Blog – Jocelyne Lopez

Austausch mit Herrn Dr. Frank Goering vom 21.07.08

Ich beziehe mich auf meine Anfrage an Prof. Dr. Franz Embacher über mein Gedankenexperiment  Was würde am Strand passieren?, die ich mittlerweile an eine Vielzahl von deutschen Fakultäten für Mathematik oder offiziellen Bildungsstellen der öffentlichen Hand im Rahmen des „Jahres der Mathematik“ gerichtet habe.

Ich erhielt am 21.07.08 folgende E-Mail-Antwort von Dr. Frank Göring, Fakultät für Mathematik, TU Chemnitz:

Von Frank Göring
An Jocelyne Lopez
Datum: 21.07.08
Betr.: 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus?

Liebe Frau Lopez,

zunächst einmal zum Ursprung der Relativitätstheorie:
Einstein ist nicht selber auf die Idee gekommen, dass die Lichtgeschwindigkeit elativ zum Beobachter unabhängig von dessen Geschwindigkeit ist. Das ist letztlich eine Folgerung der Maxwellschen Gleichungen der Elektrodynamik und ist – wie im übrigen die Folgerungen der Relativitätstheorie – inzwischen sehr genau nachgemessen worden. Hätte man die Relativitätstheorie nicht gekannt, würden beispielsweise unsere Navis im Auto nicht korrekt funktionieren.

In der Tat wurden die ersten Navigationssatelliten zunächst nicht mit Programmen gemäß der Relativitätstheorie ausgestattet, was Mißweisungen von über fünf Kilometern in kurzer Zeit zur Folge hatte. Danach waren die Kritiker der Relativitätstheorie in der NASA ganz still (so es welche gab – ich glaube, man war einfach zu faul, die kompliziertere Lorenz-Transformation zu implementieren) und es wurde relativistisch gerechnet – siehe da, die Genauigkeit stieg auf wenger als einen Meter!

Die Relativitätstheorie beschreibt die uns bekannte Wirklichkeit lediglich genauer, als die klassische Mechanik – wobei bei Geschwindigkeiten, die Sie und ich erleben, der Unterschied weit unterhalb der Meßgenauigkeit unserer Sinne liegt. Weil’s einfacher ist, und für uns irrelevant, was bei Relativgeschwindigkeiten von tausenden von Kilometern pro Sekunde so an Paradoxien auftritt, denken wir intuitiv im Sinne der klassischen Mechanik von Newton.

Der komische Effekt, der die paradoxe Situation bei hohen Geschwindigkeiten klärt, ist, dass jeder Beobachter auf seine eigene Uhr kuckt und seine eigenen Längenmessungen durchführt.Wie das genau geht, hat die Nutzerin Trigema soweit ich’s bisher sehe, völlig korrekt vorgerechnet. Dass für den ruhenden Betrachter (in dessen Koordinatensystem Sie die Geschwindigkeiten der anderen Betrachter angegeben haben) die Beobachtungen unabhängig von der „Lichtgeschwindigkeit“ (Geschwindigkeit, die für alle gleich ist – im klassischen Sinne wäre das unendlich, im Einsteinschen Sinne die Geschwindigkeit des Lichts und im Sinne Ihres Gedankenexperimentes wäre dies die Geschwindigkeit der kontra-intuitiven Wasserwelle) ist, ist völlig korrekt.

Die Relativitätstheorie versucht ja nicht, die Welt neu zu erfinden. Sie ist lediglich ein streng mathematisch abgeleitetes Modell, welches die paradoxe Beobachtung abstrahiert, dass die Lichtwelle (oder bei ihnen die Wasserwelle) relativ zu den bewegten Beobachtern die gleiche Geschwindigkeit hat (gemessen mit deren bewegten Uhren und bewegten Längenmessgeräten), wie zu dem am Strande ruhenden.

Grob gesprochen: Experimentelle Grundtatsache ist, dass das Licht relativ zu jedem Beobachter die gleiche Geschwindigkeit hat. Das ist aber nur dann erklärbar, wenn Zeitmessung bzw. Längenmessung abhängig von der Relativgeschwindigkeit unterschiedliche Werte liefern. Diese Folgerungen sind aber ebenso experimentell nachgewiesen.

Wie ich aus Ihrem Blog entnehme, lehnen Sie jedoch sehr schnell ab, was Sie nicht verstehen. Das hilft Ihnen beim Verständnis allerdings nicht – es verhindert es. Aber selbst wenn man aufgeschlossen an die Sache herangeht, die Relativitätstheorie ist leider nicht sehr intuitiv. Aber sie funktioniert. Und solange wir keinerlei Abweichungen zur Relativitätstheorie in der Realität feststellen können, ist es völlig egal, ob wir sie intuitiv erfassen können oder nicht – wenn’s darauf ankommt, sollten wir sie nutzen (wie bei der Software für Navigationssatelliten).

