12. Juli 2015
Forschungsbetrug in der Medizin – Junge Ärztin enthüllt: „ Es geht zu wie bei der Mafia“
Ich verweise auf einen Artikel aus der Frankfurter Neue Presse vom 09.07.2015:
Forschungsbetrug in der Medizin – Junge Ärztin enthüllt: „ Es geht zu wie bei der Mafia“
Die junge Ärztin Stella Urban hat ein Buch über Forschungsbetrug in der Medizin geschrieben – die Opfer sind wir alle. Georg Haupt unterhielt sich mit ihr.
In Tierversuchen entscheidet sich die Zukunft so manches teuren Präparates. Methode und Ergebnisse sind oft schaurig. Foto: Waltraud Grubitzsch (dpa-Zentralbild)
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Auszüge aus dem Artikel:
[…] URBAN: Am erschreckendsten fand ich die Diskrepanz, wie Wissenschaft von außen wahrgenommen wird und wie sie sich selbst darstellt. Die Vorstellung von den gottgleichen Forschern im Elfenbeinturm wich einer riesigen Ernüchterung, als ich gesehen habe, wie diese tatsächlich arbeiten. Das ganze System steht unter einem riesigen Druck, dass Fehlverhalten billigend in Kauf genommen wird. So kommen auch viele Daten und Ergebnisse von Studien gar nicht zur Veröffentlichung, sodass in mancher Hinsicht auch ein medizinischer Fortschritt bewusst verhindert wird. Auch negative Studien könnten ja anderen Forschern helfen, aber wenn sie nicht veröffentlicht werden, könne sie diesen Zweck ja nicht erfüllen.
URBAN: Es gibt ganz verschiedene Arten auf verschiedenen Ebenen. Einmal im Prozess der Datenerhebung, dann im Prozess der Veröffentlichung und schließlich der Betrug unter den Beteiligten selbst. Das beginnt mit der freien Erfindung von „Forschungsergebnissen“ und reicht über geschönte Publizierungen zur erfolgreichen Einwerbung von Drittmitteln, ohne die Forschung nicht mehr denkbar ist, bis zur gefälschten Autorenschaft wissenschaftlicher Aufsätze. Dieses „Ghostwriting“ ist mittlerweile gängige Praxis.
URBAN: Es ist ein Unterschied, ob bei Labortests eine Kommataangleichung erfolgt, oder klinische Studien an Menschen direkt stattfinden – mit unter Umständen tödlichen Folgen.
Welche Rolle spielt die Geldgier?
URBAN: Das spielt sicher mit, beherrschender ist wohl das Streben nach Ruhm und Anerkennung. Deswegen geht man ja auch in die Forschung, aber dann sind 150 Publikationen pro Jahr verlangt und das schafft kaum jemand, damit ist die Verführung für Verfehlungen groß. […]
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Siehe auch in diesem Gesamtkontext eine Studie von Ärtze gegen Tierversuche e.V., wo 20 wissenschaftliche Publikationen aufgedeckt werden, die eine Nützlichkeit und positive Ergebnisse für Therapien vorgaukeln:
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