Blog – Jocelyne Lopez

Archiv für Juli, 2008

Gertrud Walton: Mathematikerin und Kritikerin der Relativitätstheorie

Ich mache auf die Homepage von Gertrud Walton (Großbritannien) aufmerksam, Mathematikerin und Kritikerin der Relativitätstheorie – die mit Ekkehard Friebe (Deutschland) und Prof. Umberto Bartocci (Italien) die erste Wissenschaftlerin war, die bereits 2004 die Dokumentation der Forschungsgruppe G.O. Mueller Über die absolute Größe der Speziellen Relativitätstheorie unterstützt und in ihre Internetpräsenz übernommen und verlinkt hat:

Gertrud Walton
sapere aude:
Reclaiming the common sense foundations of knowledge

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und verweise auch für Mathematikkenner auf ihre folgenden Arbeiten, die im Buch von G.O. Mueller dokumentiert sind:

*Walton, Gertrud 1996
Daniel H. Deutsch: flights of fancy / G. Walton. In: Apeiron. Montreal. 3. 1996, Nr. 3 – 4, July – Oct., S. 126. Erratum: 4. 1997, Nr. 1, Jan., S. 15. – Bezug auf Stellungnahme von Deutsch, Daniel H.: Problems in quantum physics. – In: Apeiron. Montreal. 3. 1996, Nr. 2, April, S. 52 – 53. – Status: Kritik. – Quelle: Autopsie.

*Walton, Gertrud 1997
Farewell Minkowski space? / G. Walton. In: Apeiron. Montreal. 4. 1997, Nr. 1, Jan., S. 33. Bezug auf G. Galeczki, P. Marquardt: Farewell Minkowski space. In: 3. 1996, Nr. 3-4, Juli/Okt., S. 121 – 123. – Status: Kritik. – Quelle: Autopsie.

*Walton, Gertrud 1997
Finding absolution for special relativity – part 3 / Gertrud Walton (Mrs.). In: Galilean electrodynamics. 8. 1997, Nr. 2, S. 35-36. Stellungnahme zur Arbeit von C. K. Whitney: Nr. 1, S. 9-15. – Anschließend Antwort von Whitney. – Status: Kritik. – Quelle: Autopsie.

*Walton, Gertrud 1997
The local nature of the correspondence principle / Gertrud Walton. In: Galilean electrodynamics. 8. 1997, Nr. 4, S. 78 – 79. Bezug auf die gleichgetitelte Arbeit von A. D. Dring in: Nr. 2, S. 31 – 33. – Erratum: Nr. 5, S. 85. – Status: Kritik. – Quelle: Autopsie.

*Walton, Gertrud 1997
The mathematics of relativity / G. Walton. In: Apeiron. Montreal. 4. 1997, Nr. 4, Oktober, S. 125 – 126. Status: Kritik. – Quelle: Autopsie.

*Walton, Gertrud 1997
Special relativity and mathematics / G. Walton. In: Apeiron. Montreal. 4. 1997, Nr. 2 – 3, Apr.-July, S. 87-88. Status: Kritik. – Quelle: Autopsie.

*Walton, Gertrud 1997
SRT – Walton replies [auf Kritik von Good] / G. Walton. In: Apeiron. Montreal. 4. 1997, Nr. 4, Oktober, S. 132. Bezug auf vorangehenden Beitrag von Good (S. 131-132). – Status: Kritik. – Quelle: Autopsie.

*Walton, Gertrud 1998
Fanciful maths? / G. Walton. In: Apeiron. Montreal. [Internet-Datei.] 5. 1998, Nr. 1-2, S. 112. Bezug auf Beitrag von F. Selleri: Remarks on the transformations of space and time. In: Apeiron. Montreal. 4. 1997, Nr. 4, Oktober, S. 100-103. – Status: Kritik. – Quelle: Autopsie.

*Walton, Gertrud 1999
The mathematics of special relativity / G. Walton. In: Apeiron. Montreal. [Internet-Datei.] 6. 1999, Nr. 1/2, Jan.-Apr., S. 142-143. Status: Kritik. – Quelle: Autopsie.

*Walton, Gertrud 2002
Special relativity: mathematical origin of problems / G. Walton. – [USA]: WWW 2002. 1 S. Status: Kritik. – Quelle: Internetadresse: http://www3.sympatico.ca/wbabin/paper/walton.htm Kopie: 18.2.2002.

