Blog – Jocelyne Lopez

Archiv für Juni, 2008

Bernhard Losch und Andreas Schwartze: Rechtswissenschaft für Gesellschaftswissenschaften

Eine Buchempfehlung:

Rechtswissenschaft für Gesellschaftswissenschaften
Juristische Grundlagen für Ökonomen, Politologen, Sozial- und Kulturwissenschaftler
Bernhard Losch, Andreas Schwartze
Verlag Kohlhammer, 1. Auflage 2006
ISBN: 3170135937

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Vorwort

Während des letzten Jahrzehnts haben sich die Grenzen vieler Fachdisziplinen verschoben, um die bereichsspezifische Ausbildung durch die Einbeziehung interdisziplinärer Aspekte zu ergänzen. Im Zuge dieser Entwicklung findet das Recht wegen seiner grundlegenden Ordnungsaufgabe für die Wirtschaft, das politische System und die soziale Organisation verstärkte Aufmerksamkeit in den Nachbardisziplinen. Insbesondere in den Wirtschaftswissenschaften wurden die herkömmliche rechtliche Grundausbildung vertieft und die Möglichkeiten der rechtlichen Zusatz- und Spezialausbildung in Richtung auf das Berufsfeld des Wirtschaftsjuristen erweitert. Ebenso wurde in der Politik sowie der Sozialwissenschaft die Integration rechtswissenschaftlicher Ausbildungsschwerpunkte vorangetrieben. In den kulturwissenschaftlichen Studiengängen findet das Recht ebenfalls wachsende Beachtung.

Daher scheint es an der Zeit, den verschiedenen Aufbereitungen einzelner Rechtsgebiete für die Nachbarwissenschaften eine grundlegende, interdisziplinär orientierte Einführung in die Rechtswissenschaft an die Seite zu stellen. Unser Ziel ist es, einen fachverbindenden Zugang zum Recht zu eröffnen, der Verständnis für dessen Funktion ermöglicht.

Die einleitenden Teile 1 und 2 wurden von beiden Autoren gemeinsam verfasst. Die anderen Teile haben die Autoren in Abstimmung untereinander jeweils eigenständig bearbeitet: Bernhard Losch das Öffentliche Recht (3. Teil) sowie das Strafrecht (5. Teil), Andreas Schwartze das Privatrecht (4. Teil).

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Klappentext:

Für sämtliche Gesellschaftswissenschaften ist ein grundlegender Einblick in die Rechtsordnung unentbehrlich, denn die Rahmenbedingungen für das Zusammenleben der Gesellschaft werden in erster Linie durch das Recht bestimmt. Rechtliche Regeln steuern die Wirtschaftsordnung, das politische System und die soziale Organisation. Ebenso wichtig wie die institutionelle Struktur sind die Verfahrensweisen, nach denen sich die rechtsverbindliche Kommunikation richtet. Vor allem Ökonomen, Politologen und Sozialwissenschaftler benötigen daher ein Verständnis für die rechtlichen Grundlagen von Staat und Zivilgesellschaft. Das Buch führt in die wichtigsten Rechtsgebiete ein und öffnet den Zugang zu einem kontextbezogenen juristischen Grundwissen.



Joao Magueijo: Schneller als die Lichtgeschwindigkeit. Der Entwurf einer neuen Kosmologie

schneller_als_die_lgEine Buchempfehlung:

Schneller als die Lichtgeschwindigkeit
Der Entwurf einer neuen Kosmologie
Joao Magueijo
Verlag Bertelsmann, München (Februar 2003)
ISBN-10: 3570005801

 

Aus der Amazon.de-Redaktion:

Spannend, lehrreich, witzig: Magueijo zeigt die Welt der Wissenschaft als Welt der Wissenschaftler, voller Rangeleien um Geld und Einfluss, voller Exzentrik, Eitelkeit und jahrelangem Sich-Mühen. Banalität und Genialität sind enge Nachbarn und oft nicht zu unterscheiden. Mittendrin der Autor selbst mit einer revolutionären Theorie über das Universum: Empfehlung.

