9. Oktober 2008
Norbert Derksen zu ‚Drei Einsteins aus Japan‘
Nachstehend ein Leserbrief von Norbert Derksen zu einem Artikel im SÜDKURIER:
Von: Norbert Derksen
An: SÜDKURIER, Leserbriefe
Datum 09.10.08
Zu: „Drei Einsteins aus Japan„, SÜDKURIER Nr. 235 vom 8. 10. 2008
Wieder einmal – die dilettantische Überschrift persifliert es ungewollt – hat sich das Nobelkomitee bis auf die Knochen blamiert, indem es drei stromlinienförmige Jasager auszeichnete für ihre Fähigkeit, sattsam bekannten Unsinn so nachzuplappern und zu komplettieren, daß ihnen eine dekadente Gesellschaft auf den Leim ging und aus der damit verbundenen Ressourcenverschwendung konträr zur Absicht des Preisstifters Schaden erlitt. Offen bleibt nur die Frage, inwieweit die Laureaten ihren „Erfolg“ mangelnder geistiger Potenz verdanken oder aber schnödem Opportunismus. Im ersteren Fall wären Eingeständnisse wie „Der materiestiftende Symmetriebruch nach dem Urknall ist noch nicht ganz verstanden“ keine bloße Koketterie, sondern starke Untertreibung, hätte man doch bei überzeugtem Festhalten an der geltenden „Theorie“ noch nicht einmal begriffen, daß eine mathematische Singularität niemals physikalische Realität werden kann, ganz abgesehen davon, daß die fehlende Transitivität der inhärenten Transformationen jegliche Konsistenz ausschließt. Sollten sich Yoichiro Nambu, Makoto Kobayashi und Toshihide Masukawa allerdings dem Quark des längst falsifizierten „Standardmodells“ in Form des selbst von manchen Apologeten bereits wieder in Frage gestellten Kobayashi-Masukawa-Modells mit seinen „Symmetriebrüchen“ aus kalkuliertem Opportunismus beugen, entdeckte man sofort frappierende Ähnlichkeiten zu den berühmten drei Affen von Nikkô.
Daß sich die in Stockholm versammelten Journalisten nicht trauten, Fragen zu stellen, braucht niemanden zu verwundern, handelte es sich doch um eine Phalanx von lauter Speichelleckern. Wäre ich dabei gewesen, ich hätte die vermeintlichen Geistesgrößen derart mit Fragen gelöchert, daß das große Schweigen auf der anderen Seite ausgebrochen wäre. Hat nicht erst gerade das Beispiel Harald zur Hausens eindrucksvoll gelehrt, daß wahrer wissenschaftlicher Fortschritt in der Regel von denen ausgeht, die neben der Vernunft Charakter und Rückgrat besitzen und es dadurch aushalten, lange Zeit spöttisch belächelt zu werden? Auf die Frage des japanischen Fernsehsenders NHK, was er fortan noch vorhabe, antwortete übrigens Masukawa, der den Nobelpreis für eine ziemlich banale Angelegenheit hält („The Nobel prize is a rather mundane thing„) und sich zudem schon seit Ende der 70er Jahre nicht mehr für das prämierte Thema interessiert, laut „Handelsblatt“: „Ich denke schon längere Zeit an die Weiterführung der Relativitätstheorie von Einstein.“ Ergänzte er dann aus Erfahrung: „Natürlich glaube ich nicht, daß ich vor meinem Tod irgendwas erreichen würde„? Fehlte ihm womöglich nur die Zivilcourage, statt von „Weiterführung“ von „Elimination“ zu sprechen?
(Norbert Derksen)