Blog – Jocelyne Lopez

Brunhild Krueger ueber ein Buch von Robert Laughlin

Nachstehend eine Rezension von Brunhild Krüger über ein Buch von Robert Laughlin:

Abschied von der Weltformel – die Neuerfindung der Physik„, wie dieses im September 2007 beim Piper Verlag München erschienene Buch (ISBN 978 – 3 – 492 – 04718 – 0) auf deutsch heißt, hat als Autor keinen geringeren als Robert B. Laughlin (*1950, Nobelpreis 1998).

Abgesehen von den äußerst spannenden inhaltlichen Fragen (Übergang von einer reduktionistischen Physik zu einer „emergenten“ Physik) gibt Laughlin hier einen Blick hinter die Kulissen des Wissenschaftsbetriebes zum besten, der den letzten Glauben an „Objektivität der Wissenschaft“ zerstört: der Wissenschaftler, der dem Geld nachgeht, kann nicht mehr der Wahrheit verpflichtet sein.

So könnte man die vielen diesbezüglichen Bemerkungen des Buches zusammenfassen. Laughlins schnoddrig-arrogante, teilweise zynische Art, das zu sagen, läßt keinen moralischen Zeigefinger erkennen. Er scheint sagen zu wollen: „Es ist, wie es ist.“ – und er amüsiert sich darüber.

Wenn man dann am Ende des Buches sieht, warum er so gleichgültig sein kann gegen die Verbiegung der Wahrheit, kann man herzlich mitlachen („Der Kaiser ist ja nackt!„- Lache).

Eine Schlußfolgerung aus seinen Erkenntnissen sagt: Die Frage, ob Einsteins Theorie „richtig“ oder „falsch“ ist, ist inzwischen völlig unwichtig! Die Frage heute heißt (S. 316 – er stellt sie nicht selbst, sondern legt sie anderen in den Mund): „Ist Einstein überhaupt noch relevant?

Und Laughlin erklärt, daß genau das das Problem der Emergenz ist – es gibt wichtigeres: die vielen unverstandenen Dinge, die mit der alten Denkweise der Physik (Reduktionismus, zu dieser gehört auch die Einsteinsche Denkweise) nicht erklärt werden können, sondern nur mit der neuen, der emergenten.

Emergenz ist ein anderes Wort für „physikalisches Ordnungsprinzip„, (im weitesten Sinne das, was bisher mit Begriffen wie Systemtheorie, holographische Sicht, Suche nach Mustern / Verknüpfungen / Zusammenhängen usw. beschrieben wurde), das über die rein reduktionistische Beschreibung der Wirklichkeit hinausgeht. Deshalb sei auch die Physik nicht am Ende, sondern am Anfang – und für die Suche nach den neuen Antworten auf die neuen Fragen braucht man Einstein nun wirklich nicht mehr.

Er ist ein „frecher Hund„, der Laughlin, er kann es sich z. B. erlauben, kurz nach obiger Frage zur Relevanz der Einstein-Theorien zu schreiben:

Nur Menschen, deren gesunder Menschenverstand durch ein Übermaß an Bildung beeinträchtigt worden ist, können das nicht erkennen.

(Brunhild Krüger)

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Siehe auch ein Interview von Robert Laughlin mit der Zeitschrift „DER SPIEGEL“: Der Urknall ist nur Marketing

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NB: Für Kommentare oder Diskussionen über diese Rezension siehe im Forum von Ekkehard Friebe in der Rubrik Buchempfehlungen