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Martin Wagenstein: Es ist ein Vergehen an jungen Menschen, ihnen etwas beibringen zu wollen, was sie unmöglich verstehen können

Im Zusammenhang mit meinem Gedankenexperiment Was würde am Strand passieren? verweise ich auf Aussagen aus einem Artikel in HEISE-Online vom 12.02.08:

Christian Gapp
Begraben unter Phänomenen

Der Lehrer und Didaktiker Martin Wagenschein veröffentlichte 1975 seinen unter Experten bekannten Aufruf „Rettet die Phänomene!„. Darin forderte er, in den Naturwissenschaften nicht nur abstraktes Wissen zu vermitteln, sondern Schülern durch die aktive Untersuchung ihnen selbst zugänglicher Phänomene zu ermöglichen, wissenschaftliche Methodiken zu erlernen. Dabei ging es ihm nicht darum, praktische Anwendungen zu vermitteln, sondern die Schüler sollten, so wie die ersten Wissenschaftler auch, von ihnen selbst beobachtbaren Phänomenen ausgehen und im Verlaufe von Untersuchungen dazugehörige theoretische Begriffe und Erklärungsmöglichkeiten entwickeln. Als Beispiel nannte er eine Gruppe von Schülern, die untersucht, wie Schatten entstehen. Die von den Schülern zu entwickelnden Hypothesen und Theorien sind immer abstrahierend. Im Gegensatz zum einfachen Vorsetzen von Theorien forderte Wagenschein jedoch, dass die Kinder den Abstraktionsprozess selbst lernen sollten. Er war in diesem Punkt kompromisslos und meinte, was Schülern phänomenologisch nicht zugänglich sei, solle in der Schule auch nicht gelehrt werden.

Ganz besonders war ihm die Atomphysik ein Dorn im Auge: „Ich glaube nicht, dass es gut ist, in der Mittelschule viel von Atomphysik und Elektronen zu reden. Jede anschaulich räumliche Vorstellung dieser Gebilde ist ganz einfach falsch.

Wagenscheins Ansatz lässt sich leicht von der Physik auf die Mathematik übertragen. Auch mathematische Methoden lassen sich erlernen, indem die Schüler von ihnen unmittelbar zugänglichen Fragestellungen ausgehen.

Oberflächlich betrachtet wird Wagenschein somit zum frühen Protagonisten einer praktischen Mathematik- und Physikdidaktik „zum Anfassen„. Zu seiner Zeit waren seine Appelle jedoch weitgehend wirkungslos, zumindest was die deutsche Schulpraxis angeht. Wer jedoch glaubt, die gegenwärtige Orientierung der Nach-PISA-Zeit auf praktische Anwendungsmöglichkeiten wäre eine späte Rehabilitierung Wagenscheins, der irrt gewaltig.

(Christian Gapp)

Es ist ein Vergehen an jungen Menschen, ihnen etwas beibringen zu wollen, was sie unmöglich verstehen können, oder, um es verständlich zu machen, es falsch darzustellen.
(Martin Wagenschein)



Dr. Erich Wanek zur Mathematik und zum Mathematismus

Ich erhielt am 17.07.08 von Dr. Erich Wanek folgenden Kommentar zu meinem Eintrag 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus? im Rahmen meines Gedankenexperiments Was würde am Strand passieren?:

Liebe Frau Lopez,

Im Anhang sende ich Ihnen ein kurzes pdf „Das Zugparadoxon“ über die nach der RT erforderlichen Abhängigkeit des Uhrenganges von der Bewegungsrichtung (u.zw. sowohl nach Geschwindigkeit = Weg/Zeit als auch nach Geschwindigkeit = Frequenz x Wellenlänge).

Ich habe darüber immer schon geschrieben (bisher leider ohne Erfolg und ohne Beachtung), zuletzt im ersten Kaegelmann-Band, den Sie ja kennen werden, in meinem Beitrag „Paradoxe Relativität“ (S.406ff.) u.zw. im Abschnitt 3.) Die Abhängigkeit der Zeittransformation von der Bewegungsrichtung (S.410-412). […]

Aber auch schon 1959 in der Zeitschrift „Wissen im Werden„, Heft 4/1959 im Aufsatz „Lichtgeschwindigkeit und Bezugssystem„, vor allem aber im Sammelwerk von Karl Sapper: „Kritik und Fortbildung der Relativitätstheorie“ im zweiten Band, Akademische Druck- u. Verlagsanstalt, Graz, 1962 in meinem Beitrag „Paradoxien der Relativitätstheorie und deren Überwindung durch das Modell einer Teilchenwelle„, S. 179ff., u.zw. im Absatz „Die Abhängigkeit der Zeittransformation von Bewegungsrichtung„, S. 180-181. (Beides ist leider vergriffen und nicht zu haben).

