Ich wurde kürzlich von Tierschützern auf das Forum der Piraten-Partei aufmerksam gemacht, die sich mit internen Arbeitsgruppen auch über die Thematik Tierrecht bzw. Tierversuche beschäftigt, siehe AG Umwelt.
Vor diesem Hintergrund habe ich am 06.03.12 im offenen Forum „Tierrecht“ der Piraten-Partei eine Diskussion über die Tierversuche von Prof. Dr. Wolf Singer eröffnet:
Verstoß gegen das Grundgesetz der Tierexperimente von Prof. Dr. Wolf Singer
da im Rahmen dieses Sachverhaltes interessante Fragen zu erörtern wären, wie zum Beispiel:
Was sagen die Piraten
– zu Verstößen gegen das Grundgesetz?
– zu Lobbyismus in der Wissenschaft?
– zu Veruntreuung von Steuergeldern?
– zu der EU-Antikorruptionsvereinbarung?
– zu dem Art. 258 StGB Strafvereitelung durch Behörden?
Ich gebe zum Beispiel nachstehend meinen heutigen Beitrag in diesem Forum wieder:
Es ist trotz der gewollten Intransparenz ersichtlich, dass das Max-Planck-Institut für Hirnforschung keine Grundlagenforschung und keine Erforschung von genetisch bedingten psychiatrischen Krankheiten bei Menschen betreibt, das ist nur Blabla zur Vertuschung und zur Irreführung der Öffentlichkeit, sondern das Institut experimentiert seit Jahrzehnten mit Neurodrogen und testet Psychopharmaka an Tieren für die Pharmaindustrie.
Dass die Hirnforscher Singer & Co im Dienste der Pharmaindustrie forschen zieht sich nämlich wie ein roter Faden in allen ihrer Gelabern in den Medien, zum Beispiel:
Ein Frontalangriff auf unsere Menschenwürde:
Zunächst einmal: Psychodrogen sind überhaupt nichts Neues. Wir trinken schließlich auch Kaffee. Die Menschheit war immer sehr innovativ, wenn es darum ging, Stoffe zu entwickeln, die auf die Psyche einwirken. Wir verfügen heute über ein ganzes Arsenal psychoaktiver Pharmaka – wobei die Palette der Möglichkeiten allerdings derzeit enorm anwächst.
[…]
Noch wichtiger erscheint mir jedoch das Stichwort „Neurotechnologie“: Wissenschaftler arbeiten weltweit emsig an neuen technologischen Zugriffsmöglichkeiten auf das Gehirn. Kurz: Die Möglichkeiten, unsere geistigen Zustände zu verändern, werden an vielen Fronten optimiert und in Zukunft überhaupt zahlreicher.
[…]
Wir suchen derzeit ja sehr intensiv nach Frühmarkern für den Ausbruch bestimmter geistiger Erkrankungen. Dabei treibt uns die Hoffnung, entsprechend Veranlagte noch vor der Pubertät, vor der endgültigen Ausreifung des Gehirns also, erfolgreich therapieren zu können.
oder
Wolf Singer – Das Gehirn hat völlig falsche Vorstellungen
SZ: Und was war mit Ihrem LSD-Selbstversuch in den Siebzigern am Max-Planck-Institut in München, von dem man sich in Mediziner-Kreisen immer noch erzählt?
Singer: Da habe ich die Autos gaaaanz langsam um den Friedensengel fahren sehen, und das Wasser im Wasserfall an der Museumsinsel tropfte wie Honig herunter. Das überzeugte mich davon, dass meine Zeit nicht die der anderen Menschen war. Das machte mich sehr einsam. Ich fand mich ungeheuer kreativ in dieser Nacht, habe gemalt und gedichtet. Aber am nächsten Tag stellte ich fest, dass alles banal war. Es war fast ein schizophrener Zustand.
SZ: Sind Sie heute noch so experimentierfreudig?
Singer: Neugierig schon, aber mit Drogen wäre ich heute extrem vorsichtig.
Ja, neugierig sind sie schon, die heldenhaften Herren Hirnforscher, mit sich selbst bei Selbstversuchen sind sie aber extrem vorsichtig, versteht sich. Mit Tieren natürlich nicht, versteht sich auch: Tiere sind auch für sie keine Lebewesen, sondern Objekte. Vorsichtig sind sie nicht bei Experimentieren mit Tieren, sogar im Gegenteil extrem brutal und graumsam: sie züchten Junkies, sie pumpen die Tiere mit Drogen voll, sie testen alle möglichen Molekülen, sie machen die Tiere gezielt krank, depressiv oder verrückt, sie zerstören sie psyschich und physisch, sie verwandeln sie in psychischen und körperlichen Wracks, sie messen lediglich die Veränderungen ihrer Wahrnehmungen, ihrer Bewusstseinszustände und ihrer Leistungen mit Oszillatoren, öffnen ihre Schädel um rumzuschneiden und rumzustechen in ihren Gehirnen ohne Narkose (siehe Wolf Singer und seine Tierversuche). Nein, vorsichtig sind die heldenhaften Herren Hirnforscher mit den wehrlosen Tieren nicht. Warum auch? Tiere sind für sie keine Lebewesen, sondern Objekte, man verbraucht sie und wirft sie in den Müll weg, es kommen ja immer neue dazu und die Behörde genehmigen seit Jahrzehnten jeden Antrag blind, wie praktisch.
