Blog – Jocelyne Lopez

Archiv für Juli, 2008

Rueckfrage an Dr. Markus Poessel wegen meinem Gedankenexperiment „Was würde am Strand passieren?“

Im Zusammenhang mit der Antwort von Dr. Markus Pössel zu meinem Gedankenexperient Was würde am Strand passieren? habe ich per E-Mail am 1.7.08 eine kurze Rückfrage an Dr. Pössel vom Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik geschrieben:

Sehr geehrter Herr Dr. Pössel,

Vielen Dank für Ihre Antwort zu meiner Anfrage!

Sie schreiben:

Daher gleich fuer Licht formuliert: Auch ein Lichtsignal wird die Beobachter an Ihrem Strand je nach deren Aufenthaltsort frueher oder spaeter erreichen. Jeder Beobachter(*), der die Geschwindigkeit des Lichtes misst (und dazu ja mindestens zweimal bestimmen muss, wann sich das Licht an welchem Ort befindet) wird allerdings den gleichen Geschwindigkeitswert erhalten, im Gegensatz zu Geschwindigkeitsmessungen an Wasserwellen.

Mir ist klar, dass eine Welle, egal ob Wasserwelle oder Lichtwelle, am Strand die Beobachter „je nach deren Aufenthaltsort früher oder später erreicht„, wie Sie es aussagen. Etwas Anderes könnte ich mir nicht vorstellen.

Um mir jedoch weiter über den Unterschied zwischen Wasserwelle und Lichtwelle persönlich Gedanken zu machen hätte ich an Sie noch eine Frage:

Mir ist hier nämlich nicht klar, warum man in beiden Fällen, die sich gleich abspielen, nicht dieselbe mathematische Verarbeitung für die Ermittlung der Relativgeschwindigkeit zwischen Welle und Beobachter anwendet.

Ich veranschauliche meine Frage mit einem Zahlenbeispiel:

1) Wenn ich davon ausgehe, dass eine Wasserwelle mit einer Geschwindigkeit von 70 km/h sich zu einem Beobachter bewegt, der sich wiederum mit 10 km/h direkt frontal zur Welle bewegt, berechne ich ihre Relativgeschwindigkeit zueinander mit der klassischen Geschwindigkeitsaddition und ermittle eine Relativgeschwindigkeit zwischen den beiden von 80 km/h.

2) Jetzt meine Frage:
Mit welcher Formel soll ich jetzt die Relativgeschwindigkeit einer Lichtwelle zu einem Beobachter berechnen, der sich wiederum mit 10 km/h frontal zur Lichtwelle bewegt, und was würde das Ergebnis der Berechnung sein?

Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir diese Frage noch beantworten würden
und bedanke mich dafür im voraus.

Mit freundlichen Grüßen
Jocelyne Lopez



G.O. Mueller zur Mathematik und zum Mathematismus

Im Rahmen meines Gedankenexperiments Was würde am Strand passieren? und meiner Anfrage vom 27.06.08 an die Fakultät für Mathematik von 12 deutschen Universitäten (siehe: 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus?) hat mir die Forschungsgruppe G.O. Mueller eine Stellungnahme zur Veröffentlichung  zukommen lassen:

Stellungnahme Nr. 20 von G. O. Mueller zum Thema:
Was würde am Strand passieren?

Liebe Frau Lopez,

mit Ihrem Gedankenexperiment in Ihrem Blog unter dem Titel: „Was würde am Strand passieren?“ thematisieren Sie einen der fundamentalen Fehler der SRT: die angebliche gleiche, identische Geschwindigkeit desselben Lichtstrahls gegenüber allen beliebig bewegten Beobachtern.

Diese Behauptung der Theorie stellt einen Widerspruch dar, wie sehr einfach nachzuweisen ist.

Die Physik kann in der Wirklichkeit nur Körper und ihre Bewegungen beobachten; dagegen ist die Geschwindigkeit nicht direkt beobachtbar, sondern muß erst aus Meßergebnissen berechnet werden.

Um die Geschwindigkeit eines Körpers in einem Bewegungsabschnitt zu bestimmen, muß der Physiker folgendes tun:

1. Den Anfangsort der Bewegung festlegen oder bestimmen.

2. Den Endort der Bewegung festlegen oder bestimmen.

3. Die Entfernung zwischen Anfangsort und Endort, d.h. den Weg des Körpers messen oder bestimmen.

4. Die Zeitdauer der Bewegung messen.

5. Den Quotienten Weg pro Zeit ausrechnen, ergibt die Geschwindigkeit.

6. Erkenntnis Nr. 1: Mit der Bestimmung von zwei Orten erfolgt die Bestimmung der Geschwindigkeit in Bezug auf einen gegebenen Beobachtungsraum, also relativ zum Beobachtungsraum.