Ich hoffe, dass das „Zug-Paradoxon“ von Nutzen ist und damit endlich dieses Problem diskutiert wird.

Mit besten Grüßen
Erich Wanek

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Siehe Links:

Dr. Erich Wanek: Das Zug – Paradoxon

Dr. Erich Wanek: Paradoxe Relativität – Die Abhängigkeit der Zeittransformation von der Bewegungsrichtung

Die Relativitätstheorie fällt
1. Band des Gemeinschaftsbuchwerks von 80 Autoren: Philosophen, Mathematikern, Physikern, Technikern, Ärzten: Was von moderner Physik bleibt und fällt.
Verlag Kritische Wissenschaft, 2005



Antwort von Prof. Dr. Ernst Peter Fischer zu meinem Gedankenexperiment ‚Was würde am Strand passieren?‘

Ich beziehe mich auf meine Anfrage an Prof. Dr. Ernst Peter Fischer im Rahmen meines Gedankenexperiment Was würde am Strand passieren? und stelle nachstehend die Antwort, die ich am  09.07.08 per E-Mail erhielt:

Von Ernst Peter Fischer
An Jocelyne Lopez
Datum: 09.07.08
Betr. Re: 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus?

Sehr geehrte Frau Lopez,

ich danke für Ihre Mail und denke, daß Ihre vorgeschlagene Situation tatsächlich unvorstellbar ist. Ich meine dies so: Wasserwellen tun nur, was Sie sagen, wenn Sie sich der Lichtgeschwindigkeit nähern; dann wären es aber keine Wasserwellen mehr. Im Normalfall am Strand gilt eine Physik ohne relativistische Effekte (wie überhaupt im Alltag, selbst wenn wir bis zum Mond reisen).

Mit den besten Grüßen
Ihr
EPFischer

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Ich entnehme aus der Antwort von Prof. Ernst Peter Fischer, dass er sich die sogenannte „relativistische Geschwindigkeitsaddition“ für eine Geschwindigkeit von 70 km/h nicht vorstellen kann, dafür aber für eine Geschwindigkeit von 299.792.458 km/s.

Ich kann mir sie persönlich wie gesagt weder für eine Geschwindigkeit von 70 km/h noch für eine Geschwindigkeit von 299.792.458 km/s vorstellen und für mich bleiben dann die Fragen offen:

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1) Warum sollte man eine Geschwindigkeitsaddition mit einer Zahl von 70 und nicht mit einer Zahl von 299.792.458 durchführen können? Gibt es auch in der Mathematik eine Grenze bei der Zahl 299.792.458, die man nicht überschreiten kann und wo die Regeln der Mathematik keine Anwendung mehr finden?

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2) Dadurch, dass die relativistische Geschwindigkeitsaddition für bewegte Beobachter in meinen Augen mathematisch unhaltbar ist und zu unlösbaren Widersprüchen führt (siehe mein Blog-Eintrag Mathematik als Schrott?) kann es auch nicht eine gültige und widerspruchsfreie mathematische Beschreibung dieses Postulats für einen Lichtstrahl oder für sonstige physikalische Objekte geben. Was die Mathematik nicht kann, kann sie eben nicht. Dieses Postulat ist also mathematisch nicht beschreibbar, obwohl behauptet wird, es sei mathematisch einwandfrei und widerspruchsfrei dargestellt, und obwohl man vermeintliche gültige  Folgerungen daraus herleitet (Zeitdilatation und Längenkontraktion). Relativisten haben mir außerdem unzählige Male in Diskussionsforen die Argumentation entgegengehalten: Man könne dieses Postulat mit dem gesunden Menschenverstand nicht verstehen, man könne es nur mit der Mathematik verstehen. Das Dumme ist nur, dass man es mit der Mathematik auch nicht verstehen kann…

Hat sich etwa die Mathematik der Relativitätstheorie von der üblichen Mathematik abgekoppelt und definiert sie extra für diese Theorie ihre eigenen Regeln?

