31. Oktober 2008
Helmut Hille: Der ganze Relativismus ist ein Bildungsproblem.
Die Rolle des Beobachters verstehen lernen!
Bevor jemand Naturwissenschaft zu studieren beginnt, wäre es erforderlich, ihn über die Rolle des Beobachters gründlich aufzuklären. Denn nur wer sich dieser Rolle bewusst ist, kann auch ein wirkliches Verständnis der Sache gewinnen, die er studiert. Nun wissen aber seine Lehrer an den Hochschulen selbst zu wenig bis nichts von dieser Rolle, auch wenn sie von Quantenphysiker des Öfteren erwähnt wird, ohne sie konkret zu benennen, weshalb auch von dieser Seite die erforderliche Aufklärung unterbleibt. Oder als Materialisten bestreiten Naturwissenschaftler überhaupt die Existenz einer solchen Rolle, weshalb der Autist Einstein, der zeitlebens nichts von ihr wissen wollte, weil er keinen Zugang zu ihr hatte, für sie die höchste Quelle der Weisheit ist. Ein schwerwiegendes Defizit verbunden mit einem notorisch falschen Gebrauch der Begriffe wird als Ausweis von höchster Weisheit gehalten! Entsprechend verworren ist die Situation in der Physik.
Als ein auf den Boden des Planeten Erde lebendes Wesen, bezieht der Mensch sinnvollerweise alle Ortsveränderungen auf ihr und um sie herum automatisch auf deren als stabil gedachte Oberfläche. Auch wenn man in der Astronomie und Kosmologie aufgrund genauer Vermessungen der Himmelsbewegungen und durch Vernunft inzwischen eingesehen hat, dass sich – entgegen dem Augenschein – die Welt nicht um die Erde dreht, ist es dieses ins Unbewusste eingebrannte Bezugssystem Erde, dass viele Physiker annehmen lässt, auch der Gang von GPS-Uhren orientiere sich – wie sie selbst – an der Erde. Sie projizieren ihr Denken auf die Dinge und glauben dann, sie zu verstehen, weshalb sie infolge ihrer Selbstbezogenheit so hartnäckig von der Richtigkeit ihrer Meinungen überzeugt sind. Es fehlt ihnen einfach an Sachverstand, der sie in die Lage versetzt, von der Sache her zu denken. Im Gegensatz zu Lebewesen nämlich sind physikalische Objekte in Ermangelung mentaler Fähigkeiten dumm und unwissend. Sie wissen nichts von anderen Dingen, geschweige etwas von Beziehungen zwischen ihnen und Bezügen, sondern reagieren ihrem Potential gemäß einzig auf die vor Ort anwesenden und auf sie direkt einwirkenden Kräfte. Das ist alles, was sie vermögen. Und auf dieser nicht irritierbaren Zuverlässigkeit und damit Steuerbarkeit ihres Verhaltens beruht alle unsere Technik, was man doch endlich einmal zur Kenntnis nehmen sollte.
So hat auch bei Weltraumsonden ihre mögliche Geschwindigkeit im Weltraum nichts mit einem irdischen Beobachter zu tun, der ja unaufgeklärt immer alles auf sich bezieht, sondern nur mit ihrem Energievorrat, der vor Ort herrschenden Gravitation und mit Teilchenströmen, auf die sie treffen, die sie entweder bremsen oder anschieben. Wer dies nicht versteht, sollte besser nicht Physik studieren. Die generelle Aussage, dass nichts schneller als das Licht sein kann ist so sinnlos wie jede generelle Geschwindigkeitsaussage. Erst zu einem vom Beobachter gesetzten Bezugspunkt, ergeben sich für ihn aufgrund seiner am Lebendigen geschulten Sehgewohnheit die sekundären Eigenschaften „ruhend“ und „bewegt“ und stellt sich als Maß der Ortsveränderung die Größe „Geschwindigkeit“ ein. Von sich aus vermögen physikalische Gegenstände objektiv nur in ihrem Zustand zu verharren, wie dies Newton schon richtig beschrieb. Sie wissen und erfahren nichts von Geschwindigkeiten. Ohne die vom Beobachter gesehenen oder gesetzten Orte kann es eben keine Ortsveränderung geben, wie man „Bewegung“ sachlich richtig nennen sollte.
Die Unaufgeklärtheit von Physikern erkennt man mühelos schon an ihrer Sprache. Wer tote Dinge „ruhend“ oder „sich bewegend“ sieht und nennt, redet von ihnen so, als handle es sich um Kühe auf der Weide oder um Opa auf dem Sofa, der mal pennt und mal sich ein Bierchen aus dem Kühlschrank holt. Mit einer solchen Metaphorik wird die Wissenschaft natürlich niemals in der Lage sein, einen physikalischen Sachverhalt objektiv zu beschreiben und ihn angemessen zu verstehen. Sie kann dann nur mit Hilfe der Mathematik versuchen, mit den Beobachtungen zurechtzukommen. Die Mathematik erlaubt es, die meisten physikalischen Phänomene zu berechnen, ohne sie erklären zu müssen, was aber auf Dauer natürlich unbefriedigend ist, weshalb dann immer wieder Scheinerklärungen und Hypothesen nachgeschoben werden. Einsteins von v abhängige Raumzeit ist eine solche pseudo-physikalische Scheinerklärung, während seine Lorentztransformation in Wahrheit den Denkfehler, dass es auf v ankommt, heimlich beseitigt, so wie bereits Newton mit seiner Fluktuationsrechnung v einfach stillschweigend aus den Gleichungen herausfallen ließ, was so wenig verstanden wird. Überhaupt ist Newton seit langem der am meisten verkannte Physiker, dem man stillschweigend sein eigenes falsches Denken unterstellt und ihm dann groteskerweise auch noch vorwirft.
