Blog – Jocelyne Lopez

18 – Das Forschungsprojekt G.O. Mueller zieht eine Zwischenbilanz

Nachstehend 18. Abschnitt der bisher unveröffentlichen Arbeit Das Forschungsprojekt G.O. Mueller zieht eine Zwischenbilanz, die im Forum von Ekkehard Friebe als Fortsetzungsreihe vorgestellt wird:

 

1971 – Neue kritische Zeitschrift in Kanada: „Foundations of physics

Die Dok. Kap. 6, S. 933 – 935, gibt eine Übersicht aller aus dieser Zeitschrift und ihrem Ableger „Foundations of physics letters“ ermittelten kritischen Beiträge.

 

1972 – „How, then, can they behave as they do?“ In Großbritannien zieht Herbert Dingle Bilanz über 15 Jahre Kampf um eine öffentliche Antwort auf seine Frage

Der britische Astronom Prof. Herbert Dingle ist 1953 noch Präsident der Royal Astronomical Society in London und Autor eines Lehrbuchs zur Speziellen Relativitätstheorie. Sein Lehrbuch ist noch 1955 in 7. Auflage erschienen. Dingle ist also ein Mann von herausragender Stellung und durch sein Lehrbuch geradezu ein musterhafter „Relativitätstheoretiker. Dieser Mann protestiert 1956, als alle Welt erstmals die Möglichkeiten der Raumfahrt diskutiert, in einem Artikel in der Zeitschrift „Nature“ gegen die Propaganda der Relativisten, die der Öffentlichkeit das angebliche Jungbleibenden eines raumreisenden Zwillings gegenüber seinem auf der Erde zurückbleibenden Bruder als eine Realität behaupten. Er bezeichnet diese Behauptung des angeblichen „Zwillingsparadoxons“ als eine Verletzung des Relativitätsprinzips, als einen Verstoß gegen elementare Denkgesetze, als einen Triumph „der Magie über den Verstand.

Für die Öffentlichkeit und die „scientific community“ kommt eine solche Kritik der Relativistik völlig überraschend. Die Akademiker halten den ehemaligen Präsidenten der Astronomical Society nun für übergeschnappt und in Erwiderungen wird ihm bedeutet, daß er die Relativitätstheorie wohl nicht richtig verstanden habe (vorher war sein Lehrbuch aber o. k.!). Dingle läßt jedoch nicht locker und führt mehr als 10 Jahre lang einen publizistischen Streit. Er spitzt seine Kritik auf eine Frage zu, die er öffentlich beantwortet haben will (die berühmt gewordene „Dingles Frage„): Wie kann die Spezielle Relativitätstheorie, die eine strikte Gleichberechtigung und Symmetrie zwischen allen Inertialsystemen voraussetzt, einen einseitigen Effekt behaupten und wie begründen wollen?

Herbert Dingle muß die Erfahrung machen, daß in den Erwiderungen sein zentrales Argument nicht beantwortet wird: strange silence nennt er diese für ihn neue Erfahrung. Es ist aber nur die bekannte Strategie der Relativisten seit 1922, die sich nun gegen einen zum Ketzer gewordenen Kollegen richtet: strikte Verschweige-Zensur. Nach 15 Jahren vergeblicher öffentlicher Forderung nach einer Antwort auf seine Frage schreibt er ein Buch über seine Erfahrungen: Science at the crossroads„. Es ist 1972 in London erschienen und gehört zu den bedeutendsten Büchern der Kritiker der Relativitätstheorien. Dingle wird, weil er eine heiliggesprochene Theorie zu kritisieren wagt, zur Unperson gemacht, und liefert in seinem Buch eine beeindruckende Schilderung dieses Schicksals. Seine Hauptsorge aber gilt der Zukunft der Naturwissenschaften:

Wie wird sie jemals wieder aus diesem moralischen Tiefpunkt herauskommen? Er geht sogar so weit zu vermuten, daß möglicherweise eine „conscious departure from rectitude“ vorliegt – damit ist nicht mehr und nicht weniger als ein absichtlicher Betrug der Öffentlichkeit höflich umschrieben. Herbert Dingle hat damit die höchste für einen Relativitätskritiker überhaupt erreichbare Erkenntnis gewonnen: Wir werden betrogen. Nicht alle Kritiker sind bis zu diesem Punkt vorgedrungen.

An dieser Stelle drängen sich einige (rein rhetorische) Fragen auf: Wie viele deutsche Naturwissenschaftler haben wohl von Dingles Buch gehört oder es vielleicht sogar gelesen? In wie vielen deutschen Bibliotheken ist das Buch überhaupt vorhanden? Wird es überhaupt in der Bundesrepublik auch nur in einer einzigen physikalischen Institutsbibliothek für Studenten frei zugänglich angeboten? Wir würden gern darüber berichten. (Vgl. Dok., Kap. 3, S. 337 – 340: Kap. 4, S. 490 – 500).

(G.O. Mueller)