Blog – Jocelyne Lopez

Die irreführende Sprache der Relativitätstheorie: Nicht alle „Systeme“ sind Beobachtersysteme

Ich verweise auf die Diskussionen Die relativistische Geschwindigkeitsaddition als Mogelpackung sowie Die Lichtgeschwindigkeit in der speziellen Relativitätstheorie im Blog „Kritische Stimmen zur Relativitätstheorie“ und gebe nachstehend zwei Beiträge von mir vom 10.08.12 wieder:

 

10.08.12 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Wir sind darüber völlig einig, dass unter dem Begriff „Beobachter“ entweder ein Mensch oder ein Meßinstrument zu verstehen ist, bei Einstein wie auch grundsätzlich in der Physik. Eine Uhr ist zum Beispiel ein Beobachter, eine Lampe oder ein Spiegel sind es nicht.

Deine Antwort zeigt mir jedoch erneut, dass es kaum möglich ist für Menschen, die eine Physikausbildung in der Relativitätstheorie gehabt haben, sich von der Denkweise in „Systemen“ zu lösen: zu sehr wurden ihre Denkstrukturen didaktisch damit geformt und geprägt, sie können die physikalischen Phänomene der Ruhe oder der Bewegung nur noch in „Systemen“ einordnen und verstehen.

Es gibt aber eine andere Denkweise, die sich keinen “Systemen” bedient, jedoch auch erlaubt, die physikalischen Phänomene der Ruhe oder der Bewegung zu verstehen: das ist die Denkweise der Menschen, die keine Physikausbildung in der Relativitätstheorie gehabt haben und sich nur konkret existierenden Objekten bedienen, zum Beispiel so wie ich.

Du schreibst zum Beispiel: „Die Frage ist nun in welchem „Koordinatensystem“ oder auch Inertialsystem sich dieser Beobachter befindet.“

Dieser Satz ergibt für Menschen, die die Denkweise der Relativitätstheorie im Bildungssystem nicht beigebracht bekommen haben, überhaupt keinen Sinn.

Ich befinde mich als Beobachterin in keinem „System“. Ich bin in keiner Schachtel eingeschlossen, ich bin in keinem Raum eingeschlossen, ich schleppe keine Schachtel und kein Raum mit mir rum: Einzig mein eigener Körper besetzt jederzeit ein einmaliges Raum auf der Erdoberfläche, strikt von der materiellen Grenze meines eigenen Körpers definiert. Mein eigener Körper ist aber kein „System“: in diesem Raum, das er jederzeit auf der Erdoberfläche besetzt, ist kein Platz für andere physikalischen Objekte, ich besetze es jederzeit allein. Ich befinde mich jederzeit exklusiv als Beobachterin auf der Erdoberfläche, wie alle anderen Beobachter es jeweils auch tun. Es ergibt folglich für mich auch keinen Sinn zu fragen, „in welchem System“ sich andere Beobachter befinden bzw. ob sie sich in „meinem System“ befinden oder nicht. Einzig die Erdoberfläche ist unser gemeinsames Bezugssystem und jeder von uns besetzt jederzeit ein einmaliges, exklusives Raum auf der Erdoberfläche. Kein Beobachter befindet sich im „System“ eines anderen Beobachters, diese Ausdrucksweise ist für mich völlig abstrus. Die einzigen Fragen, die sich für mich dabei stellen sind nur, ob ich oder andere Beobachter relativ zu unserem einzigen gemeinsamen Bezugssystem Erdoberfläche ruhen oder sich bewegen.

Formulierungen wie zum Beispiel „im Bezugssystem vom Beobachter A oder im Bezugssystem vom Beobachter B befindet sich eine Lampe”, ergeben für mich absolut keinen Sinn, ich muß sie im Kopf „übersetzen“ und komplett umstellen, um die beschriebene Situation richtig zu verstehen und die jeweiligen Relativgeschwindigkeiten, die sich aus dieser Situation ergeben, paarweise richtig zu bestimmen:

– Ruht oder bewegt sich Beobachter A auf der Erdoberfläche?
– Ruht oder bewegt sich Beobachter B auf der Erdoberfläche?
– Ruht oder bewegt sich die Lampe auf der Erdoberfläche?

Ich weiß nicht, ob ich meine Denkweise als „Beobachterin“, die nicht im Bildungssystem über die Relativitätstheorie ausgebildet wurde, verständlich dargestellt habe.

 

10.08.12 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Nein, nicht alles kann eben „ein System“ sein im Sinne, wo es hier von Bedeutung ist, und zwar ein „Beobachtersystem“, sprich ein Ort, wo eine Beobachtung bzw. eine Messung effektiv möglich ist und woher sie effektiv vorgenommen werden kann.

Nicht alle physikalischen Objekte sind Beobachter bzw. Meßinstrumente oder sind in der Lage Beobachter oder Meßinstrumente zu tragen oder zu transportieren, weit verfehlt. Eine Lampe, ein Spiegel, der Äther, ein Lichtstrahl, eine Eule oder die Sonne sind zum Beispiel keine Messinstrumente, es ist also absolut unpassend solche Ausdrücke hier zu produzieren wie „im System der Lampe“, „im System der Sonne“, „im System des Äthers“ oder „im System der Eule“. Von dort aus sind keine Messungen möglich und folglich keine Meßergebnisse zu erzielen, es sei denn, man pflegt zum Beispiel auf der Sonne oder auf dem Äther mit einer Uhr zu sitzen…  ; -) Aber warum nicht? Einstein hat auch mal davon geträumt, wie es wäre, wenn er auf einem Lichtstrahl reiten würde. Es sind aber Träume und definitiv keine Messungen, im „System des Lichtstrahls“ hat niemand je etwas messen können, auch nicht Einstein.

Auch bei Objekten, die fähig sind, Beobachter bzw. Messinstrumente zu tragen oder zu transportieren, also effektive Messergebnisse zu liefern (wie zum Beispiel ein fahrendes Auto), ist der Ausdruck „System“ meiner Meinung nach nicht vorteilhaft, weil damit nicht automatisch definiert wird, wer in diesem „System“ ruht oder sich bewegt: Der Fahrer und die Passagieren ruhen im besten Fall relativ zu diesem bewegten System, sie können sich aber relativ zu diesem System auch bewegen, zum Beispiel bei einer abrupten Bremsung. Eine Fliege kann auch in diesem bewegten System ruhen oder sich bewegen. In einem fahrenden Zug ruht und bewegt sich vieles, in einem ruhenden Zug genauso. Es ist also meiner Meinung nach immer besser direkt von einem „Beobachter“ zu sprechen, als von einem „System“, das ihn transportieren kann, wenn man die Relativgeschwindigkeit von diesem Beobachter zu anderen physikalischen Objekten bestimmen möchte.

Der schlimmste Denkfehler, der mit dieser Denkweise mit den „Systemen“ passieren kann, ist meiner Meinung nach mit der Speziellen Relativitätstheorie passiert: Vor lauten Bestimmungen der Relativgeschwindigkeiten zwischen bewegten oder ruhenden Objekten, die als „Systeme“ definiert werden aber keine Beobachtersysteme sind (wie z.B. zwischen einem Lichtstrahl und dem Äther), hat man einfach die Geschwindigkeit des Beobachters „vergessen“…

 

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Siehe auch in diesem Blog: Sie gehen mir auf das System…

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