6. Mai 2013
CERN-Neutrino-Experiment: Unzulässige Verwendung von Steuermitteln
Ich habe am 31.05.2012 eine Anfrage an den Präsidenten der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) wegen Prüfung von technischen Unklarheiten für die Synchronisationsmethode der Uhren beim Neutrino-Experiment zwischen CERN und LNGS gerichtet, siehe komplette und aktuelle Zusammenstellung meiner Austausche mit der PTB im Blog „Kritische Stimmen zur Relativitätstheorie“: Neutrino-Experiment: Anfrage an die Physikalisch-Technische Bundesanstalt.
Diese Korrespondenz habe ich zur Diskussion im MAHGA-Forum gestellt, wo einige Kommentare zustande gekommen sind, u.a. über folgende Aussagen der PTB hinsichtlich der Fähigkeit der Bevölkerung, das CERN-Neutrino-Experiment und die Relativitätstheorie zu verstehen:
Ob man es mag oder nicht: Unabhängig davon, was in Blogs, Tweets oder sonstwo geschrieben wird, es gibt keinen einzigen experimentellen Beleg dafür, dass irgendein Materieteilchen oder Information sich im Vakuum schneller als das Licht bewegt. Wenn man in diesem Feld, wo die Intuition versagt, genau verstehen will, was passiert (und was nicht passieren kann), reicht eine Argumentation in der Alltagssprache einfach nicht: Man muss sich des korrekten und vollständigen mathematischen Formalismus bedienen. Das ist mühevoll, erfordert viele Vorkenntnisse und bietet viele Möglichkeiten, etwas falsch zu machen. Nicht ohne Grund lernen Physikstudenten diese Dinge erst in späteren Studienjahren.
Ich gebe nachstehend einen Austausch aus dem MAHAG-Forum über diese Aussagen wieder:
[…] Erstmal spielt es keine Rolle, was wer aus der PTB sagt, es kann richtig oder auch falsch sein. […]
05.05.2013 – Zitat Jocelyne Lopez:
[…] Gravierender Denkfehler von Dir!
Es ist nämlich genau andersrum: Wer was sagt oder nicht sagt in der Bevölkerung über das Neutrino-Experiment und die SRT spielt absolut keine Rolle! Einzig verbindlich ist was der Staat sagt, weil der Staat das Wissen in Forschung und Lehre vermittelt. In der theoretischen Physik vermittelt er eben das Wissen, und zwar ist es monopolistisch die SRT. Der Staat kümmert sich dabei weder um das Internet, um die unzähligen privaten Interpretationen und Meinungen aus der Allgemeinheit, um Meinungsstreiten, um Diskussionsforen und um Deine langen Tiraden. Das Wissen wird vermittelt, Punkt.
Wenn Du also persönlich der Meinung bist, dass die PTB etwas Falsches sagt über die Fähigkeiten der Allgemeinheit, die SRT ohne Physikstudium zu verstehen, kannst Du sie eben als Bürger (der sie vollständig finanziert, wie das Bildungs- und Forschungssystem) im Rahmen des Informationsfreiheitgesetzes um Klärung bitten. Das habe ich eben getan. Darfst Du auch tun, kein Problem, eine kleine Hilfestellung habe ich geschrieben, kannst Du sie vielleicht verwenden: https://www.jocelyne-lopez.de/blog/2013/04/die-offizielle-wissenschaftskommunikation-ist-gepragt-von-lobbyismus-wirtschaftlichen-interessen-und-vetternwirtschaft/
Ich bin also nicht die richtige Ansprechpartnerin für Deinen unterschwelligen Vorwurf, dass die PTB etwas Falsches sagen könnte, sorry.
Das tut nicht Not, die PTB und die Menschen dort haben das Recht auf eine freie Meinung, […]
06.05.2013 – Zitat Jocelyne Lopez:
Wieder einen gravierenden Denkfehler von Dir! Du zeigst ein großes Defizit in Deiner sozialpolitischen Ausbildung…
Eine Behörde hat kein Recht auf eine freie Meinung, aus dem guten Grund, weil sie kein Recht auf eine Meinung hat… Behörden dürfen keine Meinungen haben und noch weniger Meinungen äußern. Nur ein Mensch hat Anspruch auf eine freie Meinung, nie eine Behörde. Eine Behörde soll meinungsneutral sein und bleiben, und die Menschen, die dort tätig sind dürfen im Rahmen ihrer Tätigkeit keine eigene Meinung durchsetzen wollen.
Die Behörden, die zuständig und verantwortlich für den Wissenschaftsbetrieb sind, haben nach Grundgesetz Art. 5 § 3 „Wissenschaftsfreiheit“ dieses Gebot zwingend zu respektieren:
“Die Förderung der Wissenschaft durch den Staat muß dem Gebot meinungsneutraler Wissenschaftspflege entsprechen;”
Und das ist auch normal und nachvollziehbar: Der Staat organisiert den Wissenschaftsbetrieb nämlich so, dass er Steuergelder aus der gesamten Bevölkerung sammelt, um damit ein Wissen zu schaffen und zu tradieren, das auch zugunsten der Gesamtheit der Bevölkerung kommen muss. Hier die Definition der Wissenschaft von Wikipedia: „Wissenschaft ist die Erweiterung des Wissens durch Forschung, seine Weitergabe durch Lehre, der gesellschaftliche, historische und institutionelle Rahmen, in dem dies organisiert betrieben wird, sowie die Gesamtheit des so erworbenen Wissens.“
Weitere zwingenden Gebote für den Staat aus dem Grundgesetz Art. 5 § 3 „Wissenschaftsfreiheit“ für den von ihm organisierten Wissenschaftsbetrieb:
“Die Wissenschaftsfreiheit ist mehr als ein Spezialfall der Meinungsfreiheit des beamteten Hochschullehrers”
“Unkonventionelle Forschungsrichtungen und -ergebnisse oder auch Lehrmethoden dürfen nicht begrifflich ausgegrenzt werden, denn gerade Außenseiter bedürfen des Schutzes davor, daß sie durch die “herrschende Meinung” an der wissenschaftlichen Entfaltung gehindert werden (Notwendigkeit von Innovationsoffenheit). “
“Die Wissenschaftsfreiheit zwingt nicht zuletzt dazu, die Vielfalt der wissenschaftlichen Ansätze im Sinne eines Wissenschaftspluralismus mit dem darin liegende Innovationspotential zu respektieren, zu schützen und zu fördern;”
“für den Staat führt dies zu einem Gebot der Nicht-Identifikation;”
“Ebenso wenig darf die Anerkennung durch die Scientific Community (allein) entscheidend sein“
Wenn also der Staat die Erwerbung und Vermittlung des Wissens so organisiert und strukturiert, dass kein Wissen für mehr als 99 % der Bevölkerung entstehen kann (weil 99 % der Bevölkerung kein Physikstudium absolviert), dann ist es eine unzulässige Verwendung von Steuermitteln. Man kann nicht Jahr für Jahr Milliarde von Steuergeldern verwenden, die nur zugunsten einer Minderheit von 1 % der Bevölkerung kommen. Das geht nicht, zumindest nicht in einer demokratischen Gesellschaftsordnung.
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