17. Oktober 2009
Und schon wieder einer, der mit der Relativitätstheorie überfordert ist
Bekanntlich ist das Publikum mit der Relativitätstheorie restlos überfordert, weil die gewöhnlichen Menschen versuchen, ihren gesunden Menschenverstand einzusetzen, was man auf gar keinen Fall bei der Relativitätstheorie tun darf, das ist äußerst dumm. Der gesunde Menschenverstand spielt ja „bestenfalls außerhalb der Wissenschaft eine Rolle“. Und zwar wohlgemerkt nur bestenfalls außerhalb der Wissenschaft: Am bestens ist natürlich, wenn man ganz ohne gesunden Menschenverstand lebt (also mit ungesundem Menschenverstand oder mit gar keinem Menschenverstand). Albert Einstein hat sich auch mal folgende Eselei geleistet (neben einigen anderen in seiner Speziellen Relativitätstheorie): „Der gesunde Menschenverstand ist eigentlich nur eine Anhäufung von Vorurteilen, die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat.“ Wie alt er selbst war, als er diese Eselei von sich gab, weiß ich allerdings nicht.
Ein Beispiel von einer Übung, wie man seinen Verstand nicht einsetzt, liefert folgender Autor:
„Man könnte zum Beispiel die Länge eines Stabes bestimmen, indem man ihn mit einer bestimmten Geschwindigkeit an sich vorbeifahren läßt und die Zeit mißt, die dazu nötig war. Wenn aber diese Zeit vom Bewegungszustand des Beobachters und des Stabes abhängig ist, heißt das, daß auch die Länge des Stabes davon abhängig ist. Und tatsächlich: Aus den Umrechnungen der speziellen Relativitätstheorie ergibt sich, daß ein Stab für einen Betrachter immer kürzer wird, je schneller er an ihm vorbeibewegt wird.“
N. Stiller in: Albert Einstein. Hrsg. v. Th. Neumann. Berlin: Elefanten Press 1989, S.29.
Der Herr Stiller braucht gar keine „Umrechnungen der Speziellen Relativitätstheorie“ anzustellen, er darf sie sich ruhig sparen und lieber etwas Anderes ohne Verstand außerhalb der Wissenschaft unternehmen: Der Stab verkürzt sich nämlich gar nicht, kein bisschen, er behält jederzeit genau die gleiche Länge, egal ob er sich bewegt oder der Beobachter sich bewegt, egal ob man an ihm vorbeiflitzt oder vor ihm ganz ruhig stehen bleibt:
„Die Laengenkontraktion geht nicht mit materiellen Veraenderungen des Koerpers einher;“
Dr. Markus Pössel, Albert Einstein Institut, 2008
Die „Umrechnungen der Speziellen Relativitätstheorie“ sind also für die Katz und Herr Stiller wird damit nie die materielle Länge des Stabes bestimmen können. Und schon wieder einer, der mit der Relativitätstheorie überfordert ist…
Glücklicherweise gibt es aber auch Autoren wie zum Beispiel Wolfgang Neundorf, die ihren Verstand nicht abschreiben, für eine Rehabilitation des gesunden Menschen-verstandes plädieren und uns mit Immanuel Kant ermutigen “Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!”
(Jocelyne Lopez)