Wikipedia liefert folgende Definitionen für die Begriffe „Kinematik“ und „Dynamik“:
Die Kinematik ist die Lehre der Bewegung von Punkten und Körpern im Raum, ohne die Ursachen einer Bewegung (Kräfte) zu betrachten.
Ihr Gegenstück ist die Dynamik, die sich mit der Bewegung von Körpern unter Einwirkung von Kräften beschäftigt.
[Hervorhebungen durch J. Lopez]
Als Physiklaiin waren mir lange Zeit diese beiden Begriffe fremd, obwohl ich schon in der Realität den Unterschied bei Untersuchungen der Bewegung von Objekten erkennen konnte.
Die beiden Postulate Einsteins in seiner Speziellen Relativitätstheorie sind ausschließlich kinematischer Natur, was bedeutet, dass hier keine Betrachtung von Kräften bei der Untersuchung der Bewegung stattfindet. Es gibt nur eine Form der Geschwindigkeit eines Objekts, die uns bei den Postulaten der Speziellen Relativitätstheorie interessiert und auch explizit von Albert Einstein genannt wurde: Die gleichförmige, geradlinige Bewegung eines Objekts von A nach B.
Alle Objekte bewegen sich sowieso per Definition (bzw. messtechnisch bedingt) gleichförmig geradlinig von A nach B, es gibt keine Ausnahme: Man kann auf einer Strecke A-B nur eine ideal gleichförmige und geradlinige Bewegung messen. Die Messung einer Geschwindigkeit zwischen A und B kann nämlich weder Informationen über etwaige Beschleunigungs- oder Bremsphasen liefern (sondern zwangsläufig nur einen Durchschnittswert), noch über etwaige Randbedingungen oder über etwaige Änderungen der Richtung zwischen A und B. Die Geschwindigkeit wird ideal auf dieser Strecke als konstant vorausgesetzt. Per Definition. Wenn ich die Geschwindigkeit eines Objekts von A nach B messe, erhalte ich nur einen Durchschnittswert aller seiner Geschwindigkeiten auf dieser Strecke , wobei ich keine Information darüber erhalte, was für Kräfte diese Bewegung ermöglicht haben. Die einzige Information, die diese Messung liefert, ist: Ein „Etwas“ hat sich mit z.B. 100 km/h (ideal) konstant und (ideal) geradlinig zwischen A und B bewegt. Mehr nicht. Man braucht dabei nicht einmal das Objekt die ganze Zeit zu sehen, und weder die physikalischen Beschaffenheiten des Objekts, noch etwaige Beschleunigungs- oder Bremsphasen, noch tatsächliche Form der Bewegung oder ein Medium spielen dabei irgendeine Rolle.
Eine konstante geradlinige Bewegung zwischen A und B wird auch lediglich nach der Messung der Strecke und der Zeitdauer mit der Formel Weg/Zeit ermittelt, wie Albert Einstein es auch explizit in seiner Speziellen Relativitätstheorie definiert. Es gibt keine anderen Faktore zu berücksichtigen als Weg und Zeit bei der Messung einer konstanten geradlinige Bewegung. Kräfte oder sonstige Bedingungen kommen nicht in Betracht.
Ein grober Denkfehler Einsteins in seiner Speziellen Relativitätstheorie liegt jedoch daran, dass er für die Begründung seines unsinnigen Postulats, die Lichtgeschwindigkeit sei unabhängig von der Bewegung des Beobachters, auf einmal Betrachtungen über Kräfte und Ursachen von Kräften willkürlich einfließen lässt: Er setzt stillschweigend die Existenz eines Äthers und seine Einflüsse auf die Geschwindigkeit von Objekten voraus: Er vermischt unzulässig Kinematik und Dynamik.
Die Existenz oder Nicht-Existenz von einem Äther oder von irgendwelchen sonstigen Medien haben jedoch mit der Messung der konstanten, geradlinigen Bewegung eines Objekts von A nach B gar nichts zu tun. Die beiden Postulaten Einsteins sind rein kinematischer Natur und haben mit einem Medium nichts am Hut. Deshalb sagte auch Einstein zu Recht, er könne auf einen Äther in seiner Speziellen Relativitätstheorie verzichten, und zwar aus dem ganz trivialen Grund, weil seine Theorie eine kinematische Theorie mit rein kinematischen Postulaten ist. Man muss also grundsätzlich von der Methodologie her darauf verzichten müssen.
Deshalb haben irgendwelche Betrachtungen über die Existenz oder Nicht-Existenz eines Äthers in der Speziellen Relativitätstheorie aus zwei trivialen Gründen nichts zu suchen:
- Diese Theorie stellt rein kinematische Postulate über die Ausbreitung eines Lichtstrahles auf.
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- Die Lorentztransformation, die dynamische Postulate bei der Ausbreitung eines Lichtstrahles beschreiben will, hat also in der Speziellen Relativitätstheorie nichts verloren (siehe auch mein Blog-Eintrag Der Witz der Verwendung der Lorentztransformation durch Albert Einstein) und stellt hier sowohl logisch einen Denkfehler als auch methodologisch ein Widerspruch dar.
Die endlosen Meinungsverschiedenheiten um die Spezielle Relativitätstheorie seit über 100 Jahren über die Existenz oder die Nicht-Existenz eines Äthers sind also bei dieser Theorie fehl am Platz und führen nur zur Vernebelung und zur Ablenkung von diesem Grundfehler.
Die Spezielle Relativitätstheorie ist mit dem kinematischen Postulat der Konstanz von c zum bewegten Beobachter grundsätzlich falsch und unsinnig, und zwar mit oder ohne Äther. Egal mit stofflichen oder nicht-stofflichen Äthervorstellungen, egal mit ruhendem oder mitgeführtem oder wirbelndem Äther. Diese Theorie ist dabei immer falsch, bei allen Äthervorstellungen, sowie auch bei allen ballistischen Vorstellungen, sie alle spielen hier gar keine Rolle: Die Spezielle Relativitätstheorie postuliert ja die kinematische – und nicht die dynamische – Ausbreitung des Lichts. Es ist also völlig abstrus, irgendwelche Betrachtungen oder Experimente über die Existenz oder Nicht-Existenz eines Äthers im Zusammenhang mit der Speziellen Reltivitätstheorie zu bringen. Keiner darf ja zum Beispiel Äpfel und Birnen addieren, Albert Einstein auch nicht.
(Jocelyne Lopez)