16. März 2009
Einsteins sprachliche und gedankliche Verwirrungen
Ich wiedergebe nachstehend einen Austausch über die Definition Einsteins der „Relativität der Gleichzeitigkeit“ in seiner Speziellen Relativitätstheorie aus meinem Thread im Mahag-Forum Die Längenkontraktion ist in der SRT nicht materiell, wo ich die Korrespondenz mit Herrn Dr. Markus Pössel vom Albert Einstein Institut zur Diskussion gestellt habe:
mir stellt sich grad beim lesen des Einsteinzitates die Frage, ob die Behauptung:
In Wahrheit aber eilt er (vom Bahndamm aus beurteilt) dem von B herkommenden Lichtstrahl entgegen, während er dem von A herkommenden Lichtstrahl vorauseilt.
überhaupt mit der Invarianz der Lichtgeschwindigkeit zum Beobachter vereinbar ist.
Wie kann man denn einem Lichtblitz entgegenlaufen bzw. vorauseilen, wenn die Lichtgeschwindikeit zu dem sich Bewegendem immer gleich ist?
Wo ist jetzt mein Denkfehler?
15.05.09 – Zitat Jocelyne Lopez:
Deine Überlegungen sind m.E. von grundlegender Bedeutung. Der Denkfehler liegt wie gesagt nicht bei Dir, sondern ist schon bei Einstein in seiner Definition der „Relativität der Gleichzeitigkeit“ 1905 vorhanden – unabhängig von der Frage, ob er dabei falsche oder falsch verstandene Quellen verwendet hat.
Widersprüche ergeben sich nämlich allein aus seiner Beschreibung der „Relativität der Gleichzeitigkeit“ mit seinem Bahndamm/Zug-Gedankenexperiment:
1) Erst einmal erkennt Einstein selbst ausdrücklich in diesem Gedankenexperiment, dass zumindest ein Fall von Gleichzeitigkeit beobachtet werden kann: Der Fall, wo der Beobachter am Bahndamm in der Mitte der Strecke A-B ruht:
Zitat Albert Einstein:
Sind zwei Ereignisse (z.B. die beiden Blitzschläge A und B), welchen in Bezug auf den Bahndamm gleichzeitig sind, auch in Bezug auf den Zug gleichzeitig? [Hervorhebung durch Lopez] Wir werden sogleich zeigen, dass die Antwort verneinend lauten muss.
Einstein geht also explizit davon aus, dass Gleichzeitigkeit für den Beobachter auf dem Bahndamm gegeben und auch messbar ist (in der Mitte der Strecke). Wenn ein Fall von Gleichzeitigkeit gegeben und messbar ist, dann kann man nicht behaupten, dass absolute Gleichzeitigkeit nicht existiert, logisch.
2) Der Fall der vermeintlichen „Relativität der Gleichzeitigkeit„, den Einstein für den im Zug fahrenden Beobachter beschreibt, ist ein Fall, der überhaupt nichts mit relativistischen Effekten zu tun hat, sondern ganz trivial ist, auf der Erfahrung von jedermann beruht und mit der klassischen Physik bestens erklärbar und erklärt ist: Das sind platt die verschiedenen Laufzeiten des Lichts als endliche Geschwindigkeit. Das Licht, wie unbestritten jedes andere physikalische Objekt auch, braucht bei unveränderter Geschwindigkeit mehr Zeit um eine längere Strecke zurückzulegen als eine kürzere, logisch. Dasselbe passiert mit irgendeinem anderen physikalischen Objekt und ist nicht spezifisch für einen Lichtstrahl. Wenn also ein Beobachter der Lichtquelle entgegen läuft, wird die zurückgelegte Strecke des Lichts laufend kürzer, und andersrum wird die zurückgelegte Strecke laufend länger, wenn der Beobachter sich von der Quelle entfernt. Einstein nennt also hier den Unterschied zwischen zwei verschiedenen Laufzeiten des Lichts: „Relativität der Gleichzeitigkeit„. Sprachliche (und wohl auch gedankliche) Verwirrung hoch drei.
3) Bei einem Objekt, das eine endliche Geschwindigkeit hat, kann man also verschiedene Laufzeiten beobachten und messen, je nach dem wie lange die zurückgelegte Strecke bei unveränderter Geschwindigkeit ist. Das beobachtet und misst man auch für einen Lichtstrahl, das tut ja Einstein auch in seinem Gedankenexperiment. Deshalb ist das Postulat der Beobachterunabhängigkeit des Lichts unhaltbar und hiermit widerlegt, einschließlich von Einstein selbst.
Damit das Licht gleichzeitig alle verschiedentlich bewegte Beobachter erreichen könnte, müsste das Licht eine unendliche Geschwindigkeit (instantane Wirkung) haben. Das ist nicht der Fall, das Licht hat eine endliche Geschwindigkeit, es kann also nicht unabhängig von der Bewegung der Beobachter sein.
(Jocelyne Lopez)
[…] komme auf meinen vorherigen Eintrag Einsteins sprachliche und gedankliche Verwirrungen über die Definition Einsteins der „Relativität der Gleichzeitigkeit” zurück und verweise […]