Blog – Jocelyne Lopez

Eine Konvention ist kein Naturgesetz

Ich komme auf den 13. Brief aus meiner Mühle von Dr. Wolfgang Herrig, der von der Redaktion von ChronoLogs (Spektrum der Wissenschaft) ohne Begründung heute geschlossen wurde. Zensur? 

Auch mein letzter Kommentar von heute morgen über die neue Definition des Meters 1983 wurde ohne Begründung und ohne ersichtlichen Grund vor der Schließung von der Redaktion gelöscht, den ich hier aber als Fortsetzung des Austausches mit einem Teilnehmer noch wiedergebe:

26.01.10 – Zitat von Chrys:

Nein, Frau Lopez, das stimmt definitiv nicht:

„Die erzielte Strecke ist zwar dann eine einmalig abgeleitete Größe, sie darf aber sehr wohl per Konvention als unveränderlich gelten …“ (J. Lopez)

Eine solche Konvention existiert nicht, das wäre ja nur die Wiedereinführung des Ur-Meters durch die Hintertür. Den wollte man aber gerade loswerden, weil er allzu offenkundig als nicht unveränderlich erkannt worden war.

 

26.01.10 – Zitat von Jocelyne Lopez (Kommentar gelöscht):

Doch, die Konvention existiert natürlich stillschweigend, dass die Länge des Meters unveränderlich ist. Die Länge von jeglichen Maßstäben muss zwangsläufig als unveränderlich gelten, das ist sogar der Sinn der Sache bei einem Maßstab, sonst ist das Messen nicht möglich: Messen ist ja Vergleichen mit einem Maßstab. Ein veränderlicher Längemaßstab würde nämlich dem Messen jegliche rationale Grundlage entziehen. Messen mit einem Gummiband? Messen mit verschiedenen Maßeinheiten ohne umzurechnen? Das wäre völlig abstrus.

 

26.10.10 – Zitat von Chrys:

Man beachte insbesondere, dass die Lichtgeschwindigkeit in vacuo hierdurch als universell konstant gesetzt wird. Damit ist die Definition konform zur SRT, mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen. Ein „ruhender Beobachter“, wie von Frau Lopez oben erwähnt, kommt indes dabei nicht vor, das ist ihre eigene Schöpfung. (Verschleierung des Unerwünschten?)

 

26.01.10 – Zitat von Jocelyne Lopez (Kommentar gelöscht):

Nicht, weil ein ruhender Beobachter in der Definition des Meters nicht vorkommt, dass ein ruhender Beobachter die Messung der Lichtgeschwindigkeit 1983 nicht vorgenommen hat. ; -) Wie glauben Sie denn, dass der Wert 299 792 458 m/s zustande gekommen ist? Haben Sie sich die Frage nie selbst gestellt? Ich ja. Das wurde nicht gewürfelt, das ist das Ergebnis einer bestimmten Messung 1983, und zwar wie alle Messungen der Lichtgeschwindigkeit auf einer Laborstrecke von ein paar Metern, gemessen in Bezug zur Erdoberfläche von einem relativ zur Quelle ruhenden Beobachter. Es existiert sowieso keine Einwegmessungen der Lichtgeschwindigkeit und auch keine Messungen durch einen relativ zur Quelle bewegten Beobachter. Hier haben Sie zum Beispiel ein kurzes Überblick über die anerkannten Messungen der Lichtgeschwindigkeit  bis 1983, alle auf ganz kurze Strecke zwischen Spiegeln, alle in Bezug zur Erdoberfläche, alle gemessen von einem relativ zur Quelle ruhenden Beobachter, siehe hier.

Dass man den Wert der letzten Messung und die entsprechende materielle 1-Meter-Strecke 1983 festgehalten und als Längemaßstab gewählt hat ist eben nur eine Konvention, kein Naturgesetz. Man hätte sonst was für eine Länge als Meter festhalten können, jede Länge eignet sich als Maßstab, ist ja egal. Der neue Meter ist sogar bei der Umstellung kürzer geraten als der alte Meter vor 1983, interessiert ja auch keiner.

Dass man diese Messung 1983 „SRT Konform“ als absolut konstant zu allen Beobachtern gemacht hat, ob ruhend oder bewegt (obwohl die gewählte Meßanordnung  darüber keine Aussage erlaubte), bestätigt keinesfalls, dass diese Annahme der SRT richtig ist, sondern das ganze ist und bleibt ganz platt eine Konvention. Das spielt in der Empirie und in der Alltagsphysik sowieso keine Rolle, das mag jedoch in der Astronomie und der Kosmologie anders sein.

(Jocelyne Lopez)



Comments

  1. Januar 30th, 2010 | 08:00

    […] Die Redaktion von “ChronoLogs” (Spektrum der Wissenschaft) hat am 26.01.10 ohne Vorwarnung und ohne Begründung die Diskussion im Anschluß aus dem „13. Brief aus meiner Mühle“ von Dr. Wolfgang Herrig geschlossen, wie berichtet in meinem  Eintrag Eine Konvention ist kein Naturgesetz. […]

  2. Januar 31st, 2010 | 11:01

    […] so aufgenommen wird. Das war zum Beispiel auch die Einstellung meines Gesprächspartners in der geschlossenen Diskussion bei ChronoLogs : „Man beachte insbesondere, dass die Lichtgeschwindigkeit in vacuo hierdurch als […]