15. Juli 2010
Newton falsch verstanden?
Ich komme auf meine Anfrage an Dr. Markus Pössel vom 28.04.10, wo ich ihn im Rahmen meines Strandgedankenexperiments gebeten habe, mir die Bedeutung seines Satzes zu erläutern: „Jeder dieser Beobachter sitzt im Nullpunkt seines eigenen, relativ zum Strand bewegten, Koordinatensystems“.
Von Dr. Markus Pössel selbst habe ich leider noch keine Erklärung erhalten, lediglich einen Zwischenbescheid, jedoch hat der Kritiker Harald Maurer in seinem Forum eine Antwort auf meine Frage geschrieben: „Was bedeutet die Aussage von Dr. Markus Pössel und worauf ruhe ich bloß, wenn ich am Strand spazieren gehe?“
15.07.10 – Zitat Harald Maurer:
Du ruhst in Deinem auf dich bezogenen Koordinatensystem x,y,z. Ob Du dich nicht bewegst oder Dich gleichförmig linear bewegst, macht keinen Unterschied. Bezogen auf Dein Koordinatensystem kannst Du dich immer als „ruhend“ definieren. Das meint Einstein mit seinem „ruhend“. Es ist eine Grundlage des Relativitätsprinzips, dass gleichförmige lineare Bewegung von Ruhe nicht unterschieden werden kann. Physikalische Prozesse laufen in einem gleichförmig bewegten Eisenbahnwaggon ganz gleich ab wie in einem ruhenden.
Wenn in Deinem Koordinatensystem die mechanischen Gesetze Newtons gelten, dann handelt es sich um ein Inertialsystem. Das zu Dir gehörende Koordinatensystem kannst Du überall definieren, am Strand ebenso wie in einem Eisenbahnwaggon oder sonstwo…
15.07.10 – Zitat von Jocelyne Lopez:
„Ob Du dich nicht bewegst oder Dich gleichförmig linear bewegst, macht keinen Unterschied.“
Sorry: Es macht in der Natur und in der Physik sehr wohl einen Unterschied, ob ich am Strand ruhe oder ob ich am Strand laufe – und ich möchte mich mit der Natur und der Physik beschäftigen – zum Beispiel:
1) wenn ich laufe verändere ich fortlaufend meinen Standort (Kinematik) und
2) wenn ich laufe verbrauche ich auch fortlaufend mehr Energie (Dynamik).
Es ist also rein physikalisch gesehen völlig unsinnig festzusetzen, dass es keinen Unterschied macht, ob ich ruhe oder mich gleichförmig linear bewege, das führt zu einer völlig falschen Beschreibung der Naturphänomene, zu völlig falschen Vorhersagen von Ereignissen und auch zu den bekannten Widersprüchen und Unsinnigkeiten der Speziellen Relativitätstheorie – in erster Linie, dass ein Objekt eine konstante Relativgeschwindigkeit zu allen Beobachtern haben kann, egal ob diese Beobachter ruhen oder sich bewegen. Diese Schnapsidee ist möglicherweise auf diese irreführende Vorstellung zurückzuführen, wo man den Zustand der Ruhe und den Zustand der gleichförmigen linearen Bewegung künstlich gleichsetzt.
Newton hat auch bestimmt gar nicht gemeint, dass es kinematisch und dynamisch keinen Unterschied macht, ob ein Objekt ruhe oder sich gleichförmig bewege, so etwas Sinnfreies traue ich Newton nicht zu, es ist meiner Meinung nach eine falsch verstandene Interpretation seiner Gedanken. Er meinte nur, dass die physikalischen Prozesse überall im Raum gleich ablaufen, unabhängig von einzelnen Beobachtern: Er setze ja eine absolute Zeit und einen absoluten Raum voraus, also die Existenz eines einzigen gemeinsamen Raumes für alle Objekte des Universums und damit auch die Existenz von absoluten Bewegungen. Einstein dagegen relativiert Raum und Zeit, er leugnet sowohl die Existenz eines absoluten Raumes als auch die Existenz einer absoluten Zeit und zerlegt munter die physikalische Welt in unendlich viele beobachterabhängigen, getrennten Welten, wo alle Objekte jeweils ihre eigenen Zeiten und ihre eigenen Räume mit sich rumschleppen, wo jeder Beobachter sich im Zentrum seines eigenen Weltchens jederzeit als absolut ruhend erklären darf (bzw. seine privaten Koordinaten mit dem Nullpunkt auf ein Blatt Papier im Rucksack transportieren kann…) und wo jeder Beobachter – aber nur scheinbar? – per Fernwirkung durch seine Bewegungen Einfluß auf die physikalischen Prozesse in der Welt nehmen kann (Längenkontraktionen und Zeitdilatationen bei relativ zu ihm bewegten Objekten). Ein völlig realitätsfremdes Weltbild, zumindest in der Physik. So ein Weltbild wäre eher in der Biologie oder in die Psychologie, sowie auch in der Esoterik und in der Science Fiction anzusiedeln. Einstein sagte auch selbst, dass Fantasie wichtiger sei als Wissen…
Siehe auch: G.O. Mueller: Albert Einstein verneint die Existenz eines absoluten Raumes
Albert Einstein hat 1905 zunächst (S. 892) nur gesagt, daß “ein mit besonderen Eigenschaften ausgestatteter “absolut ruhender Raum”“ in die SRT nicht eingeführt werde. Dies bedeutet, daß er die Existenz eines absoluten Raumes nicht anerkennt. Die Existenz eines absoluten Raumes ist denknotwendig verknüpft mit einer Reihe von anderen grundlegenden Vorstellungen:
(1) mit der Einheit des uns zugänglichen Beobachtungsraumes,
(2) mit der Geltung einer absoluten Zeit für den gesamten Beobachtungsraum, und
(3) mit der Existenz absoluter Bewegungen, die relativ zum absoluten Raum bestimmt werden.
Albert Einstein hat in Konsequenz der Ablehnung des absoluten Raumes auch die anderen 3 absoluten Vorstellungen verneint, d.h. relativiert: für (2) die Zeit und (3) die Bewegung tut er es ausdrücklich; für den (1) Beobachtungsraum hat er verräterische Formulierungen verwendet: so spricht er (S. 897) von einem “”ruhenden” Raum”, was logisch die Existenz auch eines ‘bewegten’ Raumes und damit eine Mehrheit von Räumen impliziert; in Bezug worauf sein “ruhender” Raum ruht, teilt er nicht mit. […]
(G.O. Mueller)
(Jocelyne Lopez)
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Siehe auch:
Prof. Dr. Jürgen Ehlers: “Steuergeld für fröhliche Wissenschaft?”
Wer entscheidet über Interpretationen der Relativitätstheorie?
Dr. Markus Pössel: Endlich eine eindeutige Aufklärung
Im Bildungssystem wird eine falsche Auslegung der Speziellen Relativitätstheorie gelehrt
Widersprüche der Speziellen Relativitätstheorie werden nicht ausgeräumt
Ansprache an das Bundesministerium für Bildung und Forschung