Blog – Jocelyne Lopez

G.O. Mueller: Bilanz und Ergebnis des Vergleichs mit den anderen landesüblichen Skandalen

Eine Leseprobe aus dem neu veröffentlichten Kapitel 9 der Dokumentation von G.O. Mueller Das Gedankenexperiment, auch im Blog von Ekkehard Friebe veröffentlicht:

  

Bilanz und Ergebnis des Vergleichs mit den anderen landesüblichen Skandalen 

Die Bilanz des Forschungsprojekts kommt gegenwärtig (Januar 2009) zu dem Ergebnis, daß wir in drei Adressatengruppen vier sehr verschiedene Reaktionsweisen beobachten, nämlich die Schreckstarren, die seltenen Ausnahmen, die Bibliotheken und das Internet. 

Die Adressaten in der Offline-Welt sind alle informiert und fast alle in Schreckstarre verfallen; dagegen haben die seltenen Ausnahmen sachlich bedeutende Fortschritte gebracht. Die Bibliotheken akzeptieren die knappe Hälfte der Geschenke. Im Internet besteht ein eindeutiges und starkes Bedürfnis nach Information und Diskussion. Damit hat sich die Situation für die Kritiker und ihre Beiträge zur Theoriekritik seit 2001 deutlich zum besseren gewandelt. 

Der Vergleich mit den landesüblichen Skandalen hat mehrere allgemeine Erkenntnisse darüber gebracht, was für die Skandale typisch ist, wie weit die Relativitäts-Katastrophe ihnen entspricht und worin sie eigene Qualitäten entwickelt hat. 

Damit ein Skandalunternehmen wie die Relativitäts-Katastrophe sich erfolgreich über einen längeren Zeitraum aufbauen kann, braucht es gewöhnlich mehrere Komponenten: 

(1) Eine Betrugsidee, die das Vorstellungsvermögen der Allgemeinheit übersteigt und daher allen als unmöglich erscheint.

(2) Einfachen oder mehrfachen ergänzenden Betrug, um den ersten Betrug abzusichern.

(3) Befreiung der Akteure von hinderlichem Rechtsbewußtsein und Verantwortlichkeit.

(4) Ein komplizenhaftes Umfeld, das informiert ist und trotzdem längere Zeit dichthält.

(5) Kontrollinstanzen, die – entgegen ihrem Auftrag – durch Nicht-Kontrollieren den Betrug absichern helfen.

(6) Eine Gleichschaltung der Presse ist gewöhnlich gar nicht erforderlich, würde aber natürlich einen wahren Triumph für ein Skandalunternehmens darstellen. Hierin liegt die Eigenart und der langfristige überragende Erfolg der Relativitäts-Katastrophe. Es genügt gewöhnlich, daß die über “Tabus” und die “Freiheit ihrer Presse” entscheidenden gesellschaftlichen Kräfte von den ungeheuren Vorteilen des Skandalunternehmens überzeugt werden. Diese “Überzeugung” vom Nutzen des Skandalunternehmens kann auch die Aufdeckung des Skandals selbst durchaus überleben, wie die berichtete interessante Stellungnahme von Martin Walser zu den Siemens-Schmiergeldern beweist.

(7) Die Informierung der Öffentlichkeit über einen Skandal erfolgt durch nicht vorhersehbare und nicht planbare Vorgänge und Konstellationen.

(8) Ist die Öffentlichkeit informiert worden, so hängt die Entscheidung zur Aufarbeitung wesentlich davon ab, daß die Allgemeinheit, also jeder Bürger den aufgedeckten Betrug sofort versteht. In den Vergleichsskandalen war dies der Fall. In der Relativitäts-Katastrophe zeichnet sich hier ein gewisser Vorteil für die Betrüger ab durch die Entlegenheit des Themas und des Faches “theoretische Physik”, das sich ohnehin durch priesterliches Gehabe und absoluten Autoritätsanspruch gegen jede gesellschaftliche Kontrolle von außen abzuschirmen versucht. 

(G.O. Mueller)



Comments

  1. Oktober 11th, 2009 | 07:30

    […] Adressat wagt Protest, Entgegnung oder Widerlegung oder Bilanz und Ergebnis des Vergleichs mit den anderen landesüblichen Skandalen oder Warum keine Zuversicht der Relativisten für öffentliche […]

  2. Januar 15th, 2011 | 08:06

    […] Nur neue Wege werden das Zensurkartell aufbrechen Der neue Weg der Grundrechtsforderung Bilanz und Ergebnis des Vergleichs mit den anderen landesüblichen Skandalen […]