Blog – Jocelyne Lopez

EMMA-Kampagne Tierrechte

Ein Dossier von EMMA:

 

Vom Tierschutz zum Tierrecht – Januar/Februar 1994

Vom Mitleiden zur Aktion schritten die Tierrechtlerinnen auch hierzulande in den letzten Jahren. Allen voran die Frauen. Was kein Zufall ist.

Die Sprecher der „biomedizinischen Wissenschaften“ jammern zunehmend lauter über die (hoffentlich) geplante Änderung des Tierschutzgesetzes: Wenn das durchkäme, könnten sie gleich auswandern. Denn dann sei der Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland in akuter Gefahr!

Dass Forschung und Industrie überhaupt jammern müssen, ist der hartnäckigen Kleinarbeit von Tausenden. ja Hunderttausenden von Bürgerinnen zu danken. Die Tierversuchsgegnerinnen. die sich in Deutschland erst vor zehn Jahren zu organisieren begannen, haben das Thema, ganz ohne Werbeetat, an die Öffentlichkeit gezerrt und zu einem Politikum gemacht.

Allein in Deutschland werden alljährlich rund 2,5 Millionen Tiere für die Forschung gequält, gefoltert, getötet. So die offizielle Zahl. Die wahre Zahl schätzen Tierrechtler auf 10 Millionen das wären 30.000 täglich. Jüngst meldete Allensbach: JedeR zweite Deutsche ist gegen Vivisektion. 72 Prozent aller befragten Frauen lehnen Tierversuche für Kosmetik strikt ab. Und Medikamente, deren Erprobung auf Tierversuche verzichtete, würden doppelt so viele Westdeutsche bevorzugen (38 Prozent) als Ostdeutsche (18 Prozent). Und in der Schweiz war bei einer Volksabstimmung 1993 fast ein Drittel der Bevölkerung (29 Prozent) für ein totales Verbot aller Tierversuche.

Tierfreunde, Tierschützer. Tierversuchsgegner, Tierrechtler, Natur- und Umweltschützer, Greenpeace. WWF und Brigitte Bardot – den Zeitungsleserinnen und Fernsehzuschauerinnen gerät das alles leicht durcheinander. und die Journalistinnen tun das Ihre dazu. die Begriffsverwirrung zu vergrößern. Die sprachliche Behandlung des Themas spiegelt die tatsächliche Verwirrung und die breite Skala heutiger Einstellungen von Menschen zu Tieren. Und: die männliche Sprache über „die Tierschützer“ verdeckt, dass im „Tierschutz“ hauptsächlich Frauen aktiv sind.

Der klassische Tierschutz, wie er im 19. Jahrhundert begann, war von Anfang an eine Domäne der Frauen. Er war im wesentlichen karitativer Natur, ein Feld. das den Frauen ohnehin überlassen war, da damit weder Geld noch Ehre zu holen war. Vor allem Frauen sind es, die unzähligen Tieren aus der schlimmsten Not geholfen, unzählige Leben gerettet haben. Es bleibt auch das unbestreitbare Verdienst des klassischen Tierschutzes und der Tierschutzvereine, dass die öffentlich sichtbare Grausamkeit gegen Tiere, wie sie in Südeuropa und auf anderen Kontinenten noch immer zum Alltag gehört, auf unseren Straßen verschwunden ist.

Weiterlesen…  

  

Siehe auch EMMA-Kampagne Tierrechte