7. Erkenntnis Nr. 2: Ohne die Schritte 1 – 4 und die Erkenntnis Nr. 1 ist in der Physik eine „Geschwindigkeit“ nicht zu haben, also ist jede Geschwindigkeit nur relativ zum Beobachtungsraum und allen darin ablaufenden Bewegungen zu berechnen.

8. Erkenntnis Nr. 3: Wenn die Schritte 1 – 4 notwendig sind und die Erkenntnisse Nr. 1 – 2 richtig sind, dann kann es in der Physik keine nichtrelativen Geschwindigkeiten geben; die Behauptung einer nichtrelativen Geschwindigkeit steht im Widerspruch zur Physik.
 
9. Anmerkung Nr. 1: Die SRT arbeitet zur Einführung der „nichtrelativen Geschwindigkeit des Lichts“ mit dem Trick, die Schritte 1 – 5 zu unterschlagen und so zu tun, als seien Geschwindigkeiten unmittelbar gegeben und erkennbar.

10. Anmerkung Nr. 2: Die Theorievertreter haben mit gutem Grund nie ein Experiment mit einem Lichtstrahl und dazu mehreren verschieden bewegten Beobachtern vorgeschlagen, weil sie dann für den Lichtstrahl und jeden Beobachter die Schritte 1-5 durchführen müßten und damit die Relativität aller Bewegungen und aller Geschwindigkeiten und somit auch die Relativität der Lichtgeschwindigkeit aufgedeckt und bewiesen wäre – was sie unbedingt verhindern müssen.

11. Die Überlegungen 1 – 10 können überall in der Wirklichkeit angewandt werden, also gern auch auf den Strand, die Wasserwellen, die verschieden bewegten Beobachter und Lichtstrahlen. Es ist offensichtlich, daß die Natur des Lichts (Welle oder Partikel) für die Bestimmung seiner Ausbreitungsgeschwindigkeit keine Rolle spielt. Also kann auch die im Strandmodell angestrebte Analogie zwischen Wasserwellen und Lichtwellen nichts zur Erläuterung des Theoriefehlers „nichtrelative Lichtgeschwindigkeit“ beitragen.

(G. O. Mueller, 2.7.08)



Wolfgang Neundorf zur Mathematik und zum Mathematismus

Nachstehend Zitate aus der Homepage von Wolfgang Neundorf Die Physik in der Sackgasse im Zusammenhang mit meiner Anfrage vom 27.06.08 an die Fakultät für Mathematik von 12 deutschen Universitäten, siehe: 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus?

Zwischenbilanz:

Ungeachtet philosophischer Ansichten ging die Physik ihren eigenen Weg, nicht beachtend, daß grundsätzliche Überlegungen zu den wichtigsten Grundbegriffen der Physik alle Vorbedingung ist, überhaupt mit der Wissenschaft zu beginnen. Daß diese Einsichten zu GALILEIs und NEWTONs Zeiten noch nicht gereift sein konnten, bedarf wohl keines Kommentars. Doch Ausgang des 19. Jahrhunderts galt es, Schwierigkeiten zu überwinden, die in einem wirklichen Neubeginn hätten münden müssen! Dieser Neubeginn blieb aus. Das Ergebnis: Alle weiterführenden Hypothesen und Theorien entfernten sich, auf das in diesen Texten ansatzweise analysierte Fundament aufbauend, immer mehr vom Denken und damit letztendlich von der Realität, indem sich die moderne Physik nur noch mit materialisierten Abstraktionen herumzuschlagen begann. Die Mathematik, ursprünglich als wichtiges Hilfsmittel angenommen, verselbständigte sich und wurde zur eigenständigen Realität. Bei der Anwendung der Mathematik fragt sich kein Physiker mehr, worauf er eigentlich dieses Hilfsmittel anzuwenden hat.

