Blog – Jocelyne Lopez

Andreas Vosskuhle: Es darf keine Tabus im wissenschaftlichen Denken geben

Nachstehend Auszüge aus einem Artikel über den neuen Verfassungsrichter Andreas Voßkuhle in der Allgemeinen Frankfurter Zeitung vom 26.04.08: Familie und Bildung sind der Klebstoff der Gesellschaft“ – Neuer Verfassungsrichter Voßkuhle stellt sich vor.

rso. Freiburg, 25. April 2008 – Der künftige Vizepräsident des Bundesverfassungs-gerichts, Andreas Voßkuhle, hat sich für eine Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts ausgesprochen: „Wir sind eine Gesellschaft, die eine ungeheuere Dynamik erlebt. Wir müssen versuchen, die stabilisierenden Element zu stärken – vor allem Familie und Bildung. Das ist der Klebstoff der Gesellschaft“ sagte Voßkuhle im Gespräch mit dieser Zeitung. Er glaube an die „staatliche Verantwortung“ zur Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit. „Ich bin kein Freund des Spiels der freien Kräfte.“
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Voßkuhle kritisierte die politische Kultur in Deutschland: „Wir sind eine diskursive Demokratie, in der öffentlichen Diskussion würde ich mir aber mehr Inhalte und weniger Verkauf wünschen„, sagte Voßkuhle; Deutschland brauche wieder eine „Kultur des guten Arguments„.

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sowie Auszüge aus einem Gespräch mit Andreas Voßkuhle in der FAZ vom 02.5.08: „Nicht alles zur Frage der Menschenwürde deklarieren„.

Aber man kann sich gleichwohl als Wissenschaftler Gedanken über Konfliktsituationen und Pflichtenkollisionen machen, ohne dass das gleich eine Entwertung der Menschenwürde ist.

Ich denke nicht, dass wir die Debatte über Folter und Stammzellen, die im Zusammenhang mit einer möglichen Nominierung von Herrn Dreier geführt wurde, jetzt fortsetzen sollten.

Aber die Front in der Wissenschaft bröckelt…

Ja, diesen Eindruck hat man, wenn man empirisch die Grundgesetzkommentare durchschaut. Wissenschaftlich gesehen ist diese Diskussion offen.

Bedrückt Sie das?

Mich bedrückt es nie, wenn sich in der Wissenschaft etwas ändert. Man kämpft für seine Auffassung, manchmal ist man in der Minderheit, manchmal in der Mehrheit. Das ist das, was auch den Reiz von Wissenschaft ausmacht.
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Aber gilt nicht für die Wissenschaft erst recht, was auch Schäuble für sich in Anspruch nimmt: Es darf keine Tabus im Denken geben?

Für die Wissenschaft würde ich das so unterschreiben.