30. Oktober 2012
Messungen in der Physik: Das verlorengegangene Grundwissen
Ich verweise weiterhin auf die Diskussion im Blog von Markus Pössel Einstein verstehen Teil III: Gleichzeitigkeit und gebe einen Austausch wieder:
23.10.2012 – Zitat von Joker – an Manuel Krüger:
[…] Fast alles, was Sie (und alle anderen) hier sonst noch so schreiben, meine ich auch schon mal woanders gelesen zu haben. (Okay, dass mit der Maßstabsuhr war mir neu.) Auch hier wüsste ich nicht warum man es Ihnen allein überlassen sollte, zu beurteilen was der Widerholung bedürftig ist und was nicht. Selbst was Herr Pössel schreibt, eine Einführung in die SRT, soll es ja in anderer Form auch schon geben. Sollte er das Ihrer Meinung nach lassen, weil es nicht nötig ist, etwas zu erwähnen, was bekannt ist? […]
24.10.2012 – Zitat Jocelyne Lopez:
Wiederholungsbedürftig scheint mir auf jeden Fall die Erläuterung des Prinzips des Messens, das offensichtlich in den bisherigen Ausführungen von Herrn Pössel nicht klar herausgearbeitet wurde: Messen bedeutet mit einem per Konvention festgesetzten Eichmaß (“étalon“) zu vergleichen, das als Referenz dient – siehe zum Beispiel Wikipedia:
Ohne Eichmaß ist kein Messen möglich, weil kein Vergleich zu einer Referenzgröße möglich ist: Man kann z.B. nicht sagen: „Dieser Apfel ist grösser“. Das ergibt keinen Sinn. Siehe zum Beispiel Paul Watzlawick: Wir müssen umdenken lernen:
“Die Eigenschaft des Größerseins kann nur in Bezug auf die Beziehung verstanden werden. Das ist so schwer zu begreifen. Unser beginnendes Verständnis der Eigenschaften von Beziehungen ist noch ein sehr rudimentäres und gibt uns bisher eigentlich mehr Rätsel auf als Erklärungen”.
Dass es bei der Metrologie so schwer zu begreifen sei und dass es einem „Umdenken“ bedarf, hatte ich vor ein paar Jahren in Diskussionsforen in Deutschland nicht richtig verstanden: Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, ich habe es wie gesagt schon in der Grundschule beigebracht bekommen: Es gibt Eichmaßen, die als Referenz per Konvention gelten und wonach verglichen werden muss.
Vielleicht wurde in Frankreich den Schülern dieses Prinzip viel deutlicher erklärt, weil in Frankreich während der französischen Revolution das metrische System erfunden und durchgesetzt wurde? – nach Wikipedia angeblich aus totalitären Motivationen, was für einen Quatsch…
Geschichte von Maßen und Gewichten
Auf jeden Fall wußten alle Grundschüler meiner Generation, dass Messen ein Vergleich mit materiellen, als Referenz ausgewählten Eichmaßen ist: Es gab z.B. den „mètre-étalon“ (Urmeter), den “kilogramme-étalon“(Urkilogramm) und die “horloge-étalon“ (Primäruhr).
Vielleicht ist es mittlerweile auch so in Frankreich, dass das Prinzip des Messens durch Vergleichen mit einem per Konvention ausgezeichneten Meßinstrument als Wissen verloren gegangen ist, so daß sogar akademisch ausgebildete Erwachsene es nicht mehr verstehen, sich unter meiner Übersetzung für „horloge-étalon“ mit „Maßstabsuhr“ nichts vorstellen können und dass ein „Umdenken“ gemäß Paul Watzlawick für das Verständnis von Beziehungen und vom Messen nötig sei… :- (
Wir können aber nicht in dieser Blogserie über Messungen diskutieren, wenn das Prinzip des Messens als Grundlage nicht verstanden wird. Hier ist meiner Meinung nach absolut erforderlich, dass Herr Pössel in dieser Blogserie dieses Prinzip viel deutlicher herausarbeitet: das ist nicht nur wiederholungsbedürftig, sondern grundlagenbedürftig. Sonst kommen wir nicht weiter und drehen uns im Kreis.
Ohne eindeutigen Bezug ist jede Aussage zu irgendeiner Grösse nutzlos.
Das war schon immer so und wird sich auch nicht ändern. […]
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Siehe auch in diesem Blog:
Nicht freigeschaltete Beiträge im Blog von Markus Pössel
Blog-Experiment „Einstein verstehen“ von Markus Pössel: Meiner Meinung nach eine Farce