(Wolfgang Neundorf)

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Siehe auch in diesem Blog Wolfgang Neundorf: Für die Rehabilitation des gesunden Menschenverstandes



Hans Deyssenroth zur Mathematik und zum Mathematismus

Ein Kommentar von Hans Deyssenroth  im Rahmen meiner Anfrage vom 27.06.08 an die Fakultät für Mathematik von 12 deutschen Universitäten, siehe: 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus?:

Im Taschenbuch von R. Feynman QED (für Laien) finden Sie auf der Seite 114 im Feynmandiagramm ein Elektron, das in der Zeit zurückeilt, um ein Photon zu absorbieren. Wir wissen aber, dass die Zeit nur in einer Richtung zeigen kann, nämlich in die Zukunft. Dennoch wird in der mathematischen Verfahrensweise die zurücklaufende Zeit für die Beschreibung von Antiteilchen benutzt, weil Theorie und Experiment auf viele Stellen hinter dem Komma exakt übereinstimmen. Dies ist ganz typisch für die heutige Physik: man kann die beobachteten Befunde mit absurden mathematischen Formeln beschreiben, aber man kann sie nicht erklären. Den meisten Physikern fehlt das Bewusstsein für diesen Unterschied. S. Hawkins hat Jahrzehnte gebraucht, um einzusehen, dass die Zeit nur vorwärts läuft.

In den modernen Relativitätstheorien läuft es so ähnlich: Man baut die allgemeine RT auf Axiomen auf, die rein geometrisch begründet sind. Sie sind daher nicht angreifbar. Die axiomatische RT ist mathematisch voll konsistent mit den Axiomen (im Gegensatz zu der alten SRT, die ihren Postulaten widerspricht) und daher mathematisch vollkommen richtig. Die experimentellen Resultate z.B. in den Elementarteilchen-Beschleunigern stimmen auf mehrere Stellen hinter dem Komma mit dieser Theorie überein. Darum sagen die Physiker: Die RTen sind richtig! Jeder, der daran zweifelt hat nicht alle Tassen im Schrank. Einige Physiker sind sich aber darüber im Klaren, dass die RT die beobachteten Phänomene nur beschreibt und den gesunden Menschenverstand übersteigt.

Wenn Sie also versuchen die RT mit dem gesunden Menschenverstand zu verstehen, kämpfen Sie gegen Windmühlen. Die Mathematik der axiomatischen RT ist in Ordnung. Sie hat aber keinen Bezug zur Wirklichkeit!

Das Ganze erinnert mich an die Epizyklentheorie. Auch dort stimmten die Berechnungen mit den Beobachtungen genau überein, aber die physikalische Interpretation war völlig falsch. Eines muss man Einstein zugute halten: Er hat die Situation richtig eingeschätzt, als er sagte: „Mathematik ist die perfekte Methode, sich selbst an der Nase herum zu führen.“ Wenn Mathematik und Experiment übereinstimmen, muss also die mathematische Interpretation, wie z.B. die zurücklaufende Zeit oder die gekrümmte Raumzeit nicht notwendigerweise physikalisch richtig sein. Das wird z.Z. von den meisten Physikern nicht wahrgenommen.

Meines Erachtens muss man daher einen anderen Weg suchen, um aus diesem 100 Jahre dauernden Konflikt rauszukommen. Man muss sich z.B. überlegen, warum ein Myon, das sich schnell bewegt, langsamer zerfällt. Es müssen bislang unbekannte Wechselwirkungen einen Einfluss auf die Zerfallszeit haben. Warum das gerade mit den Formeln der SRT so exakt beschrieben werden kann, müsste dann auch erklärt werden.

(Hans Deyssenroth)



Dr. Markus Poessel zu meinem Gedankenexperiment „Was würde am Strand passieren?“

Am 30. Juni 2008 erhielt ich entgegen meiner Erwartung eine Antwort auf meine Anfrage vom 17.06.08 Was würde am Strand passieren? von Dr. Markus Pössel, Redakteur der Webseite „Einstein Oline“ des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik:

Von Dr. Markus Pössel
An Jocelyne Lopez
30. Juni 2008

Sehr geehrte Frau Lopez,

vielen Dank fuer Ihre Frage an Einstein Online.

Analogien sind zum Verstaendnis physikalischer Theorien nur dann nuetzlich, wenn sie die wesentlichen Aspekte richtig abbilden. Bei ihrer Strand-Analogie scheint mir das nicht der Fall zu sein: das Wasser als handgreiflich-nachweisbares Medium und das Licht als offensichtliche Moeglichkeit, schneller als „mit Wasserwellengeschwindigkeit“ zu kommunizieren, sind entscheidende Abweichungen von der Rolle des Lichts in der Speziellen Relativitaetstheorie.

