Blog – Jocelyne Lopez

Relativitätstheorie und Geschichtsfälschung

Ich habe meinen Beitrag Das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und Geschichtsfälschung im Blog Kritische Stimmen zur Relativitätstheorie auch im MAHAG-Forum zur Diskussion gestellt und gebe nachstehend einen Austausch wieder:

 

16.09.11 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Ich behaupte, dass die systematische Darstellung der Kritiker der Relativitätstheorie als Antisemiten seit mehreren Jahrzehnten im Bildungssystem und in den Medien dem Tatbestand einer Geschichtsfälschung entspricht.

Zitate aus Wikipedia zu „Geschichtsfälschung“, die zu dieser Behauptung passen könnten:

Bei einer Geschichtsfälschung wird vorsätzlich versucht, mit wissenschaftlich unlauteren Mitteln einen falschen Eindruck von historischen Ereignissen und ihrer Interpretation zu vermitteln.
[…]
Die meisten Geschichtsfälschungen kommen hingegen durch eine willkürliche Interpretation des Quellenmaterials zustande, am einfachsten durch das Weglassen bzw. Nichtbeachten unerwünschter Quellen, also eine einseitige Quellen-/Literaturauswahl.
Eher selten, da leicht zu durchschauen und zu widerlegen, ist die direkte Lüge in der Darstellung.
[…]
Motive: […]

– Wissenschaftsorientiert ist das Motiv, wenn der Fälscher seine eigene historische Interpretation gegenüber denen von Fachkollegen aufwerten bzw. seine Karriere fördern will.[…]

– Entfernung von unliebsam gewordenen Personen aus Dokumenten der Zeitgeschichte; […]

– Verächtlichmachung […]

Mit Fälschungen lässt sich mitunter Geld verdienen, nicht nur auf dem Kunst- und Antiquaria-Markt, sondern auch durch die publizistische Darstellung der vermeintlichen wissenschaftlichen Sensation. […]

Eine Geschichtsfälschung liegt nur vor, wenn in betrügerischer Absicht manipuliert wurde, um das Geschichtsbild zu verändern.
Keine Geschichtsfälschung ist daher
– ein veralteter Forschungsstand an sich, da es auch in der Geschichtswissenschaft Entwicklungen und Neuentdeckungen gibt,
– eine bloße abweichende Meinung, die aufgrund anderer Vorgaben bei der Interpretation zustande kommt,
– ein Irrtum.

Die Grenzen zwischen der abweichenden Meinung und einer Fälschung können fließend sein: Generell ist jede Theorie und eine Gesamtdarstellung eine Vereinfachung der Realität. Ob die Vereinfachung als angemessen empfunden wird, ist dann die Ursache möglichen Streits.

 

16.11.11 – Zitat von Chief:

Zitat von Jocelyne Lopez: Ich behaupte, dass die systematische Darstellung der Kritiker der Relativitätstheorie als Antisemiten seit mehreren Jahrzehnten im Bildungssystem und in den Medien dem Tatbestand einer Geschichtsfälschung entspricht.

Im Bildungssystem wird die RT-Kritik gar nicht erwähnt. Man tut so als ob es die überhaupt nicht gibt.

 

17.11.11 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Das stimmt vielleicht für Grundschule und Oberstufe, wohl jedoch nicht für die Universitäten. Sonst würde man nicht in allgemeinen Forendiskussionen sofort und systematisch mit der weitverbreiteten Hetze von Studenten konfrontiert werden, bei jedem Versuch die Relativitätstheorie zu hinterfragen oder zu kritisieren. Irgendwoher müssen sie wohl im Bildungssystem diese „Information“ bekommen haben, dass die Kritiker der Relativitätstheorie nur Antisemiten waren („Deutsche Physik“ und Blabla) und die Kritik lediglich aus antisemitischen Motiven entstanden ist und immer noch entsteht.

Hier sei zum Beispiel ein aufschlussreiches zeitgenössisches Dokument erwähnt: Ein Brief von dem im Bildungssystem führenden Lexikonverlag Brockhaus an einen Lehrer, der Information über die Kritik der Relativitätstheorie zur Unterrichtsgestaltung anforderte. Ihm wurde diese Auskunft erteilt, siehe Lexikonverlag Brockhaus: Es gibt nur antisemitische und unseriöse Kritiker der Relativitätstheorie:

