3. Dezember 2008
12 – Das Forschungsprojekt G.O. Mueller zieht eine Zwischenbilanz
Nachstehend 12. Abschnitt der bisher unveröffentlichen Arbeit Das Forschungs-
projekt G.O. Mueller zieht eine Zwischenbilanz, die im Forum von Ekkehard Friebe als Fortsetzungsreihe vorgestellt wird:
1931 – Protest gegen den „Terror der Einsteinianer„
Unter dem demonstrativen Titel Hundert Autoren gegen Einstein erscheint ein Sammelbändchen mit kurzen Beiträgen von 46 Autoren und einer Liste von weiteren kritischen Autoren mit Angabe ihrer Schriften. Ganz überwiegend sind es deutschsprachige Autoren, nur wenige aus Ländern außerhalb des deutschen Sprachraums. Das Bändchen vereinigt alle damals prominenten Autoren zu einer gedruckten öffentlichen Demonstration – es ist die zweite nach dem Handzettel von 1922 – und gibt auf rund 100 Seiten einen vorzüglichen Überblick über die Kritik der beiden Relativitätstheorien. Die Herausgeber Hans Israel, Erich Ruckhaber und Rudolf Weinmann schreiben im Vorwort: „Zweck dieser Veröffentlichung ist, dem Terror der Einsteinianer einen Überblick über Zahl und Gewicht der Gegner und Gegengründe entgegenzustellen.“ In der Presse wird dieses Sammelwerk als ein Dokument der Zukurzgekommenen lächerlich gemacht und der „Terror der Einsteinianer“ gewissermaßen als die verdiente Herrschaft der Mehrheit über die Minderheit relativiert, jedenfalls nicht ernstgenommen. Von Albert Einstein wird der Ausspruch kolportiert, wenn es wirklich etwas an seinen Theorien zu kritisieren gäbe, hätte doch auch ein einziger Autor genügt. Wer die absolute Deutungsmacht errungen hat, kann die Unterlegenen leicht verhöhnen.
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1933 ff. – Die Relativitätstheorien beherrschen auch das Dritte Reich
Die uninformierte Öffentlichkeit nimmt natürlicherweise an, daß die Nazis nicht nur den jüdischen Physiker Albert Einstein mit Todesdrohungen außer Landes getrieben haben, sondern daß sie nach ihrer Machtergreifung 1933 auch seine Relativitätstheorien verfolgt und aus ihrer akademischen Wissenschaft ausgeschlossen haben. In Wirklichkeit geschieht das Gegenteil. Während die Bedrohung und Vertreibung des Menschen Einstein vor 1933 bittere Wirklichkeit war, sind die Theorien nach 1933 unverändert Lehrstoff der akademischen Physik geblieben, weil fast alle Physiker die Abschaffung des Äthers für immer gesichert haben wollten und nur die Aufrechterhaltung der Speziellen Relativitätstheorie dieses Ziel garantieren konnte.
Diese Entwicklung ist Ausdruck der personellen Besetzung der insgesamt 81 in Deutschland und Österreich im Jahr 1939 existierenden Professuren für Physik: ganze 6 Lehrstuhlinhaber, also nicht einmal zehn Prozent, gehörten zur Richtung der „Deutschen Physik„, die eine rassistische Hetze gegen den Juden Albert Einstein und seine angeblich „jüdischen“ Theorien betrieb. (Quelle: A. D. Beyerchen: Wissenschaftler unter Hitler. 1982.) Deshalb ist das Jahr 1933 für die Theorien, anders als man glauben möchte, keine epochale Wende.
(G.O. Mueller)