(Jocelyne Lopez)



GEGENWORTE – Zeitschrift für den Disput über Wissen

Eine hochempfehlenswerte Zeitschrift

GEGENWORTE – Zeitschrift für den Disput über Wissen

Aus der Startseite:

• fragen nach • widersprechen • stellen Zusammenhänge her

Die Zeitschrift wurde 1997 von Dieter Simon und Hazel Rosenstrauch gegründet und wird von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben. Der Name rekurriert auf Paul Celan, der damit jene unprätentiösen und unpathetischen Äußerungen bezeichnete, die uns aus dem Nebel des Alltagsgeschwätzes führen und uns vor der Blendung durch die großen Reden bewahren …

GEGENWORTE laden zum Mitdenken über die Probleme einer komplexen, von Experten abhängigen Gesellschaft ein. Die Edition widmet sich zweimal jährlich einem kontroversen Thema aus dem Umfeld der Wissenschaft, das aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet und erörtert wird. Professorinnen, Journalisten, Prakterinnen und Studierende denken in einer verständlichen Sprache quer über Disziplinen und Genres hinweg nach. Die Hefte sind für Wissenschaftler und interessierte Laien gleichermaßen informativ.

Redaktion: Wolfert von Rahden

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Aus der Seite Das Projekt:

GEGENWORTE werden von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften herausgegeben. Die Zeitschrift – 1997 vom Präsidenten der BBAW, Prof. Dieter Simon, gegründet – ist im vorigen Jahrhundert angetreten, um nach Wegen zu suchen, wie Wissenschaft auf eine der Wissenschaft adäquate Weise (über sich selbst und mit anderen Bereichen der Gesellschaft) kommunizieren kann. Zu den speziellen Aufgaben des Projektes gehört die Auseinandersetzung mit den Bedingungen, unter denen Wissenschaft produziert wird, die Herstellung von Kontexten und nicht zuletzt die Beförderung einer kritischen Urteilsfähigkeit auch gegenüber wissenschaftlichen Experten.

Das Interesse an Wissenschaftskommunikation ist seither sprunghaft angestiegen. Es gibt sehr viel mehr Veranstaltungen, die sich an die Öffentlichkeit wenden, als noch vor 5 Jahren und enorme Anstrengungen innerhalb wissenschaftlicher Institutionen, die eigene Arbeit nach außen hin darzustellen, für die Forschung zu werben oder Wissenschaft zu einem Thema für die Allgemeinheit werden zu lassen. Insofern hat sich die Landschaft verändert. Dennoch hat es sich nicht erübrigt, an der „Emanzipation der Öffentlichkeit von der Wissenschaft“ mitzuwirken, um sowohl „distanzloser Wissenschaftsgläubigkeit wie rabiater Wissenschaftsfeindlichkeit“ (wie es Dieter Simon 1997 formuliert hatte) zu begegnen.

Integration statt Kulturkampf: Seit Jahren oder Jahrzehnten wird darüber diskutiert, dass Natur- und Kulturwissenschaften, reine und angewandte Forschung, Medien und Wissenschaft jeweils unterschiedliche Kulturen mit je eigenen Mentalitäten und Sprachen sind. Gegenworte bemühte sich von Anfang an darum, Disziplin- und ‚Standes’grenzen zu überschreiten und dabei über die leeren und unproduktiven Beschwörungsformeln der Interdisziplinarität hinauszugelangen. Zu den konzeptionellen Überlegungen gehört seit den ersten Nummern, dass wir die Kulturen integrieren und einen neuen Ton in das Sprechen und Schreiben über Wissenschaft bringen wollen.

Gegenworte versucht, an bestimmte Standards der Kommunikation zu erinnern, die in anderen (auch wissenschaftlichen) Medien aus unterschiedlichen Gründen vernachlässigt werden und setzen auf das Gespräch, aus dem nicht nur Wissenschaft entsteht. Eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des Konzepts spielt der Versuch, eine Sprache zwischen der Hermetik von Fachsprachen und den Methoden des Marketing zu finden.

Zur Orientierung an wissenschaftlichen Maßstäben gehört, dass wir Öffentlichkeit nicht nur als eine zu überzeugende Zielgruppe ‚behandeln‘, sondern als Ort des Aushandelns verstehen und diesen idealtypisch gedachten Prozess zumindest innerhalb der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zu befördern suchen. Die Edition beleuchtet Probleme an den Rändern der Disziplinen, und sie versteht sich als virtueller Salon, in dem Forscherinnen und Forscher, Journalisten, Künstlerinnen, Praktiker und Schriftsteller in einer Sprache disputieren, die weder unnötig simplifiziert noch den Laien ausschließt.



Prof. Dr. Peter Weingart: Ist das Wissenschafts-Ethos noch zu retten?

