Die Lichtablenkung durch Gravitationsfelder ist weder erstmals von der ART vermutet noch erstmals berechnet worden, sondern bereits 1801 von Johann v. Soldner; damit ist bewiesen, daß der Effekt ohne die Annahmen der ART erklärt werden kann; die angebliche Bestätigung der Lichtablenkung durch die Beobachtungen der britischen Expedition 1919 anläßlich der Sonnenfinsternis ist eine Manipulation der Daten durch die Hauptakteure A. S. Eddington und den Astronomer Royal (Auswahl nur der „passenden“ Befunde, Ausscheiden aller „ unpassenden“ Befunde) und daher ohne jede Beweiskraft; auch jahrzehntelange weitere Beobachtungen von Sonnenfinsternissen haben unzureichende und widersprüchliche Ergebnisse gebracht (H. v. Klüber 1960): es gibt einen Effekt der Ablenkung, jedoch sind die vorliegenden fotografischen Aufnahmen nicht aussagekräftig genug, um die von der ART gelieferte Herleitung (hyperbolic law) bestätigen zu können.
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Die britische Expedition 1919 nach Principe (Insel vor der Küste West-Afrikas) und Sobral (Brasilien) hat die Sternörter in der Nähe der verdeckten Sonne fotografiert. Durch Vergleich mit Aufnahmen derselben Sternörter ohne die Sonne sollte anschließend geprüft werden, ob die Sternörter durch eine Lichtablenkung an der Sonne verschoben worden sind. Der Expeditionsleiter Eddington hat in einer Sitzung am 6. Nov. 1919 als Ergebnis bekannt gegeben, daß die von Albert Einstein vorherberechnete Ablenkung der Lichtsrahlen genau bestätigt worden ist. Seither und bis heute behaupten die Relativisten, diese großartige Bestätigung der ART beweise die Richtigkeit der gesamten Theorie.
Detaillierte Analysen der Beobachtungen von 1919, ihrer Bedingungen und Ergebnisse, und der von Eddington vorgetragenen Auswertung haben folgende Erkenntnisse ergeben:
(1) G. B. Brown bilanziert im Jahre 1956 (S. 630): „But worse … is the tendency to ignore contrary instances. Extraordinary examples of finding what was expected are the early attempts to prove the formula for the ‚bending of light‘ by the Sun. When the eclipse photographs were examined, some of the star images had moved t o w a r d s the Sun, the exact opposite of what was predicted, and others had moved sideways. Hardly any star image had moved radially, but only the radial components were considered; the tangential components, although of similar magnitude, were regarded as accidental errors and ignored“. The mean deflections measured changed markedly during the passage of the Moon’s shadow, as did the mean directions as well. Moreover, Einstein’s formula for the variation of the deflection with distance from the Sun was a s s u m e d in determining the ’scale contents‘ of the photographic plates, from which the deflections were derived which were supposed to prove it. With the help of this procedure … results were obtained which were held to be ‚in exact accord with the requirements of Einstein’s theory‘. … Nowadays it is fairly generally admitted that this prediction has not been proved.“
(2) Collins / Pinch 1998 (Golem, 2.ed.) stellen zu Eddingstons Ergebnissen fest: „As we shall see, they were very inexact and some of them conflicted with others. When he chose which observations to count as data, and which to count as ’noise‘, that is, when he chose which to keep and which to discard, Eddington had Einstein’s prediction very much in mind. Therefore Eddington could only claim to have confirmed Einstein because he used Einstein’s derivation in deciding what his observations really were, while Einstein’s derivations only became accepted because Eddington’s observation seemed to confirm them. […] Observation and prediction were linked in a circle of mutual confirmation …“ (S.45).
Sie beschreiben detailliert die technischen Bedingungen der Beobachtungen 1919 und analysieren die offiziellen Interpretationen (S. 46-52). Fazit: die Ergebnisse sind nicht so zustande gekommen, wie offiziell behauptet wird, und beweisen nicht, was sie angeblich beweisen sollen (S. 52- 55).