Auch den latenten Materialismus von Physikern erkennt man ebenfalls leicht an einer weiteren falschen Verwendung der Sprache, indem sie von physikalischen Größen einschließlich Raum (Längen), Zeit und Masse so sprechen, als handle es sich bei ihnen um physikalische Gegenstände, weil es für Materialisten zwischen mentalen Größen und Sachen keinen Unterschied gibt. Für sie ist das Geistige nur das Abbild des Materiellen. So sehen sie auch keinen Unterschied zwischen Zeit und Uhr und glauben, sie könnten mit jeder geschickt manipulierten Uhr die Zeitdehnung „beweisen“. Da die Zeit jedoch kein physikalischer Gegenstand ist, sondern das Maß der Dauer, von Menschen als Norm gesetzt, kann sie auch nicht mit materiellen Eigenschaften wie „gedehnt“ oder „gestaucht“ in Verbindung gebracht werden. Und sie kann auch nicht gemessen werden, weil sie ja das Maß des Messens ist. Wer mit Instrumenten „die wahre Systemzeit“ messen will, verhält sich so unverständig wie die Bürger von Schilda, die versucht hatten das Licht mit Säcken einzufangen, um es ins fensterlose Rathaus zu tragen, was natürlich auch nicht gelingen konnte. Physikalische Größen und ihre Einheiten sind keine Frage der Wahrheit sondern der Gültigkeit und Zweckmäßigkeit. Einsteins Rede von der unendlichen Dummheit der Andersdenkenden fällt hier voll auf solch relativistisches Argumentieren und Forschen zurück.
Man hat entweder gar keine Kenntnis von ihnen oder ist einfach ahnungslos, warum es weltweit Bureaus of Standard, internationale Vereinbarungen über Maßeinheiten, Physikalisch-Technische Anstalten und unzählige Eichämter gibt, die penibel über die Einhaltung der international vereinbarten Maßeinheiten wachen, denn auf zuverlässigen Maßeinheiten beruht als wichtiger Teil des positiven Rechts seit ihrem Beginn die ganze technische Zivilisation, begründet sie geradezu. Ohne genormte Einheiten hätte es z.B. keine Feldvermessung, keine Paläste, Tempel und Pyramiden gegeben und der Handel krankte unter einem ewigen Streit über Mengen. Denn wie könnte etwas solide gemessen werden, wenn es keine zuverlässigen Maßeinheiten gibt? Auch um die von Einstein behauptete Nichtkonstanz der Grundeinheiten Raum, Zeit und Masse zu wissen bedarf es unausweichlich ebenfalls der Konstanz dieser Größen, was die ganze SRT wegen prinzipieller Unbeweisbarkeit ad absurdum führt, die Einstein selbst daher nur „eine Vermutung“ nannte. Das subjektive Relativieren hat er dabei vom Beobachter weg in ein Zwischenreich verlegt, das er „Raumzeit“ nannte, deren reale Existenz seitdem Generationen von Physiker mit allerlei Tricks zu „beweisen“ versuchen, das eigentliche Problem, um das sie sich wirklich kümmern müssten, die in ihr versteckte Rolle des Beobachters, dabei überhaupt nicht sehend.
Man muss also nichteinmal etwas von Physik verstehen, um die Verfehltheit der hier aufgezeigten relativistischen Positionen zu erkennen. Sachverstand, kritisches Bewusstsein und ein korrekter Gebrauch der Sprache genügen, um sie gegenstandslos zu machen. Hierzu der Ordinarius für Philosophie Oskar Kraus (1872-1942), der zur selben Zeit wie Einstein an der deutschen Universität in Prag lehrte, zu Einstein, sich dabei auf dessen Behauptung in seinem Büchlein „Grundzüge der Relativitätstheorie“ beziehend wo es heißt: dass „die Physiker – von den Tatsachen gezwungen – Raum und Zeit aus dem Olymp des Apriori herunterholen mussten, um sie reparieren und wieder in einem brauchbaren Zustand setzen zu können.“ Kraus also zu Einstein: „Sieht man aber näher zu, was Sie eigentlich ‚heruntergeholt‘ haben, so sind es nicht Raum und Zeit, sondern Maßstäbe und Uhren, die Sie, statt sie zu reparieren, völlig unbrauchbar machen. Ja im Grunde sind es nicht einmal Uhren und Maßstäbe, sondern (einzig) die in der Rechnung auf dem Papier stehenden Maßeinheiten für Raum und Zeit l und t … (Doch) es gehört zur Definition der Messung, daß die Maßeinheit als unveränderlich gedacht wird. … Die Relativitätstheorie zu verstehen, heißt sie (zu) verwerfen.“ (Quelle: „Offene Briefe an A. Einstein und M.v.Laue“ 1925) Man muss also wissen was „messen“ heißt und was die Voraussetzungen allen Messens sind, um ein verständnisvoll messender Physiker sein zu können. Ansonsten kauderwelscht man mit den anderen Laien nur so dahin, ohne dass man eigentlich weis, von was man redet. Wir haben es hier nicht nur mit einem Bildungsproblem zu tun, sondern überhaupt mit dem Problem der geistigen Reife von Menschen und die Physik ist davon ernstlich betroffen. In ihr wird es erst dann einen geistigen Fortschritt geben, wenn man gelernt, was das ist, von dem man bisher immer so salopp in einem unangemessenen Alltagsjargon gesprochen hat.
Helmut Hille
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