Dass das Max Planck Institut für Hirnforschung seit Jahrzehnten für die Pharmaindustrie forscht ist jetzt auch besonders durch die Umstrukturierung des Instituts ersichtlich. Das Regierungspräsidium Darmstadt antwortete zum Beispiel auf meine Anfrage, warum es mein Betreff „Tierversuche von Prof. Dr. Singer am Max-Planck-Institut für Hirnforschung“ willkürlich in „Tierversuche am Ernst Strüngmann Institute“ geändert hat:
Zitat Regierungspräsidium Darmstadt:
meine Antwort auf Ihre Anfrage vom 10. Januar bezog sich auf das Ernst-Strüngmann-Institut, da die Ihrer Anfrage zugrundeliegenden Versuchsvorhaben derzeit dort und nicht am Max-Planck-Institut für Hirnforschung durchgeführt werden.
Ja, Wolf Singer forscht jetzt nicht mehr am Max-Planck-Institut für Hirnforschung (MPI), sondern am Ernt Strüngmann Institute (ESI). Und was ist das Ernst Strüngmann Institute? Ein privates Unternehmen der Pharmaindustrie (Hexal) – was für einen Zufall – wie der Steuerzahler es kürzlich offiziell erfahren durfte:
Hessisches Ministerium der Finanzen
Landesregierung fördert Ernst Strüngmann Institute mit 30 Millionen Euro
11.01.2012 – Pressemitteilung
[…] ESI-Gründungsdirektor Prof. Dr. Wolf Singer sagte: „Mit der Gründung des Ernst Strüngmann Institutes wurde eine Forschungseinrichtung geschaffen, deren Struktur in Deutschland ohne Vorbild ist. Sie verdankt sich der Initiative der Brüder Dr. Andreas und Dr. Thomas Strüngmann, die einen Beitrag zur Förderung der Grundlagenforschung leisten wollten. Zu diesem Zweck errichteten sie eine Stiftung mit einem Grundkapital von 200 Millionen Euro, von dessen Erträgen der Betrieb eines großen Forschungsinstituts finanziert werden sollte. Entscheidend für die Realisierung dieses ungewöhnlichen Projektes waren die Unterstützung durch die Max-Planck-Gesellschaft und die Hessische Landesregierung. Die MPG erklärte sich bereit, dieses Institut unter ihre Fittiche zu nehmen. Sie übernahm die Verantwortung für die Berufung der leitenden Wissenschaftler. Diese werden nach den gleichen Kriterien ausgewählt wie reguläre Direktoren von Max-Planck-Instituten und haben den gleichen Status wie die anderen wissenschaftlichen Mitglieder der MPG. Entsprechend werden auch am ESI die MPG spezifischen Instrumente zur Qualitätssicherung und Optimierung von Forschungsstrategien angewandt.“
Dem Wohlwollen der Landesregierung ist es Singer zufolge zu verdanken, dass dieses Institut in Frankfurt gegründet werden konnte: „Die jetzt in Aussicht gestellte, großzügige Unterstützung in Höhe von 30 Millionen Euro wird ESI in die Lage versetzen, seine Forschungsinfrastruktur durch ein modernes Laborgebäude zu ergänzen“.
[…]
Das ESI wurde 2008 gegründet und ist Nachfolger des MPI für Hirnforschung am Standort Niederrad. Gründungsdirektor ist Prof. Singer, der vor seinem Ausscheiden Direktor des MPI für Hirnforschung war. Mitte 2009 hat Prof. Fries seine Arbeit als Direktor am ESI aufgenommen. Gründung und Betrieb des Institutes haben die Gründer des Pharma-Unternehmens Hexal, Dr. Andreas und Dr. Thomas Strüngmann, mit der nach ihrem Vater benannten Dr. Ernst-Strüngmann Foundation ermöglicht.
Nur der Name hat sich geändert: Standort, Leitung, Forschungsthemen, Forschungsziele, Forschungsmethoden, Forscher und Mitarbeiter sind gleich geblieben. Die Versuchstiere dürfen nur in neuen Kellern umziehen, das Martyrium geht weiter unter neuer Firmierung. Weiterhin darf auch der Steuerzahler die Pharmaindustrie finanzieren und das Experimentieren mit Psychopharmaka und Gehirnverstümmelungen, sowie lebenslange, entsetzlichen und sinnlose Qualen an Tieren dulden, um den Markt der Pharmaindustrie zu sichern und aufzubauen – „die Palette der Möglichkeiten wächst ja derzeit enorm an“, das darf man sich doch nicht entgehen lassen, oder?
Alles bleibt beim Alten unter einem neuen Namen: Die Versuchstiere dürfen lediglich in neuen Kellern umziehen, ihr lebenslanges Martyrium mit Hilfe unseres Steuergeldes geht weiter.
In Liebe und zärtlichem Gedenken der vergessenen Tiere,
in Stehsärgen ohne Nächte und Tage,
in den Forschungslaboratorien von Medizin und Wissenschaft,
denn sie sind die Opfer eines endlosen, irren Verbrechens.
(anonym)