Zitat Lexikonverlag Brockhaus:
[…]
2. Die Relativitätstheorie fand in der wissenschaftlichen Welt allgemein eine sehr rasche Anerkennung. Kritik wurde von einzelnen aus eher welt¬anschaulichen Gründen angebracht. Während die Einwände Ernst Gehrkes naturphilosophischer und erkenntnistheoretischer Art waren, ging die physikalisch unhaltbare Kritik aus der sogenannten “deutschen Physik” im Dritten Reich auf den nationalsozialistischen Rassismus und Antisemitismus zurück. Prominenteste Vertreter waren die Nobelpreisträger Philipp Lenard und Johannes Stark. Sie begannen sich nach Ende des Ersten Weltkriegs nationalistischen und anti¬semitischen Positionen zuzuwenden und zählten schließlich zu den führenden Köpfen der nationalsozialistischen Propaganda, die auf die Ausgrenzung und Abwertung einer angeblich “jüdischen Wissenschaft” zielte. Dabei stuften sie die Relativitätstheorie Einsteins als abstraktes mathematisches Konstrukt ohne Wirklichkeitsbezug ein, das mit seiner Unanschaulichkeit dem “jüdischen Denken” entspringe und einem “germanisch-deutschen Naturbild” zuwiderlaufe.

Lenard stellte der Einsteinschen Theorie eine komplizierte Weiterentwicklung der Äthertheorie mit mehreren gegeneinander bewegten Ätherarten entgegen. Aber weder waren die Argumente gegen die Relativitätstheorie physikalisch in irgendeiner Weise stichhaltig, noch wurde die wenig überzeugende Äthertheorie Lenards von nicht-nationalsozialistischen Wissenschaftlern ernst genommen. Eigentlicher Ursprung der Angriffe war nur die nationalsozialistische Ideologie. Einzelheiten entnehmen Sie bitte den beiliegenden Biographien, die Ihnen auch weiterführende Literaturangaben bieten.

3. Die Relativitätstheorie ist heute fest in der Physik etabliert und wird von seriösen Wissenschaftlern nicht angezweifelt. Zahlreiche und immer genauer durchgeführte Experimente bestätigen sie in ausgezeichneter Weise.
[…]
Versuche einzelner heutiger Autoren, die Relativitätstheorie zu “widerlegen“, sind meist philosophisch-weltanschaulich motiviert und bleiben physikalisch oberflächlich oder in Widersprüchen hängen.
[…]

Alle Elemente einer regelrechten Geschichtsfälschung, die bei diesem Tatbestand von Wikipedia erwähnt werden, sind in dieser Auskunft vom Schulverlag Brockhaus enthalten:

Zitat Wikipedia:

Die meisten Geschichtsfälschungen kommen hingegen durch eine willkürliche Interpretation des Quellenmaterials zustande, am einfachsten durch das Weglassen bzw. Nichtbeachten unerwünschter Quellen, also eine einseitige Quellen-/Literaturauswahl.
Eher selten, da leicht zu durchschauen und zu widerlegen, ist die direkte Lüge in der Darstellung.

wobei hier auch direkte Lügen vorkommen, zum Beispiel:

Zitat Lexikonverlag Brockhaus:
Während die Einwände Ernst Gehrkes naturphilosophischer und erkenntnistheoretischer Art waren…

Gehrcke war Physiker und er hat massiv Einwände von physikalischer Art vorgebracht, und zwar schon ab 1911 die physikalischen Einwände, die seit Aufstellung der Theorie vorgebracht wurden und heute noch aktiver Bestandsteil der Einwände der heutigen Hinterfrager und Kritiker der RT sind, siehe: Ernst Gehrcke – Kritik der Relativitätstheorie.

Auch über die Kritik von Philipp Lenard wird direkt gelogen: Auch Lenard war Physiker und hat schon ab 1910 die physikalischen Einwände vorgebracht, die heute noch von den Kritikern vorgebracht werden. Erst ab 1922 entwickelte er antisemitische und rassistische Positionen, siehe: Philipp Lenard: Über Äther und Uräther:

Zitat von G.O. Mueller:

Das Jahr 1922 bringt eine verhängnisvolle Entwicklung durch die antisemitischen Äußerungen Lenards in seinem „Mahnwort“: nachdem er in seinen bisherigen hier dokumentierten theoriekritischen Veröffentlichungen nicht die geringste persönliche Diffamierung gegen Einstein vorgetragen hatte, bedeutet das „Mahnwort“ einen Bruch, der wegen der prominenten Stellung Lenards den Relativisten einen Vorwand lieferte, alle Kritiker der Einsteinschen Theorien pauschal als Antisemiten zu verleumden, eine zumindest in Deutschland bis heute anzutreffende Praxis.