Blog – Jocelyne Lopez

CERN-Forschung: Die Öffentlichkeit kann sie nicht verstehen, sie wird nur zur Kasse gebeten

Ich gebe meinen Kommentar vom 14.04.13 im Blog von Carsten Könneker bei Sci-Logs / Spektrum der Wissenschaft Mehr Ethik, mehr Kommunikation wieder:

 

14.04.13 – Nur zur Kasse, sonst nichts:  

Zitat Carsten Könneker:

“Gute Wissenschaft basiert auf moralischer Verantwortung, Gründlichkeit, inter- und transdiszipliner Verständigung. Und sie stellt die Nachvollziehbarkeit ihrer Ergebnisse sicher.
[…]
So sollten neben der Anzahl der Veröffentlichungen und deren Impact-Faktoren u.a. auch gute Lehre, das Präsentieren auf Konferenzen, Gutachtertätigkeiten und Medienpräsenz auf das Konto einer akademischen Karriere einzahlen – bis hin zu „Anstoßen von öffentlichen Diskursen“.
[…]
Zudem ist es etwa für Kinder und Jugendliche spannender, bei einem Tag des offenen Labors an den Lippen des Forschers als des Pressereferenten zu hängen – vorausgesetzt, der Forscher kann sich ausdrücken!

Diese guten Vorsätze sind gegenstandlos und stellen ein naives Wunschdenken der Autoren des Memorandums im Bereich der modernen physikalischen Forschung und der Kosmologie dar, die ja einzig auf dem Verständnis der Relativitätstheorien aufbauen: Die Vertreter der modernen Forschung wie die PTB verkünden nämlich im Gegenteil, dass die Nachvollziehbarkeit der Forschungsergebnisse nicht nur bei Kindern, sondern bei der gesamten Bevölkerung nicht zu erreichen sei:

Zitat Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) – 22.03.2013

“Wenn man in diesem Feld, wo die Intuition versagt, genau verstehen will, was passiert (und was nicht passieren kann), reicht eine Argumentation in der Alltagssprache einfach nicht: Man muss sich des korrekten und vollständigen mathematischen Formalismus bedienen. Das ist mühevoll, erfordert viele Vorkenntnisse und bietet viele Möglichkeiten, etwas falsch zu machen. Nicht ohne Grund lernen Physikstudenten diese Dinge erst in späteren Studienjahren.“

Gemäß diesen Aussagen erübrigen sich jegliche Bemühungen in der Medienwelt (Presse, Internet und Blogs), die moderne Physik und die moderne Kosmologie nachvollziehbar zu vermitteln,

– weil man davon ausgehen darf, dass vielleicht 99% der Bevölkerung kein vollständiges Studium in Physik absolviert hat,

– weil zwischen den wenigen Menschen in der Bevölkerung, die ein vollständiges Studium in Physik oder in Mathematik absolviert haben, gravierende Meinungsverschiedenheiten über die Richtigkeit und die Gültigkeit des mathematischen Formalismus auftreten, das zur Interpretation der Relativitätstheorie eingesetzt wird.

Man darf also getrost jegliche Wissenschaftskommunikation in der Medienwelt über die physikalische und kosmologische Forschung zur Aufklärung der Öffentlichkeit streichen. Die Öffentlichkeit ist hier nur gefordert zur Kasse zu gehen, um die extrem teure Forschung zu finanzieren. Frustrierend.

Was meinen Sie?

Viele Grüße
Jocelyne Lopez

.



Comments

  1. April 17th, 2013 | 09:13

    […] Die offizielle Wissenschaftskommunikation ist nämlich restlos marode, zumindest in der theoretischen Physik und in der Kosmologie (siehe zum Beispiel meinen gestrigen Blog-Eintrag: CERN-Forschung: Die Öffentlichkeit kann sie nicht verstehen, sie wird nur zur Kasse gebeten. […]

  2. April 24th, 2013 | 07:23

    […] ———————————————————- Siehe auch in meinem Blog in diesem Zusammenhang meine Kommentare auf den Artikel Mehr Ethik, mehr Kommunikation von Carsten Könneker bei Sci-Logs/Spektrum der Wissenschaft, CERN-Forschung: Die Öffentlichkeit kann sie nicht verstehen, sie wird nur zur Kasse gebeten. […]