Nachstehend Auszüge aus einem Artikel in der Zeitschrift Gegenworte, 2. Heft 1998, Seiten 12 – 17: 

Peter Weingart
Ist das Wissenschafts-Ethos noch zu retten?
Mertons Verhaltensregeln und die veränderten Bedingungen der Wissensproduktion

Aufgeschreckt durch einen eklatanten Betrugsfall in der Forschung, hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) 1997 einen „Ehrenkodex“ für die Wissenschaft verkündet. Darin wurden u.a. Plagiat und Fälschung von Daten als Tatbestände wissenschaftlichen Fehlverhalten identifiziert und Gutachter zur Offenlegung möglicher Befangenheit verpflichtet. In ähnlicher Form hat auch die Max-Planck-Gesellschaft einen Katalog von Fehlverhaltensweisen festgeschrieben. Dies sind äußere Anzeichen dafür, dass die Wissenschaft offensichtlich von einer Reihe von Verhaltensregeln bestimmt wird, deren Verletzung oder Nichtbeachtung soziale Sanktionen zur Folge hat. Dass es einer Bekräftigung durch die zwei führenden Wissenschaftsorganisationen Deutschland bedarf und in den USA zu diesem Zweck sogar eine Regierungsbehörde gegründet worden ist, darin läßt sich überdies ein Indiz dafür sehen, dass die Gesellschaft als ganze offenbar ein Interesse an der Einhaltung der Regeln hat (oder zumindest DFG und MPG unterstellen, dass dies so ist). Die Regeln selbst erschienen selbstverständlich, ohne dass jedem bewusst wäre, warum es gerade diese sind und keine anderen.

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Betrug und Ehrenkodex

Warum sollten Wissenschaftler ihre Daten nicht beschönigen, wie es in den Medien oder der Werbebranche üblich ist und – z.B. gegenüber letzterer – von der Öffentlichkeit auch vorausgesetzt wird? Warum sollte ein Gutachter Befangenheit erklären, wenn er einen befreundeten Kollegen befördern oder einen ungeliebten Konkurrenten effektiver ausschalten könnte, wo dies in anderen Geschäftsbeziehungen nicht unüblich ist? Warum sollte ein Forscher nicht erfolgreiche Ideen seiner Kollegen kopieren, ohne ihre Urheber zu nennen, wenn dies in marktorientierten Handlungsbereichen ein möglicher Weg zum Profit ist?

Der Grund für die offenkundige Andersartigkeit der Wissenschaft als soziales System von der Politik, der Wirtschaft und den Medien besteht in der Art ihres Produkts und den Bedingungen, unter denen es hergestellt wird. […]

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Das Ethos der Wissenschaft

[…]
Universalismus ist die „Vorschrift, dass Wahrheitsansprüche unabhängig von ihrem Ursprung vorgängig gebildeten unpersönlichen Kriterien unterworfen werden müssen: Übereinstimmung mit Beobachtung und mit bereits bestätigtem Wissen. Die Annahme oder Ablehnung der Ansprüche hängt nicht von personalen oder sozialen Eigenschaften ihrer Protagonisten ab; seine Rasse, Nationalität, Religion, Klassenzugehörigkeit oder persönlichen Qualitäten sind als solche irrelevant.

. Kommunismus bedeutet, dass die „materielle Ergebnisse der Wissenschaft (…) ein Produkt sozialer Zusammenarbeit (sind) und (…) der Gemeinschaft zugeschrieben werden. […]

. Organisierter Skeptizismus ist „sowohl ein methodologisches wie auch ein institutionelles Mandat. Die Zurückhaltung des endgültigen Urteils bis „die Fakten zur Hand sind“ und die unvoreingenommene Prüfung von Glaubenshaltungen und Überzeugungen aufgrund empirischer und logischer Kriterien…“.

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Gegenkräfte

[…] Jeder Soziologe, so Merton, würde geneigt sein festzustellen, dass er unter diesen veränderten Bedingungen ein neues Ethos der Wissenschaft, einen neuen Satz von Werten und institutionell geprägten Motiven geben müsse. Er führte (vor fünfundzwangig Jahren!) die inzwischen allseits beschworenen Phänomene an: die frühe Veröffentlichung von Ergebnissen und Modellen, bevor die Theorie bestätigt ist, auf Kosten von vorsichtigeren Konkurrenten; die intensivierte Rivalität aufgrund erhöhter Spezialisierung und den damit scheinbar einhergehenden Zynismus; die Amoralität und die Desillusionierung der Wissenschaftler.

[…] Es fragt sich ohnehin, ob die systematischen Ursachen der Krise, wenn es sich denn um eine solche handelt, außerhalb der Wissenschaft zu suchen sind oder innerhalb der Wissenschaft von ihr selbst erzeugt werden.

