Blog – Jocelyne Lopez

Auch Einstein darf die Erfahrung nicht widersprechen

Ich verweise auf die Diskussion Die relativistische Geschwindigkeitsaddition als Mogelpackung im Blog „Kritische Stimmen zur Relativitätstheorie“ und gebe nachstehend zwei Beiträge von mir wieder:

 

06.08.12 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Ich bleibe entschieden anderer Meinung und verstehe nicht, dass Du die Erfahrung verschmähst und als Notwendigkeit nicht einsiehst. Die Erfahrung ist das Fundament der Physik, ohne Erfahrung keine Physik. Sie ist für sich allein der Beweis für ein Phänomen, ein physikalisches Phänomen braucht keinen Beweis, wenn es der Erfahrung der Menschen entspricht: Die Erfahrung selbst ist der Beweis. Man kann mit der Physik lediglich das Phänomen erklären, aber beweisen braucht man es nicht, wenn es der Erfahrung entspricht.

Man braucht zum Beispiel nicht zu beweisen, dass die Äpfel vom Baum fallen. Man kann lediglich erklären, warum es so ist.

Wenn Du mir jetzt aber erzählen würdest, dass die Äpfel nicht von oben nach unten vom Baum fallen, sondern nach oben schießen, dann brauche ich erst einmal einen Beweis von Dir bevor ich überhaupt bereit sein könnte, eine Erklärung zu hören: Das entspricht nicht der Erfahrung.

Wenn ich sage, Olga kommt vor Thayre am Ziel, wenn sie auf dem Passagier-Förderband läuft und wenn Thayre darauf stehen bleibt, brauche ich keinen Beweis zu liefern: Das entspricht der Erfahrung. Das reicht aus. Ich kann lediglich erklären, warum das so ist: Die Geschwindigkeiten addieren sich.

Wenn Du mir jetzt erzählst, dass Thayre und Olga gleichzeitig am Ziel ankommen, wenn Olga läuft und Thayre steht, brauche ich unbedingt einen Beweis: Das entspricht nicht der Erfahrung. Eine Erklärung, warum es so ist reicht nicht aus, solange ich keinen Beweis habe, dass es so ist.

Die Erfahrung darf man nicht verschmähen, sie ist das Fundament der Physik, auch nicht die Erfahrung eines Kleinkindes – vor allem nicht vielleicht die Erfahrung eines Kleinkindes: sie gehört nämlich zu der fundamentalen Erfahrung der Menschen, die sogar in unseren Genen biologisch verankert ist und sich genetisch vererbt.

In der Physik wird die Erfahrung auch nicht verschmäht, die wird sogar als verbindlich angeführt. Auch Einstein führt seine Vorstellung, dass die Zeit relativ und nicht absolut sei auf die Erfahrung zurück, zum Beispiel in seinem Gedankenexperiment mit den geschüttelten Käfern, das ich weiter oben schon zitiert habe:

Zitat Albert Einstein: Wenn wir z.B. einen lebenden Organismus in eine Schachtel hineinbrächten und ihn dieselbe Hin- und Herbewegung ausführen lassen wie vorher die Uhr, so könnte man es erreichen, dass dieser Organismus nach einem beliebig langen Fluge beliebig wenig geändert wieder an seinen ursprünglichen Ort zurückkehrt, während ganz entsprechend beschaffene Organismen, welche an den ursprünglichen Orten ruhend geblieben sind, bereits längst neuen Generationen Platz gemacht haben. Dies ist eine unabweisbare Konsequenz der von uns zugrundegelegten Prinzipien, die die Erfahrung uns aufdrängt. [Hervorhebung durch Lopez]

A. Einstein: Die Relativitätstheorie. In: Naturforschende Gesellschaft in Zürich. Vierteljahrsschrift.56. 1911, H. 1/2, S. 1-14; darin: S. 12.

Man fragt sich nur, welche Erfahrung mit dem Jungbleiben von geschüttelten Käfern oder von bewegten Körpern Einstein gemacht hat… Er war wohl ein Träumer… Alle Menschen sind allerdings auch Träumer, aber in der Physik kann man Träume nicht gebrauchen, sie gehören nicht zu dieser wissenschaftlichen Disziplin.

 

07.08.12 – Zitat Jocelyne Lopez:

Ich sehe es so: Eine Theorie bedarf nicht unbedingt der Bestätigung durch die Erfahrung, jedoch darf sie nicht die Erfahrung widersprechen.

Es gibt mit absoluter Sicherheit physikalische Phänomene, die sich unseren Beobachtungen entziehen, das wissen wir bzw. das vermuten wir – und das dürfen wir vermuten, weil wir mit Sicherheit wissen, dass die „Leistungsfähigkeit“ unseres Erkenntnisapparates (in erster Linie unseres Sinnesapparats, aber auch unserer Instrumente) begrenzt bzw. eingegrenzt ist.

Zum Beispiel durch die Beobachtung der Tiere wissen wir, dass andere Lebewesen zu Beobachtungen in der Natur kommen, die sich uns entziehen. Seit jeher haben die Menschen geglaubt, dass diese Beobachtungen der Tiere, die sich unserer direkten Beobachtung entziehen, übernatürlichen Fähigkeiten zuzuordnen seien, der Magie. Die Tiere hätten magische Kräfte, weil die Menschen sich nicht vorstellen konnten, dass die Natur viel mehr ist, als nur das, was sie in der Lage sind als Menschen wahrzunehmen.

Die Magie folgt aber der Erfahrung der Menschen und der Tiere, sie ist an sich logisch, sie hat mit Absurdität nichts zu tun: Die Magie ist niemals absurd. Ein Lebewesen kann bloß irgendetwas, was andere Lebewesen unter denselben Bedingungen nicht können.

Man kann sich für den Fall von Thayre und Olga auf dem Förderband, die gleichzeitig am Ziel ankommen, obwohl Thayre steht und Olga läuft, nicht vorstellen, dass andere Lebewesen fähig sind, so etwas zu beobachten. Man kann diesen Vorgang weder der Erfahrung der Menschen noch der Erfahrung der Tiere zuordnen, es widerspricht auch die Erfahrung der Tiere. Man kann diesen Vorgang allerdings auch nicht der Magie zuordnen. Man könnte höchstens annehmen, dass Thayre solche übernatürliche Fähigkeiten hat, dass er jederzeit gleichzeitig an allen möglichen Orten anwesend sein kann: Das wäre allerdings nicht mehr Magie, sondern das wäre die Vorstellung Gottes in unserer Kultur.
Ist Thayre nach der Speziellen Relativitätstheorie Gott?