4. Oktober 2009
Die Relativitätstheorie für Überforderte – Teil 3
Ich verweise auf meine Einträge Die Relativitätstheorie für Überforderte Teil 1 und Teil 2 und stelle eine kurze Zusammenfassung der bisher gewonnen Erkenntnisse aus der Speziellen Relativitätstheorie:
Aus dem fundamentalen Unsinn des Symmetriebruches durch das Postulat der Konstanz von c zu allen bewegten Beobachtern folgt unmittelbar der zweite Unsinn, dass man die invariablen Maßeinheiten abschafft und variable Maßeinheiten einführt, um die von Gott geschenkte Längenkontraktion zu bewirken.
Aus diesem nachgeholfenen Wunder der Längenkontraktion durch variable Maßeinheiten folgt unmittelbar, dass man die geschenkte göttliche Längenkontraktionen leider nicht feststellen kann, weil sowohl der Beobachter, als auch der Maßstab, als auch das zu messende Objekt sich entsprechend symmetrisch verkürzen, egal ob der Beobachter ein studierter Physiker oder gar ein Mathematiker ist und das zu messende Objekt ein Schokoriegel. Alles bleibt meßtechnisch unverändert, bloß dass wir ohne es zu bemerken seit dem Urknall alle am laufenden Band schrumpfen, einschließlich Schokoriegeln, ein Drama.
Kommen wir jetzt zur Zeitdilatation, die leider nicht wie ihr Pendant Längenkontraktion direkt durch göttliche Offenbarung uns geschenkt wurde, aber trotzdem nicht ohne ist:
„Die Entdeckung der Relativität der Zeit bedeutet eine gewaltige Umwälzung in der Anschauung des Menschen über die Natur. Sie ist einer der größten Siege der menschlichen Vernunft über den Konservatismus jahrhundertealter Vorstellungen und ist nur mit der Entdeckung der Kugelgestalt der Erde vergleichbar. […] Der damals erst Fünfundzwanzigjährige [Einstein] rückte damit in die Reihe der Giganten des Menschlichen Geistes, und er wurde zu einem Wegbereiter der Wissenschaften wie Kopernikus und Newton.“
L. D. Landau, J. B. Rumer: Was ist die Relativitätstheorie? 13. Aufl. Leipzig 1989, S. 34.
Dass die bewegten Uhren sich in Bewegungsrichtung mit 40 Kommastellen verkürzen ist schon für uns völlig klar geworden, kein Einwand, ist ja gut, daran ist absolut nichts auszusetzen, um Gottes Willen! Dass sie aber dabei langsamer altern erfordert eine gewaltige Anstrengung des „common sense“, womit wir alle bedauerlicherweise ausgerüstet sind. Es ist nämlich leider eine unumstößliche Tatsache, dass unser common sense beim weiten nicht ausreicht, um diese gewaltige Umwälzung in der Aunschauung des Menschens über die Natur zu verstehen, und sogar im Gegenteil glatt ein Hindernis darstellt. Und da sitzen wir arme Tore und fragen uns in Stille – weil wir doch nicht als überfordert aussehen wollen: „Verdammt noch mal, altert eine bewegte Uhr langsamer als eine unbewegte?“ Die Antwort ist für uns Common-Senser eher schwierig zu verstehen:
„Bewegte Uhren gehen langsam. Dieses Phänomen heißt Zeit-Dilatation. Zunächst ist es eher schwierig, sich zwei Systeme von Uhren vorzustellen, von denen jedes relativ zum anderen langsam geht.“
L. Marder: Reisen durch die Raum-Zeit. Braunschweig (usw.): Vieweg 1979, S. 43.
Altern die bewegten Uhren einfach „langsam“ oder wegen der Symmetrie relativ zueinander eher „langsamer“? Wenn sie aber gegenseitig langsamer altern, kommen sie wohl nie raus aus diesem Wettbewerb und sie werden doch ohne es zu merken immer jünger, oder? Wie sieht zum Beispiel eine Cäsiumuhr aus, die immer jünger wird und zu ihrem Ursprung zurückgeht? Wie ein Kuckuck?
Aber wenn der Kuckuck lieber seinen zukünftigen Zustand als Cäsiumuhr wieder haben möchte, wie kommt er wieder dahin vor lauter Verjüngungen? Und kann er überhaupt jünger werden, bevor er geboren wird? Oder vielleicht andersrum? Oder vielleicht nur, wenn er in einem Raumschiff flattert? Ich fürchte, das ist ein Drama:
„Dies ist die sogenannte Zeitdilatation. Durch hinreichend große Beschleunigung kann die Dauer des Flugs aus Sicht der Astronauten beliebig kurz und die auf der Erde gemessene Dauer beliebig lang gemacht werden. Man könnte also in einer vorgegebenen subjektiv kurzen Zeit beliebig weit in die Zukunft reisen. Aber eine solche Reise in die Zukunft ist unumkehrbar. Die Rückreise wäre eine Zeitreise in die Vergangenheit; keine noch so große Zeitdilatation ermöglicht es einem Raumschiff, noch vor dem Start von einem Flug zurückzukehren.“
D. Deutsch: Die Physik der Welterkenntnis. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2000, S. 279.
Ja, der gute Prof. Dr. Ernst Peter Fischer hat vollkommen recht: Wir sind mit unserem biederen „common sense“ restlos überfordert, um die geniale Umwälzung unseres Weltbildes und den größten Sieg der menschlichen Vernunft zu verstehen:
„Einstein selbst meinte, daß der Vorteil der meisten Theorien deren Klarheit sei, während beim Beweisen und Verstehen der Relativitätstheorie die „logische Perfektion“ beeindruckend sei.“
D. E. Brody u. A. R. Brody: Die sieben größten Rätsel der Wissenschaft … und wie man sie versteht. 4. Aufl. München 2001, S. 151.
Na dann.
(Jocelyne Lopez)