Blog – Jocelyne Lopez

Ein grausamer Fluch…

Im Zusammenhang mit meinem Eintrag Zwillingsparadoxon: Nur lachhaftes Hirngespenst möchte ich ein anderes Problem mit dem Zwillingsparadoxon darlegen, das sich mit der Messung mit zwei Uhren unter Berücksichtigung des Postulats der relativen Gleichzeitigkeit ergibt:

1) Nach der Speziellen Relativitätstheorie hat allein der reisende Zwilling die „Folgeschäden“ der Relativbewegung zu tragen, warum auch immer und wie auch immer diese Wirkungen entstehen können: Er trifft seinen auf der Erde zurückgebliebenen Bruder sowohl „verjüngt“ als auch „verkürzt“ wieder. Das ist schon ein schweres Schicksal, vor allem mit der Verkürzung…

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2) Man muß jedoch bedenken, dass ein physikalisches Zusammentreffen ausgerechnet ein Ereignis der absoluten Gleichzeitigkeit ist: Um sich physisch wieder zusammen zu treffen müssen die Zwillinge genau zur gleichen Zeit genau am selben Ort sich am Ende der Strecke befinden: Am Ort des materiellen Körperkontakts. Das wird ja mit der Messung mit einer Uhr gewährleistet: Vor der Trennung stoppen die beiden gemeinsam die Uhr, bei dem Zusammentreffen stoppen die beiden gemeinsam die Uhr. Die absolute Gleichzeitigkeit des Zusammentreffens, die für das Geschehen dieses physikalischen Ereignisses zwingend notwendig ist, ist also gegeben.

3) Nach der Speziellen Relativitätstheorie jedoch befindet sich der zurückkehrende Zwilling nicht am selben Ort und zur gleichen Zeit als sein Bruder am Ende der Strecke wieder: er ist später da (wegen Zeitdilatation), dafür räumlich ein Stück vor (wegen Längenkontraktion). Damit das Ereignis des Zusammentreffens stattfinden kann muss also die genaue Übereinstimmung der jeweiligen Zeit- und Raumkoordinaten der beiden Zwillinge wiedererstellt werden. Dies ist jedoch in der Speziellen Relativitätstheorie nicht vorgesehen: Die Längenkontraktion des zurückkehrenden Zwillings ist irreversibel: So viel ich weiß ist die Verkürzung irreparabel, er ist und bleibt verkürzt bis in aller Ewigkeit (ich habe zumindest nie von einer „Längendilatation“ nach einer Längenkontraktion etwas gehört), genauso wenig wie eine Erstellung der absoluten Gleichzeitigkeit vorgesehen ist (sie existiert in der Speziellen Relativitätstheorie prinzipiell nicht).

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Diese Zwillinge sind wirklich zu bedauern und vom Pech verfolgt: Nicht nur, dass der Eine irreparabel geschrumpft zurückkommt, sie werden sich auch nie wieder umarmen können.  Ein schweres Schicksal, wie in manchen magischen und esoterischen Erzählungen.

Kann die klassische Physik sie von diesem grausamen Fluch befreien?

(Jocelyne Lopez)