[…] Die Erosion des Vertrauens in die Wissenschaftler schreitet in dem Maß voran, in dem offenkundig wir, dass die individuellen Experten und die Institutionen, von deren Wissensproduktion (…) die postmoderne Gesellschaft abhängt, an Interessen gebunden sind. […]

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Ethos ohne Zukunft?

[…] Die erwähnten Entwicklungen tangieren also sehr wahrscheinlich die zentralen Elemente des Ethos der Wissenschaft. Damit würden seine zentralen Funktionen, die der sich weitgehend selbst steuernden Wissensproduktion und die Selbstlegitimation gegenüber der Gesellschaft, außer Kraft gesetzt.

(Prof. Dr. Peter Weingart)



Das Albert-Einstein-Institut ist dran

Ich beziehe mich auf meine Anfrage vom 17.06.08 an Dr. Markus Pössel, Mitarbeit des Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik / Albert-Einstein-Institut in Potsdam/Golm und Redakteur der Webseite „Einstein Online„, auf seine Antwort vom 30.06.08 und auf meine Rückfrage vom 01.07.08 im Zusammenhang mit meinem Gedankenexperiment „Was würde am Strand passieren?“.

Am 12.07.08 habe ich erneut folgende E-Mail an Dr. Markus Pössel geschrieben:

Von Jocelyne Lopez
An Dr. Markus Pössel
Datum: 12.07.08

Betr.: Frage zur Speziellen Relativitätstheorie
Meine Anfrage vom 17.06.08
Ihre Antwort vom 30.06.07
Meine Rückfrage vom 01.07.08

Sehr geehrter Herr Dr. Pössel,

Leider habe ich bis jetzt keine Antwort auf meine Rückfrage vom 1.7.08, womit ich Sie um Angabe der Formel zur Berechnung eines Zahlenbeispiels mit der relativistischen Geschwindigkeitsaddition in meinem Gedankenexperiment Was würde am Strand passieren? erhalten.

Inzwischen habe ich diese Formel in Diskussionsforen von Anhängern der Relativitätstheorie erhalten, sowie die komplette Berechnung eines Zahlenbeispiels nach der SRT bekommen.

Es handelt sich um folgendes Zahlenbeispiel:

Eine seltsame „kontra-intuitive“ Wasserwelle bewegt sich zum Strand, da man postuliert, dass sie eine konstante Relativgeschwindigkeit von 70 km/h zu allen bewegten Beobachtern am Strand hat. Vier bewegte Beobachter starten ihre Bewegung parallel zueinander zum gleichen Zeitpunkt, beim gleichen Abstand zur Welle, auf derselben Linie direkt senkrecht zur Welle:

– A startet in X und nähert sich zur Welle mit 3 km/h
– B startet in X und entfernt sich von der Welle mit 4 km/h
– C startet in X und nähert sich zur Welle mit 8 km/h
– D startet in X und entfernt sich von der Welle mit 10 km/h

Die Berechnung, die mir in Diskussionsforen gegeben wurde, sowie meine Überlegungen und Kommentare darüber entnehmen Sie bitte folgenden Einträgen in meinem Blog:

Rechenstunde am Strand
und
Mathematik als Schrott?

Ist die mir in Forendiskussionen vorgegebene Berechnung nach der SRT korrekt?

Ich würde mich über eine Stellungnahme von Ihnen freuen und bedanke mich dafür im voraus.

Mit freundlichen Grüßen
Jocelyne Lopez

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Am 14.07.08 erhielt ich von Dr. Markus Pössel folgende E-Mail-Antwort:

Von Markus Pössel
An Jocelyne Lopez
Datum: 14.07.08
Betr.: Frage zur Speziellen Relativitätstheorie


Sehr geehrte Frau Lopez,

bitte haben Sie Verstaendnis, dass die Beantwortung von Anfragen schon
einmal ein bis zwei Wochen dauern kann.

Schoen, dass Sie in dem genannten Forum bereits weitere Informationen
erhalten haben; Ihrem Wunsch entsprechend werde ich mir die entsprechenden Eintraege ansehen und mich dann wieder melden.

Mit den besten Gruessen,
Markus Poessel



Prof. Dr. Gerhard Vollmer: Darf man Falsches lehren?