Daher gleich fuer Licht formuliert: Auch ein Lichtsignal wird die Beobachter an Ihrem Strand je nach deren Aufenthaltsort frueher oder spaeter erreichen. Jeder Beobachter(*), der die Geschwindigkeit des Lichtes misst (und dazu ja mindestens zweimal bestimmen muss, wann sich das Licht an welchem Ort befindet) wird allerdings den gleichen Geschwindigkeitswert erhalten, im Gegensatz zu Geschwindigkeitsmessungen an Wasserwellen.

Wenn jeder der Beobachter zu erklaeren versucht, warum relativ zu ihm bewegte andere Beobachter den gleichen Geschwindigkeitswert messen, kommen relativistische Effekte wie Zeitdilatation, Laengenkontraktion und die Relativitaet der Gleichzeitigkeit ins Spiel.

Wir haben vor, Einstein Online in Zukunft noch einige Vertiefungsthemen zu diesen relativistischen Basiseffekten hinzuzufuegen, die dann vielleicht ja auch Ihnen beim Verstaendnis der Grundlagen der Speziellen Relativitaetstheorie etwas weiterhelfen koennen.

Mit den besten Gruessen,

Markus Poessel

(*) Genauer: jeder Beobachter, der mit hinreichender Genauigkeit die
Eigenschaften eines der ausgezeichneten „Inertialbeobachter“ der
Speziellen Relativitaetstheorie besitzt

(**) mit seinen eigenen Massstaeben und Uhren oder, um den Fachbegriff zu verwenden: im Bezugssystem dieses Beobachters gemessen



Dr. Walter Theimer zur Mathematik und zum Mathematismus

Nachstehend Ausführungen von Dr. Walter Theimer aus seinem Buch Die Relativitätstheorie – Lehre – Wirkung – Kritik  (Seite 174 bis 176) im Zusammenhang mit meiner Anfrage vom 27.06.08 an die Fakultät für Mathematik von 12 deutschen Universitäten, siehe: 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus?

—–Zur Kritik des Mathematismus

Den Mathematismus der Relativitätstheorie bringen zwei ihrer Vertreter eindeutig zum Ausdruck.

March:
«Die physikalische Welt ist bis auf den strukturellen Grund entleerte phänomenale Welt, die nurmehr aus einem Skelett mathematisch erfaßbarer Beziehungen besteht.» Die Kritik fragt natürlich sofort: Ist das ein zulässiges Vorgehen? Darf man die phänomenale Welt von den Phänomenen entleeren und nur mathematische Beziehungen übriglassen? Zwischen welchen Phänomenen bestehen dann noch Beziehungen? Woran kann man die Richtigkeit dieser Beziehungen noch kontrollieren? Ist ein reales Denken möglich, ohne Qualitäten zu unterscheiden?

Weyl: «Innerhalb der Physik ist es erst durch die Relativitätstheorie ganz deutlich geworden, daß von dem uns in der Anschauung gegebenen Wesen von Raum und Zeit in die mathematisch konstruierte physikalische Welt nichts eingeht.» Sehr gut charakterisiert; es fragt sich bloß, welche Beziehung zwischen dieser konstruierten und der wirklichen Welt besteht.

Einsteins Mathematikerphilosophie ist eine typische Fachmannsphilosophie. Immer wieder versuchen Mathematiker, Physiker, Biologen und Techniker, eine Philosophie von ihrem fachlichen Horizont her zu konstruieren. Allen ist gemeinsam, daß sie keine systematische philosophische Ausbildung genossen haben; naturgemäß kommt das in ihren Philosophien zum Ausdruck. Die wirklichen Philosophen halten nicht viel von der Amateurphilosophie der Fachwissenschaftler; noch mehr lehnen sie eine Usurpation der gesamten Philosophie durch Physiker, Mathematiker usw. ab. Heidegger (1970): «Die Wissenschaft denkt nicht. . . das bedeutet, sie bewegt sich nicht in der Dimension der Philosophie. Sie ist aber, ohne daß sie es weiß, auf diese Dimension angewiesen.» Die Fachgelehrten würden es sich ja gleichfalls verbitten, wenn ihnen Leute ohne Fachwissen in ihre wissenschaftlichen Theorien hineinreden wollten.

