Blog – Jocelyne Lopez

Intelligente Mathematiker kennen die Schwäche und die Grenze ihrer Disziplin

Ich verweise auf meine Anfrage vom 28.04.10 an das Albert Einstein Institut Bitte um Klärung an Dr. Markus Pössel sowie auf meinen Eintrag Meine Sprache ist meine Stärke und gebe einen Austausch aus dem MAHAG-Forum wieder: 

 

24.08.10 Zitat von Jocelyne Lopez:

Nein, ich überziehe nicht meine Kompetenz, ich habe kein einziges kritisches Argument über die Spezielle Relativitätstheorie selbst erfunden – ich wußte nicht mal vor 5 Jahren, dass es eine Spezielle Relativitätstheorie gab und was sie aussagt – sondern habe ich alle Argumente von fachlich kompetenten Autoren kennengelernt, verstanden und übernommen und lediglich mit meinen eigenen Worten dargelegt. Allerdings sind hier meine eigenen Worte wohl meine Stärke, das wurde mir im Hintergrund ab und dann auch gesagt, sogar von einem Sprachforscher am Anfang meiner Beschäftigung mit der Wissenschaft im Internet: ich habe eine direkte, alltägliche Sprache und kann verschnörkelte Sachverhalten sowie Jargon-Sprache besser, klarer und unmissver-ständlicher darstellen als manche fachlich sehr kompetente Autoren.

 

24.08.10 – Zitat von contravariant:

Da hätte ich doch direkt mal eine Frage: In Fehler H6 [aus dem Fehlerkatalog von G.O. Mueller – Vermerk von J. Lopez] heißt es:

Pagels: „Protestieren muß die Mathematik aber, wenn bezüglich der ‚Vierdimensionalität‘  von (7) die Orthogonalitätsbedingungen von (8) gesetzt werden! Es ist prinzipiell immer möglich, mit einer 3+n-dimensionalen Geometrie zu argumentieren – aber es können für eine 3+n-dimensionale Geometrie niemals, absolut niemals, Orthogonalitätsbedingungen gelten!

Das finde ich sehr verwirrend und unverständlich, da zwei vierdimensionale Vektoren sehr wohl orthogonal zu einander sein können. Betrachte e1=(1,0,0,0)^T und e2=(0,1,0,0)^T, dann ist das Skalarprodukt <e1,e2> = 1*0 + 0*1 + 0*0 + 0*0 = 0 und damit sind e1 und e2 senkrecht zu einander.

Kannst du die Aussage mal in deine exakteste und aussagekräftigste Sprache bringen und diese Diskrepanz auflösen?

 

25.08.10 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Ich habe mich persönlich nie um die Bedeutung von mathematischen Argumentierungen um die Spezielle Relativitätstheorie gekümmert, wobei es bekannt ist, dass ausgerechnet der Einsatz der Mathematik ein Kernproblem dieser Theorie darstellt. Man muss sich auch nicht um die Mathematik kümmern, um sich mit einer Theorie auseinanderzusetzen und mitreden zu können. Sogar Einstein hatte bekanntlich große Schwierigkeiten mit der mathematischen Formulierung seiner Theorie („Seit die Mathematiker über die Relativitätstheorie hergefallen sind, verstehe ich sie selbst nicht mehr„) und war generell gegenüber der Mathematik sehr kritisch, siehe zum Beispiel auch hierMathematik ist die einzige perfekte Methode, sich selber an der Nase herumzuführen„. Sowohl Anhänger der Relativitätstheorie als auch Kritiker haben die Gefahr des Missbrauchs der Mathematik in der Physik erkannt und davor gewarnt, siehe z.B. auch hier Blog-Einträge über den Mathematismus in Verbindung mit der Relativitäts-theorie.

Das Problem des Einsatzes und des Missbrauchs der Mathematik in der Physik ist also schon lange von qualifizierten Autoren (einschließlich Mathematikern) erkannt. Das ist aber ein Problem, dass die Mathematiker selbst unter sich regeln sollen, die Laien haben sich darum nicht zu kümmern, es reicht völlig, wenn sie die physikalischen Vorgänge verstehen, die in der Speziellen Relativitätstheorie parallel in beiden Sprachen (Deutsch und Mathematik) beschrieben werden.

Die Mathematik ist nun mal eine sehr schwache Sprache, wenn es darum geht, Gedankengänge und qualitative Prozesse zu beschreiben und sie ist dabei wie keine andere Sprache auch vor Denkfehlern geschützt. Wenn ich etwas Falsches in der Natur beschreibe wird es nicht richtig, wenn ich es in der mathematischen Sprache beschreibe… Es gibt ja auch Mathematiker, die intelligent genug sind, um diese Gefahr zu kennen, sowie die Grenze und die Schwäche ihrer Disziplin zu erkennen und zu berücksichtigen.

Was Deine Frage betrifft muss also ein Physiker (oder ein offener Mathematiker) den Laien erst einmal in Worten erklären, worum es bei dem Einwand von Pagels geht, also welche physikalische Vorgänge in der Natur damit beschrieben werden. Das ist ohne Zweifel möglich, dass ein auf Erklärung bemühter Mathematiker mit einfachen Worten einem Laien erklärt, worum es bei diesem Einwand geht. Wenn ich das verstanden habe, werde ich versuchen, den Einwand von Pagels in meiner einfachen Alltagssprache zu formulieren. Ganz bestimmt ist aber dieser Einwand in der Dokumentation von G.O. Mueller anders als rein mathematisch an anderen Stellen behandelt worden, alles hängt ja in einer Theorie zusammen, so daß man verstehen könnte, um welchen speziellen Streitpunkt es hier geht.

 

25.08.10 – Zitat von Gerhard Kemme:

Du wirst keinen Mathematiker treffen, der nicht hochintelligent ist. Sätze wie „Es gibt auch Mathematiker, die intelligent genug sind …“ kann man nur machen, wenn man von dieser wissenschaftlichen Disziplin wenig Ahnung hat. […]

 

26.08.10 – Zitat von Jocelyne Lopez:

Wenn ein Mathematiker nicht in der Lage ist, die Schwäche und die Grenzen seiner eigenen Disziplin zu erkennen und zu berücksichtigen, ist er nicht intelligen genug. Und davon gibt es wohl leider einige, sonst hätten wir z.B. nicht den Salat seit 100 Jahren mit der Speziellen Relativitätstheorie…

 

———————————
Siehe auch:

Die Mathematiker waren in besonderer Weise verpflichtet, auf die Grenzen der mathematischen Spekulation auf dem Felde der Physik hinzuweisen, haben jedoch das Gegenteil getan

Albert Einstein: „Mathematik ist die perfekte Methode, sich selbst an der Nase herum zu führen

Die Mathematik ist nur eine Sprache

Galilei lag mit der Mathematik daneben