Nachstehend Auszüge aus einem Vortrag auf der Frühjahrstagung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, Fachverband „Didaktik der Physik„, der 1989 in der Zeitschrift: „Naturwissenschaften“ (76 -1989 S. 185-193) veröffentlicht wurde:

Prof. Dr. Gerhard Vollmer
Darf man Falsches lehren?
Eine wissenchaftsdidaktische Überlegung

Dass jemand bewusst Falsches lehrt, scheint sowohl die Ethik der Wissenschaft als auch die Pflichten des verantwortungsvollen Erziehers zu verletzen. Gleichwohl lehren wir regelmäßig Falsches, etwa Galileis Fallgesetze oder überhaupt klassische Mechanik. Und unter genau angebbaren Bedingungen dürfen wir das auch. Insbesondere muss die als falsch erkannte Theorie in anderen Hinsichten ausreichend brauchbar sein.

Eine Gewissensfrage?

Die Frage, ob man auch Falsches lehren dürfe, wird zunächst und spontan ein entschiedenes Nein hervorrufen. Es schiene sowohl der Wahrheitssuche der Wissenschaft als auch dem pädagogischen Auftrag des Lehrenden zu widersprechen. Allerdings werden auch sofort einige Bedenken und Einwände auftauchen, Einwände freilich, die eher den Sinn und die Berechtigung der Frage als die verneinende Antwort betreffen. Sie sollten deshalb vorweg bedacht werden.

Erstens wissen wir, dass wir – auch als Lehrer – nicht gegen Irrtum gefeit sind. Da wir fehlbar sind und da unser Wissen immer vorläufig bleibt, kann im Prinzip jedes Element unseres Lehrstoffs auch falsch sein. Wer Wissen vermittelt, der läuft damit auch Gefahr, Irrtümer weiterzugeben. Und wer, um dieses Risiko zu vermeiden, nur als sicher Erkanntes lehren wollte, der dürfte überhaupt nichts mehr lehren. Das Verbot oder die Weigerung, Falsches zu lehren, kann sich also nur auf bekannt Falsches beziehen. Und die Frage lautet eben genauer: Darf man bewusst Falsches lehren? Darf man etwas lehren, von dem man bereits weiß, dass es falsch ist? Die spontane Antwort auf diese präzisierte Frage wird dann allerdings ein ebenso entschiedenes Nein sein.
[…]
Die Einsicht in die Fehlbarkeit unseres Wissens bedeutet nicht, dass wir nichts wissen und nichts wissen können. Sie zeigt nur, dass wir Sicherheit nicht als Merkmal eines angemessenen Wissensbegriffs ansehen sollten. Fordert man nämlich, dass Wissen sicher sein müsse (so dass „sicheres Wissen“ ein Pleonasmus, „fehlbares“ oder „Vermutungswissen“ dagegen ein Selbstwiderspruch wäre), dann schließt die These von der Fehlbarkeit menschlichen Wissens ein, dass wir überhaupt nichts wissen, und dies würde unserer Intuition doch allzu sehr widersprechen. Nicht einmal in der Wissenschaft gäbe es dann Wissen; wenn aber hier nicht, wo sonst?

Akzeptieren wir jedoch einen Wissensbegriff, der Fehlbarkeit zulässt, dann können wir uns natürlich nicht nur darüber irren, was wahr, sondern auch darüber, was falsch ist. Und wir können dann auch wissen, dass etwas falsch ist, ohne dessen auch sicher sein zu müssen. In diesem Sinne also stellen wir die Frage, ob man etwas lehren – und damit als wahr hinstellen – darf, von dem man weiß, besser: zu wissen glaubt oder vermutet, dass es falsch ist. Und auch in diesem noch einmal präzisierten Sinne wird man die Frage wieder mit einem spontanen Nein beantworten. Schiene es doch das wissenschaftliche Ethos zu verletzen, wenn man „wider besseres Wissen“ Falsches lehren wollte.“
[…]
Unsere Ausgangsfrage darf nun so interpretiert werden: Darf der Lehrende Aussagen als wahr hinstellen, von denen er weiß, dass sie mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmen, dass sie die Tatsachen nicht angemessen beschreiben? Auch hierauf wird die Antwort ein vielleicht nicht mehr so spontanes, aber doch wohl immer noch entschiedenes Nein sein. Ob und inwieweit dieses Nein berechtigt ist, soll dann Gegenstand der folgenden Betrachtungen sein. […]

(Prof. Dr. Gerhard Vollmer)



Leserbriefe von Norbert Derksen

Nachstehend zwei Leserbriefe von Norbert Derksen an SÜDKURIER:

Von: Norbert Derksen – 9.7.08
An: SÜDKURIER, Leserbriefe
Zu: Professoren sitzen nach – Südkurier Nr. 157 / LR vom 8. 7. 2008, Seite 2
Kopie:   Dr. Annette Schavan, MdB, Bundespräsident Horst Köhler, Deutscher Hochschulverband, Prof. Dr. Peter Strohschneider
  