Die Mathematik kann Vorhandenes zählen und berechnen, aber sie kann nichts schaffen, was noch nicht vorhanden ist. Das hat die allerhöchste Mathematik mit dem Einmaleins gemeinsam. Die Mathematik denkt ihrem Wesen nach quantitativ und nicht qualitativ. Ihr Erkenntniswert ist auf ein bestimmtes, wenn auch wichtiges Gebiet begrenzt. Sie kann nur über das Wieviel und nicht über das Was eine Aussage machen. Die Behauptung, daß die Welt eine mathematische Struktur habe, geht bereits über die Mathematik hinaus.

Von mathematischen Systemen wird nichts verlangt als innere logische Konsistenz unter dem Gesichtspunkt bestimmter Axiome; solche Konstruktionen sind ohne Bezugnahme auf irgendeine Wirklichkeit möglich. Die imaginären Geometrien sind in sich geschlossen. Damit ist aber nichts über ihre Beziehung zur Realität gesagt. Sie übersteigen jede mögliche Erfahrung. Ihre Unanschaulichkeit, in der die Relativitätstheoretiker einen Vorzug erblicken, sperrt ihnen den Weg in die Wirklichkeit. (Lipsius 1927: «Ein unvorstellbarer Raum ist auch undenkbar.») Geometrie ist nach Kant wohl eine geistige Konstruktion, aber im Sinne reiner Anschauung. Sie ist daher ihrem Wesen nach anschaulich und mit der Wirklichkeit verbunden. Die Suche einiger Astronomen nach dem krummen Raum in der Tiefe des Weltalls ist aussichtslos; nie wird jemand einen krummen Raum schauen.

Als Gegenstück zu dem Relativistenspruch «Jedem Nichtmathematiker ist der Eintritt verwehrt» schlug Vogtherr (1923) den Satz vor: «Jedem Nurmathematiker ist der Austritt aus dem Gehäuse seiner Spekulationen in die wirkliche Welt physikalischen Geschehens verwehrt.»

Es gibt nicht nur mathematische Ordnungsformen. Die rein qualitative Betrachtung gibt ein unvollständiges Wissen; die rein mathematische Betrachtung gibt überhaupt kein Wissen, außer von sich selbst. Die Physik, auch die mathematische, ist nicht nur Mathematik, sondern hat mit realen Dingen mit bestimmten Eigenschaften zu tun. Die mathematische Physik (H. Driesch 1930) steht im Dienst der eigentlichen Physik und kann sich nicht selbständig machen. Ihre Rolle ist eine dienende, nicht eine herrschende. Die Mathematik untersucht Zusammenhänge, nicht Dinge. Die Zusammenhänge müssen vorher gegeben sein. Driesch: «Die Philosophie ist nicht die Magd der Mathematik und irgendwelcher modischer Theorien. Über Wesensmöglichkeiten hat nur die Philosophie als Wesenslehre zu entscheiden.» Die Relativitätstheorie stellt übertriebene Forderungen nach Invarianz unter qualitativ veränderten Umständen. «Mathematische Lösungen sind nur Scheinlösungen, wenn sie die Grenzen des realontologisch Erlaubten überschreiten.»

Mohorovicic, Professor der Physik an der kroatischen Universität Zagreb, schrieb (1931): «Die Einsteinsche Relativitätstheorie ist nur ein Glied in der Reihe der vielen rein spekulativen, mathematisch-metaphysischen Theorien.» Die Relativitätstheorie «verzichtet auf jede physikalische Erklärung; der Charakter dieser Theorie ist rein formalistisch-phänomenalistisch ohne Rücksicht auf die Wirklichkeit.»

Der Naturphilosoph H. Dingler sprach von «in der Physik dilettierenden Mathematikern» und verwies mit vielen anderen Kritikern darauf, daß mathematische Operationen die Wirklichkeit nicht verändern können.

Schärfer äußerte sich Reuterdahl (1931), Professor in St. Louis: «Einstein verallgemeinert, bis jede Spur einer Realität fortgefegt ist, und wirbelt einen mathematischen Staub auf, der seine Leser blind macht.»

(Dr. Walter Theimer)



Ekkehard Friebe zur Mathematik und zum Mathematismus

Im Rahmen meiner Anfrage vom 27.06.08 an die Fakultät für Mathematik von 12 deutschen Universitäten, siehe: 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus? zitiere ich nachstehend Aussagen von Dipl.-Ing. Ekkehard Friebe aus der Seite Innovationshemmende Dogmen aus seiner Homepage:

Der Glaube an die Unfehlbarkeit der Mathematik

Man kann im Zusammenhang mit diesem ersten DOGMA zwei Gruppen von Wissenschaftlern unterscheiden:

1. GRUPPE: Diese Wissenschaftler glauben echt an die Unfehlbarkeit der Mathematik und lassen sich auf diese Weise mit einfachen mathematischen Tricks beliebig manipulieren.

