3. März 2009
Einsteins Jugendinspirationen
Ich verweise auf meinen Beitrag über die skurrilen Meßvorstellungen Einsteins für die Messung der Länge eines bewegten Objektes und auf eine aktuell laufende Diskussion im MAHAG-Forum über die Realität der Längenkontraktion in der Speziellen Relativitätstheorie: Die Längenkontraktion ist in der SRT nicht materiell.
Aus dieser Diskussion wiedergebe ich nachstehend Auszüge aus einem Austausch mit einer Teilnehmerin:
Physik bedeutet unter anderem Messen durch Vergleichen. Nichts ist einfacher als die Länge einer Tischkante durch Drauflegen mit einem Meterstab auszumessen.
Ein bisschen schwieriger wird das, wenn sich die Tischkante mit hoher Geschwindigkeit an mir vorbei bewegt. En passant dürfte es aussichtslos sein hier den Meterstab anzulegen, also muss ich mir etwas anderes einfallen lassen […]
Dass es „schwieriger“ bzw. „aussichtslos“ ist, die Länge eines bewegten Objektes durch Anlegen eines Maßstabes zu messen leuchtet ja jedem ein. Das freut mich immerhin, dass Du es selbst einsiehst. Es gab nämlich sogar hier Relativisten, die versucht haben, mir diese Absurdität als annehmbares Meßverfahren zu verkaufen… Nicht desto trotz hat sich ein Wissenschaftler im Ernst so eine lächerliche „Operation“ ausgedacht und die Beschreibung dieses grotesken „Meßverfahrens“ steht schwarz auf weiß und kommentarlos in einer wissenschaftlichen Arbeit, die seit 100 Jahren als Genialität der Menschheit gehalten und verkauft wird. Sehr aufschlussreich… Daran hat sich offensichtlich keiner der damaligen Prüfer gestört (Drude? Max Planck?) und um Löschung dieser Peinlichkeit gebeten. Vielleicht liegt es daran, dass diese Arbeit vor ihrer Veröffentlichung nicht geprüft wurde, oder?
Bei diesem skurrilen, von Albert Einstein ausgedachten Meßverfahren der Länge von bewegten Objekten sehe ich Parallele mit Ausführungen aus dem Buch von Peter Rösch „Ich war Einstein“ Seite 113 „Einsteins Jugendinspiration„:
Nach übereinstimmender Meinung der Einsteinbiographen sollen die Interessen des jungen Genies ganz bestimmt nicht von der Schule geweckt worden sein. Wichtig sei vor allem die Freizeitlektüre gewesen.
Bernsteins Naturwissenschaftliche Volksbücher sollen zur geistigen Entwicklung Einsteins beigetragen haben. Es handelt sich um 20 Bändchen im Taschenkalenderformat, jedes um 150 Seiten stark. Sie bestehen aus einzeln abgeschlossenen Aufsätzen in buntem Themenallerlei: Biologie, Entwicklungslehre, Medizin, Astronomie, Geologie, Meteorologie, Hauswirtschaftslehre, Chemie und Physik. Ihr Eindruck sei so inspirativ gewesen, dass Einstein später Passagen daraus für die eigenen Ausarbeitungen übernommen habe. „Wie wäre es, wenn man einem Lichtstrahl hinterherliefe?“ Diese Grundfrage soll sich Einstein nach Lektüre der Naturwissenschaftlichen Volksbücher Bernsteins gestellt haben.
Einstein hat sich jedoch nie darauf bezogen. „Daß es diese Quelle gab, muß Einstein im Zuge seines bewegten Lebens entfallen sein„, wird von einem Einsteinbiographen eingeschränkt. Bernsteins Bücher als Ursache für Einsteins Lehre?
Die aufgestellte Behauptung ist brisanter, als es zunächst scheinen will. Jedenfalls ist sie eine Untersuchung wert.
Heute dürften weltweit nur noch wenige der um 1860 herum verlegten Exemplare existieren. Eine Sichtung des Inhalts lässt zweifeln, inwieweit der Urheber der Relativitätstheorie überhaupt mit Gewinn daraus hätte schöpfen können. Die enthaltenen Prosatextchen zur Physik sind zwar unterhaltsam und anregend geschrieben, beruhen aber strikt auf der Ätherauffassung. Sachlich gehen sie kaum über ein einfaches Schulbuch der damaligen Zeit hinaus.
(Peter Rösch)
Auch in der neuesten Ausgabe des Magazins P.M. (3/2009 – Die kleinen Ausrutscher der grossen Genies) wird auf die Jugendinspirationen Einsteins eingegangen und über seine kindlich-naiven Vorstellungen der Welt berichtet:
Einstein sah die Welt mit den Augen eines Kindes – und Kinder machen manchmal Fehler –
Text Tobias Hürter –
Mit 16 Jahren jagen die meisten Jungen den Mädchen hinterher. Albert Einstein jagte Licht. Es stellte sich vor, wie es wäre, ein Lichtstrahl einzuholen und neben ihm herzufliegen. Was sähe man? Eine erstarrte Lichtwelle? So etwas hatte noch niemand beobachtet. […] Sein einziges Werkzeug war seine Vorstellungsgabe. Messungen und Laborversuche interessierte ihn wenig. Einstein machte sogar seine Experimente in Gedanken. Wie sich der unscheinbare Patentbeamte Einstein in die Elite der Wissenschaftsgeschichte katapulierte, wurde oft erzählt. Weniger bekannt sind die Fehler, die ihm dabei unterlaufen sind. Sie sind zahlreich, manche von ihnen gravierend. […]
(P.M. Magazin 3/2009)
(Jocelyne Lopez)
[…] ist begrenzt” und wo er gerne gedanklich auf einem Lichtstrahl riet, siehe zum Beispiel Einsteins Jugendinspirationen. Fantasie ist in der Tat unbegrenzt – anders als Wissen. Ich habe zwar nichts gegen Fantasie […]