiesen wäre – was sie unbedingt verhindern müssen.

(G.O. Mueller)

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Das sehe ich persönlich genauso: Eine Geschwindigkeit kann nur dann als mathematischer Parameter existieren, wenn zwei Objekte in Relation gebracht werden. Es gibt also per Definition in der Physik und in der Mathematik keine absolute Geschwindigkeit. Auch die Lichtgeschwindigkeit c wurde in Bezug auf ein anderes Objekt (implizit) ermittelt: Die Erdoberfläche. Die Lichtgeschwindigkeit ist also auch als Relativgeschwindigkeit gemessen und fälschlicherweise als absolute Geschwindigkeit erklärt worden, so wie G.O. Mueller es auch ausführt: „Die SRT arbeitet zur Einführung der „nichtrelativen Geschwindigkeit des Lichts“ mit dem Trick, die Schritte 1 – 5 zu unterschlagen und so zu tun, als seien Geschwindigkeiten unmittelbar gegeben und erkennbar„.

An dieser Stelle möchte ich Aussagen von Paul Watzlawick wiedergeben, zitiert von Helmut Hille in der Seite seiner Homepage Das Realprinzip als Erkenntnisstrategie

1. Der Faktor „Beziehung

Anläßlich zweier Vorträge über die Relativität von Wirklichkeit im Rahmen der „Wiener Vorlesungen“ im Rathaus von Wien, „einem internationalem Forum für bedeutende Persönlichkeiten„, hat der bekannte Philosoph und Psychologe Paul Watzlawick „zur Erweiterung unserer Sichtweise durch den Faktor ‚Beziehung‘“ auf folgendes hingewiesen.

Wir müssen umdenken lernen. Wie das aussehen kann, dafür bietet uns Bertrand Russell einen sehr wichtigen und brauchbaren Hinweis. Er verweist darauf, daß ein häufiger Fehler in der Wissenschaft darin liege, zwei Sprachen zu vermengen, die streng voneinander getrennt sein müßten. Nämlich die Sprache, die sich auf die Objekte bezieht, und die, die sich auf Beziehungen bezieht. Ein Beispiel: wenn ich sage, dieser Apfel ist rot, dann habe ich in der Objektsprache eine Eigenschaft dieses Objektes Apfel bezeichnet. Sage ich dagegen, dieser Apfel ist größer als jener, dann habe ich eine Aussage über die Beziehung gemacht, die sich nicht mehr auf den einen oder den anderen Apfel zurückführen läßt. Die Eigenschaft des Größerseins kann nur in Bezug auf die Beziehung verstanden werden. Das ist so schwer zu begreifen. Unser beginnendes Verständnis der Eigenschaften von Beziehungen ist noch ein sehr rudimentäres und gibt uns bisher eigentlich mehr Rätsel auf als Erklärungen“.

(Paul Watzlawick, Vom Unsinn des Sinns oder vom Sinn des Unsinns, Picus Wien 1993, S.30)



Comments

  1. Juli 25th, 2008 | 15:21

    […] das jedes Kleinkind schon begreift. Für sie wäre vielleicht das Lesen von Paul Watzlawick Vom Unsinn des Sinns oder vom Sinn des Unsinns hilfreich, wer […]

  2. August 19th, 2008 | 20:20

    […] Siehe hierzu auch: Paul Watzlawick: Wir müssen umdenken lernen […]

  3. Dezember 13th, 2008 | 09:20

    […] verweise auf meinen Eintrag Wir müssen umdenken lernen und auf die Aussagen von Paul Watzlawick über die Bedeutung des Faktors „Beziehung” im […]

  4. Oktober 25th, 2010 | 08:47

    […] Leider haben Relativisten die grundsätzliche Bedeutung von  Relationen und deren strengen Regel wohl nicht verstanden, was ziemlich grotesk ist, vor allem wenn man was über Relativität erzählen will…   Siehe zum Beispiel: Paul Watzlawick: Wir müssen umdenken lernen […]

  5. Oktober 30th, 2012 | 09:13

    […] Ohne Eichmaß ist kein Messen möglich, weil kein Vergleich zu einer Referenzgröße möglich ist: Man kann z.B. nicht sagen: „Dieser Apfel ist grösser“. Das ergibt keinen Sinn. Siehe zum Beispiel Paul Watzlawick: Wir müssen umdenken lernen:   […]