Richtig, „mehr Anstrengungen für eine bessere Lehre an den Hochschulen“ sind in der Tat dringend geboten, aber wenn der Wissenschaftsrat glaubt, die finanzielle Ausstattung, die materiellen Ressourcen und der Umfang des Personals seien die wesentlichen Engpässe und „mehr Geld“ würde das keineswegs national begrenzte Problem lösen, so ist er leider völlig auf dem Holzweg. Vorrangig gilt es, das Unkraut zu jäten, wie es in Form von Relativitätstheorie und Quantenmechanik nicht nur an deutschen Hochschulen wuchert. Wer „zur inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Wissenschaft“ beitragen will, darf nicht einfach nach mehr Büchern rufen, die dann alle in gewohnter Manier denselben Unsinn breittreten, sondern muß das Übel bei der Wurzel packen. Die aus einer „besseren Lehrkultur„“ resultierende und gegebenenfalls mit einem „nationalen Lehrpreis“ zu belohnende höhere „Lehrqualität“ kann doch nicht an „Erfolgsquoten“ gemessen werden, die sich in dem korrekten Wiederkäuen von einer Gehirnwäsche unterzogenen Jasagern erschöpfen. Das „Umdenken“ ist nicht nur bei den Professoren vonnöten, sondern muß viel früher einsetzen. Symptomatisch für unsere kritiklos wissenschaftsgläubige Zeit ist, daß man bereits einen angeblich „hochbegabten“ Naseweis im Fernsehen den unverdauten Blödsinn nachplappern läßt, den er sich in den volksverdummenden Büchern über die sogenannte Raumkrümmung angelesen hat, womit sich dann schnell relativiert, was bisweilen mit „Hochbegabung“ verwechselt wird.

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Von: Norbert Derksen – 11.07.08
An: SÜDKURIER, Politikredaktion 
Zu: Affenseraufruf zum Thema Zivilcourage 
Kopie: Dieter Loeffler, Südkurier
   

Zur Zivilcourage gehört auch, daß sich die geistige Elite, die den Schwindel in der Wissenschaft in Form von Relativitätstheorie, Quantenmechanik usw. durchschaut, sich nicht länger feige wegduckt und um persönlicher Vorteile willen schweigt, daß die Lehrenden dieser Kategorie die Lernenden nicht weiter aus blankem Opportunismus verarschen und daß die gleichgeschalteten Medien endlich ihrer Verantwortung nachkommen und ihre bequeme und einseitige Hofberichterstattung aufgeben. Die wider besseres Wissen Handelnden und für die geistige Verkrüppelung direkt Verantwortlichen sollten freimütig ihr Versagen eingestehen und die ohnehin nicht mehr vermeidbare Blamage nicht mit aller Gewalt so lange wie möglich hinauszuschieben versuchen.

(Norbert Derksen)



Wie lange noch darf Frau Dr. Annette Schavan, Bundesministerin für Bildung und Forschung, so einen Schrott lehren lassen?

Ich beziehe mich auf meine Blog-Einträge Was würde am Strand passieren? und Rechenstunde am Strand, sowie Mathematik als Schrott? und stelle mir die Fragen:

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Wie lange noch darf die Frau Bundesministerin für Bildung und Forschung, Frau Dr. Annette Schavan, im öffentlichen Bildungssystem so einen Schrott lehren lassen, im Namen und im Auftrag der Bürger dieses Landes, und mit ihrem Steuergeld?!

Wie lange noch müssen Generationen von Gymnasiasten und Studenten so einen Schrott eingehämmert kriegen und dafür die besten Noten und Karrierechancen bekommen?!

Wie lange noch sollen Verantwortliche für Bildung und Forschung der öffentlichen Hand, Bürger und Eltern zusehen, wie man einer Generation von Nachwuchsmathematikern und Nachwuchsphysikern nach der Anderen das Denken beraubt und zur geistigen Invalidität erzieht?

Siehe zum Beispiel:

Die natürliche Selektion der Theoretischen Physiker
Dr. Wolfgang Schmidt
DPG-Didaktik-Tagungsband 1988, S. 593 – 599. Hrsg.: Prof. Dr. W. KUHN, Gießen

oder

Führt der Glaube an Einsteins Relativitätstheorie zu einer gewissen Art geistiger Invalidität?
Walter Dissler  
Zeitschrift: „Wissen im Werden„, 1971, Heft 1, S. 62 – 69

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Wie lange noch? 5 Jahre? 10 Jahre? 15 Jahre? 20 Jahre?

(Jocelyne Lopez)



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