H. v. Klüber 1960 (Einstein’s light deflection) hat eine gründliche, vollständige und kritische Übersicht aller bis 1959 angestellten Beobachtungen von Sonnenfinsternissen mit Zusammenstellung aller Daten gegeben. Sein Ergebnis (S. 73-75): es existiert eine Lichtablenkung in der Nähe der Sonne; „But the observations are not sufficient to show decisively whether the deflection really follows the hyperbolic law predicted by the General Theory of Relativity, mainly because so far it has not been possible to obtain a satisfactory number of star-images sufficiently near to the Sun. As things are at present, most observations could be represented quite well even by straight lines (Mikhailov, 1956).“
H. v. Klüber meint, angesichts der Bedeutung dieser Beobachtungen für die ART sollten sie in Zukunft wiederholt werden, jedoch nur unter der Bedingung, daß entscheidend bessere technische Voraussetzungen für den mobilen Einsatz der Geräte geschaffen werden, weil andernfalls keine wesentlich besseren Aufnahmen zu erwarten sind, die allein erst eine Entscheidung über die wahre Bedeutung der Beobachtungen liefern können.
Die Beobachtungen von 1919 sollen nach Eddington (als alleinigem maßgeblichen Interpretator) schon der Triumph gewesen sein – und 1960 benötigt H. v. Klüber weitere und wesentlich genauere Beobachtungen für erforderlich, um die Frage überhaupt erst entscheiden zu können. Auch 1980 waren immer noch keine genaueren Beobachtungen bekannt geworden.
Es ist für die Relativistik selbstverständlich, daß sie eine vernichtende Kritik verschweigt oder einfach als unbegründet hinstellt, wenn die Relativistik die aufgedeckten Sachverhalte nicht widerlegen konnte. – Das Beweisverfahren der Relativisten beruht auch im Falle der Lichtablenkung auf (1) der Ausschaltung aller offensichtlich und eindeutig vorliegenden entgegenstehenden Befunde und (2) Einführung der Behauptungen Albert Einsteins in die Voraussetzungen der Interpretation, so daß es schon an ein Wunder grenzen würde, wenn Albert Einsteins Behauptungen nicht wieder als Ergebnis herauskommen würden.
Dieser Umgang der Relativisten mit der Empirie wurde von F. Soddy 1954 auf der Nobelpreisträger-Konferenz in Lindau angeprangert (S. 17): „the attempt to verify this during a recent solar eclipse, provided the world with the most disgusting spectacle perhaps ever witnessed of the lengths to which a preconceived notion can bias what was supposed to be an impartial scientific inquiry. For Eddington, who was one of the party, and ought to have been excluded as an ardent supporter of the theory that was under examination, in his description spoke of the feeling of dismay which ran through the expedition when it appeared at one time that Einstein may be wrong! Remembering that in this particular astronomical investigation, the corrections for the normal errors of observation – due to diffraction, temperature changes, and the like – exceeded by many times the magnitude of the predicted deflection of the star’s ray being looked for, one wonders exactly what this sort of ’science‘ is really worth.“ Als Gipfel dieser Art von ‚science‚ durfte der ‚ardent supporter‚ Eddington noch 1919 selbst und ganz allein und maßgeblich das Ergebnis interpretieren: das nennt man eine Deutungshoheit.
Während die Propaganda der Relativisten uns seit 80 Jahren das Märchen vom Triumph einbläuen will (z.B. P.C.W. Davies 1977: „triumphantly verified„), wäre der wirkliche Vorgang, wenn man die Beteiligten für etwas dümmlich halten wollte, noch als Wunschdenken zu klassifizieren, andernfalls als schlichter Betrug. Soddy neigt erklärtermaßen zu letzterem, was er als Nobelpreisträger sich auch leisten kann.
Der Betrug beginnt schon damit, daß Experimente zu den beiden Theorien nur in Gegenwart von ihren Anhängern stattfinden, weshalb sie erst unter Kontrolle von Nicht-Relativisten den Status von objektiven Befunden gewinnen könnten. Die Kritiker neigen daher aus Erfahrung dazu, keinem Relativisten irgendein Wort über seine Experimente zu glauben, bevor nicht ein Kritiker dabei gewesen ist und die Befunde bestätigt.
(G.O. Mueller)