Als Magueijo den Gedanken einer nichtkonstanten Lichtgeschwindigkeit zum ersten Mal äußert, entsteht in der Runde junger Kosmologen, in der sonst jede Verrücktheit ausgesprochen werden darf, ein Schweigen, als hätte er einen peinlichen Witz erzählt und man geht still auseinander. Er hatte gewagt, das Undenkbare zu denken. Der Autor kultiviert die Geste des Jungen Wilden, schimpft auf Britanniens Bürokraten, arrogante amerikanische Kollegen und verhöhnt die grassierende Political Correctness. Aber er erzählt auch staunenswerte, erhellende Geschichten, wie die von Einsteins Fehlern oder die eines dänischen Malers, der das Malen in Paris für seine zweite Leidenschaft, die Kosmologie, aufgibt und es dank Genie ohne Studium zum Physikprofessor in Toronto bringt.

Möglicherweise werden Sie — wie der Rezensent — auch nach der Lektüre nicht völlig verstanden haben, was es bedeuten würde, behielte der Autor Recht, und die Lichtgeschwindigkeit wäre tatsächlich nicht immer gleich. Aber Magueijo schafft es, uns eine sehr lebendige Vorstellung davon zu vermitteln, wie auf dem Gebiet der Kosmologie Theorien aufgestellt, weltweit von vielen Köpfen geprüft und dann bestätigt oder wieder verworfen werden. Er nimmt auch den wenig Physikerfahrenen mit auf eine Reise ans Ende des Universums und — streng genommen sogar noch darüber hinaus. — Michael Winteroll



Ist das Experiment Hafele/Keating methodologisch ungeeignet, um die Zeitdilatation aus der Speziellen Relativitätstheorie nachzuprüfen?

Die Anfrage von Ekkehard Friebe an die Deutsche Physikalische Gesellschaft über das Hafele-Keating Experiment hat in mehreren Diskussionsforen ein sehr hohes Interesse erweckt und gibt Anlaß zu zahlreichen und regen Austauschen. Ich verweise hier auf einen Austausch im Forum von Ekkehard Friebe über dieses umstrittene Experiment und seine vermeintliche Bestätigung der „Zeitdilatation“ aus der Speziellen Relativitätstheorie Einsteins:

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Zitat Sebastian Hauk:
Auf jeden Fall sollte das Experiment von 1972 wiederholt werden. Es ist keine gute wissenschaftliche Vorgehensweise so ein wichtiges Experiment nicht zu wiederholen.

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Zitat Jocelyne Lopez:
Ich meine, dass auch mit einer Wiederholung dieses Experiment nicht geeignet ist, um das Postulat Einsteins und die gefolgerte „Zeitdilatation“ aus seiner SRT nachzuprüfen, geschweige denn zu bestätigen:

– die Bewegung war nicht „geradlinig„, sondern kreisförmig (um die Erde)

– die Bewegung war nicht „gleichförmig„, sondern beschleunigt (Starten und Landungen, Kurshaltung)

– die Bewegung hat nicht in einem leeren und kräftefreien Vakuum stattgefunden, sondern im Medium Atmosphäre unter Einfluß von Gravitation, Kraftfeldern und sonstigen Störfaktoren.

Dieses Experiment ist m.E. völlig ungeeignet zur Nachprüfung der SRT Einsteins.

Ich kann mir auch kein Realexperiment vorstellen, das geeignet wäre, die vermeintliche „Zeitdilatation“ (oder auch ihr Pendant die „Längenkontraktion„) nachzuprüfen und zu bestätigen. Wir sind lediglich auf die Gedankenexperimente Einsteins aus dem Bereich Science-Fiction angewiesen (Hier: Zwillingsparadoxon), die absolut keine Beweiskraft, sondern nur der Status von Behauptungen haben.

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Zitat Sebastian Hauk:
Eine Wiederholung wäre aber schon einmal sehr wichtig.
Eigentlich wird jedes Experiment in der Physik oder in einer anderen Wissenschaft mehrfach durchgeführt.

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Zitat Jocelyne Lopez:
Das stimmt. Und viele Experimente sollten eigentlich wiederholt werden (siehe zum Beispiel die Liste von 11 Experimenten, die nach Auffassung von G.O. Mueller in seinem Offenen Brief an 200 Professoren wiederholt werden sollten).

Auch eine Einwegmessung der Lichtgeschwindigkeit als „geradlinig gleichförmige“ Bewegung sollte durchgeführt werden. Bis jetzt verfügen wir nämlich nur über gemittelte Werte hin und zurück zwischen Spiegeln, was nicht die Auflage Einsteins aus seinem Postulat erfüllt. Siehe hierzu der Thread Warum keine Einwegmessung der Lichtgeschwindigkeit? oder auch Lichtgeschwindigkeit in einer Flüssigkeit, wo sogar ein Anhänger der Relativitätstheorie in unserem Forum eine Einwegmessung der LG in einer Flüssigkeit vorgeschlagen hat.