Zu ihrem Betreff:
Durch abwertende rhetorische Fragen im Betreff erhöhen sie die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen jemand ernsthaft antwortet, nicht gerade.Wenn Sie einen gedanklichen Zugang zu moderner Wissenschaft und zur Funktionsweise aktueller Technik haben wollen, so ist dieser Zugang die Mathematik. Das schöne – Sie können den ganzen Kram (Handy, Auto, Computer,…) nutzen, ohne sich über dessen Funktionsweise klar zu sein.Wenn Sie die Mathematik so wenig mögen, dann belassen Sie es einfach dabei.

Weitere E-Mails Ihrerseits beantworte ich nur, wenn sie sich zu einer gewissen Aufgeschlossenheit gegenüber meinem Fachgebiet durchringen können.

Mit freundlichem Gruß,
F.Göring.

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Dazu meine Antwort am selben Tag:

Von Jocelyne Lopez
An Frank Göring
Datum 21.07.08
Re: 2008, Jahr der Mathematik oder des Mathematismus?

Sehr geehrter Herr Dr. Göring,

Vielen Dank für Ihre heutige ausführliche Antwort zu meiner Anfrage.

Die Argumentierung, die Sie mir entgegen halten weicht nicht von der üblichen Standard-Darstellung der etablierten Physik aus – ich kenne sie nun seit mehreren Jahren hin- und auswendig – und geht allerdings auch kein bisschen auf das hier angesprochene mathematische Problem und auf meine gezielten Fragen ein. Deshalb erlaube ich mir, Sie auf meine Antwort vom 21.07.08 an Herrn Dr. Markus Pössel vom Albert-Einstein-Institut in Potsdam zu verweisen, die aus meiner Sicht auch als Antwort zu Ihrer E-Mail fungieren kann, siehe:

Austausch mit Herrn Dr. Markus Poessel vom 21.07.08

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Nur aber kurz zu Ihren persönlichen Anmerkungen:

Zu ihrem Betreff:
Durch abwertende rhetorische Fragen im Betreff erhöhen sie die Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen jemand ernsthaft antwortet, nicht gerade.Wenn Sie einen gedanklichen Zugang zu moderner Wissenschaft und zur Funktionsweise aktueller Technik haben wollen, so ist dieser Zugang die Mathematik. Das schöne – Sie können den ganzen Kram (Handy, Auto, Computer,…) nutzen, ohne sich über dessen Funktionsweise klar zu sein.Wenn Sie die Mathematik so wenig mögen, dann belassen Sie es einfach dabei.
Weitere E-Mails Ihrerseits beantworte ich nur, wenn sie sich zu einer gewissen Aufgeschlossenheit gegenüber meinem Fachgebiet durchringen können.

Ich weiß nicht, was in meinem Betreff als „abwertende rhetorische Fragen“ Ihnen vorgekommen ist. Den Begriff „Mathematismus“ habe ich nämlich nicht selbst erfunden, er bezeichnet sachlich Umstände innerhalb der Mathematik, die von Wissenschaftlern, Didaktikern und Pädagogen – einschließlich Mathematikern und Mathematikkennern – erkannt, kommentiert und untersucht wurden. Wenn Sie davon nichts wissen ist es wohl eine Bildungslücke bei Ihnen, Sie können es dann einfach dabei belassen oder sich mit der einschlägigen Literatur informieren. Weitere E-Mails an Sie würde ich nur richten, wenn Sie sich zu einer gewissen Aufgeschlossenheit gegenüber Ihrem Fachgebiet durchringen können.

Mit Ihren in meinen Augen unsachlichen Aussagen und Ihrer Einstellung gegenüber Mathematiklaien hoffe ich sehr, dass Sie persönlich nicht für Veranstaltungen im Rahmen des Jahres der Mathematik in Ihrer Uni verantwortlich sind, dann bräuchte keiner zu kommen, zum Beispiel:

Anlässlich des Jahres der Mathematik bietet die Fakultät für Mathematik eine populärwissenschaftliche Ringvorlesung an. In den Einzelveranstaltungen werden spannende Einblicke in verschiedene Anwendungsbereiche der Mathematik gewährt und mathematische Verfahren anschaulich und auch für Nichtmathematiker verständlich erklärt.

Mit freundlichen Grüßen
Jocelyne Lopez