Blog – Jocelyne Lopez

Die Mathematiker sind vor Begeisterung völlig aus dem Häuschen

Ich komme auf meine Einträge Über Erdlinge und Sonnlinge und Sie gehen mir auf das System zurück, sowie auf das spezielle Bezugssystem-Mischmasch der speziellen Relativisten, das dazu führt, dass z.B. die Bezugssysteme „Stab“, „Sonne“, „Elektron“, „Kugelschreiber“, „Autobahn“ oder „Tüte Pommes ohne Mayo“ im Zuge der Gleichberechtigung der Bezugssysteme – gleiche Chancen, gleiche Rechte – auch jeweils selbst ihre Geschwindigkeit zu meinem System messen dürfen. Was nicht nur gerecht ist, sondern auch absolut genial und eine Revolution unseres Weltbildes bedeutet. 

Diejenige Bezugssysteme, die von dieser revolutionären Umwälzung unserer Denkweise und von dieser Beseitigung unserer Vorurteile am meisten begeistert sind, sind die Bezugssysteme „Mathematiker“. Sie sind regelrecht vor Begeisterung aus dem Häuschen. Vor allem über die neuen Möglichkeiten der Mathematik, die bisher dummerweise z.B. eine Gleichung der Art 1+1=1 nicht zuließt (obwohl ja ein Riesending) oder auch dasselbe Ergebnis für die Gleichungen 2+3 und 3+2 stur verlangte (ein dummes Vorurteil). Die neuen revolutionären Erkenntnisse durch das Postulat der Speziellen Relativitätstheorie eröffnen ihnen unbegrenzte mathematische Horizonte und strotzen auch noch vor Eleganz. Traumhaft… Der Mathematiker Herrmann Minkowski, zum Beispiel, war so entflammt vor Begeisterung, dass er dieses Postulat und seine neuen Erkenntnisse nicht geringer als ein „Geschenk von oben“ ansah und sich gleich an die Arbeit ranmachte eine Methode graphisch zu entwerfen, damit die Bezugssysteme „Stab“, „Sonne“ und „Tüte Pommes ohne Mayo“ ihre jeweilige Relativgeschwindigkeit zu den Bezugssystemen „Kugelschreiber“, „Autobahn“ und „Elektron“ selbst messen dürfen.

Diese Begeisterung für die großartigen Erkenntnisse aus dem Postulat, für die Revolution unseres Weltbildes, für die Beseitigung unserer Vorurteile und für die neuen Horizonte der Mathematik ist auch zum Beispiel nicht zu übersehen in der folgenden Rezension:

Sellien, Ewald:
Die erkenntnistheoretische Bedeutung der Relativitätstheorie
Berlin: Reuther & Reichard, 1919. 59 S.:

In ihrer ersten Form, aus dem Jahre 1905, erschien die Relativitätstheorie als ein Spezialgebiet der Elektrodynamik gleichförmiggeradlinig bewegter Körper, deren Schwierigkeiten sie dadurch löste, daß sie die Zeitbestimmung einer Kritik unterwarf, die alle bisherigen Anschauungen darüber völlig umstieß. – So war sie eine zersetzende Kraft. Aber bald griff sie auf die anderen Gebiete der Physik über, und da zeigte sich erst ihre tiefere Bedeutung. Die Mechanik trat durch sie in engere Beziehung zur Elektrizitätslehre, und die Relativitätstheorie wurde zum Endglied einer großartigen Entwicklung: sie brachte die Entscheidung im Kampf um die mechanische Naturauffassung. Bald jedoch mußte auch sie das Schicksal so vieler anderer Theorien teilen. Noch im Ringen um ihre Daseinsberechtigung wurde sie durch eine allgemeinere Relativitätstheorie Einsteins abgelöst, die ihr Prinzip auf beliebige Bewegungen ausdehnte, und der es dadurch gelang, auch die Gravitation als Feldwirkung zu umfassen. Diese neue Verallgemeinerung hatte ebenfalls schwerwiegende Folgerungen, auch sie forderte Opfer aus dem Vorrat unserer alten Denkgewohnheiten, aber wieder siegte das allgemeine Prinzip, wieder wurde die Zahl der in der Physik unabhängigen Gebiete verringert, wieder erhielt ihr System größere Einheitlichkeit. – Derartige Umwälzungen gehen nicht ohne wissenschaftliche Fehden vor sich: so gibt es auch einen Streit um die Relativitätstheorie, der zunächst besonders um die spezielle Fassung vom Jahre 1905 entbrannte. – Physiker, Philosophen und leider auch viele Laien.auf beiden Gebieten haben sich in großer Zahl an dem Streit beteiligt. Da finden wir begeisterte Zustimmung besonders bei Mathematikern und vorwiegend mathematisch denkenden Physikern, auf die die Eleganz der neuen Methoden einen geradezu bezaubernden Eindruck machte, finden wir aber auch heftigste Ablehnung bei vielen Forschern, denen die experimentellen Grundlagen nicht genügend gesichert erschienen, oder aber die wie ein Teil der Philosophen ihre altgewohnten Anschauungen nicht aufgeben wollten.

 

Na ja, zwar soll die Spezielle Relativitätstheorie „durch eine allgemeinere Relativitäts-theorie Einsteins abgelöst“ worden sein, aber die tiefere erkenntnistheoretische Bedeutung dieser Umwälzung unserer „alten Denkgewohnheiten“ soll bestehen bleiben, auch für viele Laien, die sich „leider“ für die großartige Entwicklung interessieren.

Hmm… Soll ich nun als Laie auch „meine alten Denkgewohnheiten“ aufgeben? Oder gilt die revolutionäre Erkenntnis des Postulats nur für Nicht-Laien?  Hmm… ich weiß nicht so recht… Ich muss unbedingt darüber nachdenken, jedes mal, wenn ich eine Tüte Pommes kaufe, man weiß ja nie… 

(Jocelyne Lopez)



Comments

  1. September 11th, 2009 | 06:57

    […] komme auf meinen Eintrag Die Mathematiker sind vor Begeisterung völlig aus dem Häuschen zurück, sowie auf die revolutionäre Gleichberechtigung der Bezugssysteme, die durch die Anhänger […]