Es geht aber hier bei der Untersuchung des Hafele/Keating Experiments zu verdeutlichen, dass die etablierte Physik gar keine Hemmung hat, ein Experiment, das grundsätzlich völlig ungeeignet ist die SRT bzw. die Zeitdilatation nachzuprüfen… uns als triumphale Bestätigung der SRT zu verkaufen!

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Zitat Ekkehard Friebe:
Hierzu verweise ich auf folgenden Beitrag von Harald Maurer (Edition Mahag): Das Experiment von Hafele und Keating. Hierin heißt es zu Beginn:

Das Experiment von Hafele und Keating

(Leseprobe aus „Die Relativitätstheorie – Lehre, Wirkung, Kritik“ von Prof. Dr. rer. nat. Walter Theimer)

Hafele und Keating flogen im Oktober 1971 mit vier Cäsium-Atomuhren in fahrplanmäßigen Verkehrsflugzeugen um die Erde. Atomuhren gelten als empfindlich genug, um die in Betracht kommenden winzigen Veränderungen zu registrieren. Die Erde wurde einmal in Ost-, einmal in Westrichtung umflogen. Es wurde von einer modifizierten Relativitätstheorie ausgegangen, die einen Unterschied in beiden Richtungen voraussagt, weil die Geschwindigkeit des Flugzeugs relativ zur Erde je nachdem, ob es mit der Erddrehung oder ihr entgegen fliegt, verschieden ist. (Davon hatte Einstein nichts gesagt.) Die Ostreise dauerte 65,4 Std., davon 41,2 Std. Flugzeit. Die Westreise dauerte 80,3 Std., davon 48,6 Std. Flugzeit. Die Routen waren nicht die gleichen. Die Uhren waren gegen magnetische Einflüsse, Druck- und Temperaturänderungen geschützt.

Angewandt wurde eine Kombination der speziellen und der allgemeinen Relativitätstheorie unter Addition ihrer Effekte. Dem Ansatz Einsteins widersprach der Versuch insofern, als Einstein hinsichtlich der speziellen Theorie eine gleichförmige und geradlinige Bewegung postuliert, hier aber die Bewegung ständig wechselte; ferner wirkte hier das Gravitationspotential dauernd über die Flughöhe, nicht nur momentan an einem Wendepunkt wie bei Einstein, und es wirkte additiv. Als Unterlage wurden die Daten der Flugkapitäne (Höhe, Geschwindigkeit, geographische Breite usw.) verwendet. Die Ostreise wurde in 125 Intervalle, die Westreise in 108 Intervalle geteilt. Daraus wurden mittlere Daten berechnet.

Eine weitere Vereinfachung der Berechnungen bestand darin, daß der Gangfaktor nicht mit Quadratwurzel aus (1 – v²/c²) sondern mit 1 – v²/2c² gewählt wurde. Dabei handelt es sich um eine Näherung zur Vermeidung von Rundungsfehlern bzw. endloser Dezimalstellen. Als Vergleichsuhr auf der Erde diente eine Normal-Atomuhr gleicher Bauart im Marine-Observatorium der USA. Die Autoren betonen jedoch, daß eine Bodenuhr, weil sie sich mit der Erde dreht, nicht als ruhende Kontrolluhr verwendet werden kann. Man kann aber, sagen die Autoren, einen nichtrotierenden inertialen Raum zu dieser Uhr konstruieren. Die Geschwindigkeit der bewegten Uhr relativ zu diesem konstruierten System bestimmt ihr Gangverhalten. Der als Bezugssystem dienende hypothetische Raum entsteht aus Berechnungen, die bereits eine Verschiedenheit der Zeit im Flugzeug und am Boden voraussetzen. Es werden also schon ziemlich viele relativistische Hypothesen als Voraussetzungen der Überprüfung der Relativitätstheorie verwendet. Weiter wird vorausgesetzt, daß die Bewegung den Uhrengang ontologisch beeinflußt (Relativitätstheorie Nr. 2). Von Messungen durch relativ bewegte Beobachter mit Hilfe von Lichtstrahlen (Relativitätstheorie Nr. 1) ist längst keine Rede mehr.



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