2. GRUPPE: Diese Wissenschaftler nutzen die Gutgläubigkeit der Anhänger der ersten Gruppe in schamloser Weise aus, um ihre Machtposition in der Wissenschafts-Hierarchie zu errichten und zu festigen.

Im allgemeinen ist es nicht ganz einfach zu entscheiden, ob ein Wissenschaftler der ersten oder der zweiten Gruppe angehört.

(Ekkehard Friebe)



Georg Galeczki und Peter Marquardt zur Mathematik und zum Mathematismus

Im Rahmen meiner Anfrage vom 27.06.08 an die Fakultät für Mathematik von 12 deutschen Universitäten, siehe: 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus? zitiere ich nachstehend eine Aussage von Georg Galeczki und Peter Marquardt, beide promovierte Physiker, in ihrem Buch Requiem für die Spezielle Relativität, Seite 66:

Transformationen als Gaukler

Der Zirkus der Mathematik hält einige Taschenspielertricks bereit, die sich nicht leicht durchschauen lassen und oft für bare Physik genommen werden. Theimer (1977) zitiert Melchior Palágyi: „Mathematik schützt vor Torheit nicht„. Und was dabei herauskommt, ist Mathematismus, zur Formel erstarrte Pseudo-Physik.

(Georg Galeczki / Peter Marquardt)



Gerhard Kemme zur Mathematik und zum Mathematismus

Nachstehend ein Kommentar von Gerhard Kemme zu meiner Anfrage vom 27.06.08 an die Fakultät für Mathematik von 12 deutschen Universitäten, siehe: 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus?

Im Jahr der Mathematik 2008 sollte auch etwas Diskussion und eventuell sogar ein Dialog über grundsätzliche Mathematikprobleme erlaubt sein. Es wird die Umsetzung der Mathematik auf physikalische Sachverhalte angesprochen und dabei geht es darum, ob die physikalische Realität durch eine ihr aufgeprägte mathematische Struktur determiniert werden soll oder ob der Grundsatz zu wahren ist, dass der Ausgangpunkt für angewandte Mathematik immer die konkrete Anwendung, in diesem Fall also die physikalische Realität sein sollte.

Anhand eines Beispiels soll die Problemlage, die sich ähnlich bei der Frage, ob die Lorentztransformationen eine Gruppe sind, ergibt, dargestellt werden:

Es sei die Menge S einer Gruppe (S, #) gegeben, deren Elemente die s(t) sind, welche den Weg eines Turmspringes vom 10-m-Turm beschreibt: s(t)=-9,81/2*t^2+10. Somit wäre also s(1)=-9,81/2*1^2+10=+5,095 und s(2)=-9,81/2*2^2+10=-9,62
Die Verknüpfung # ist definiert durch s(t1)#s(t2)=s(t1+t2)
Jetzt kann man also „beweisen“, dass Abgeschlossenheit gilt:
s(1)#s(2)=s(1+2) €S
-9,81/2*1^2+10#-9,81/2*2^2+10=-9,81/2*(1+2)^2+10=-34,145
Es gelten auch die anderen Gruppeneigenschaften wie Assoziativgesetz, Neutrales Element und Inverses Element.
Somit liegt der Fall wie bei den Lorentztransformationen vor, dass die Gruppeneigenschaften zwar mathematisch formal erfüllt werden, aber die Gruppenelemente aus physikalischem Unsinn bestehen, so dass man dann wieder auf die cantorsche Mengendefinition zurückkommen kann, wonach es sich um „bestimmte, wohlunterschiedene Objekte“ handeln soll. Also die Frage, ob eine Aussage, dass ein Objekt, welches von einem 10-m-Turm springt nach 6 s also -166,58 m tief sein soll, noch eine wahre Aussage darstellt. Wenn das keine wahre Aussage wäre, dann wäre das Unsinn und wir könnten dann die Gruppeneigenschaften der Gruppe (U, ~) „beweisen, wobei die Elemente dann als Unsinn (x) definiert wären mit der Verknüpfung Unsinn (x) ~ Unsinn (y) = Unsinn (x+y).

(Gerhard Kemme)



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