Blog – Jocelyne Lopez

Keine Primatenforschung an der Universität Bremen!

Nachstehend Auszüge aus einem Leserbrief von Wolfgang Apel, dem Präsidenten des Deutschen Tierschutzbundes e.V., zum Artikel vom Dr. Michael Hartmer Bremer Tierversuche – Zwischen Provinzposse und Forschungsskandal – FAZ .NET vom 27.12.2008 :

Bereits im Mai 1997, also vier Monate bevor Andreas Kreiter überhaupt den Ruf der Universität Bremen annahm, hatte der Bremer Tierschutzverein seinen Bürgerantrag „Keine Primatenforschung an der Universität Bremen“ eingereicht. Insgesamt haben mittlerweile mehr als 80 000 Bremer Bürgerinnen und Bürger, darunter mindestens 300 Wissenschaftler, entsprechende Bürgeranträge unterzeichnet. Schon im Juni 1997 wurde in der Bremischen Bürgerschaft ein Antrag der Fraktionen der SPD und der CDU „Tierversuche perspektivisch reduzieren“ angenommen. Das waren die gesellschaftlichen und politischen Vorgaben. Das gemeinsame Versäumnis von Andreas Kreiter und der Universität Bremen, diesen gesellschaftlichen Ansprüchen auch nur ansatzweise nachzukommen, hat erst das entschiedene – wenn auch viel zu späte – Handeln der aktuellen Bremer Regierungsparteien notwendig gemacht.

Als „Forschungsskandal“ geißelt Hartmer die Tatsache, dass die Bremer Bevölkerung und ihre parlamentarischen Vertreter einen Wissenschaftler in seine Schranken verweisen wollen, dessen Forschungsmethoden in Bremen von Anfang an auf Ablehnung stießen und der nun nach zehn Jahren zugeben muss, dass die von ihm vorgeschobenen Versprechungen bezüglich der Heilung verschiedenster Erkrankungen in keiner Weise gehalten werden konnten. Die ethische Dimension dessen, was Kreiter und andere Affenforscher mit unseren nächsten Verwandten im Tierreich anstellen, lässt Hartmer vollkommen außer Acht.
[…]
Affen verfügen über ein hochentwickeltes Gehirn. Das macht sie einerseits zum begehrten Objekt der Hirnforschung, andererseits muss ihnen genau deshalb zugestanden werden, dass sie ihre Situation in einem beträchtlichen Umfang realisieren. Das Tierschutzgesetz sieht unter anderem vor, dass Tierversuche „ethisch vertretbar“ und „unerlässlich“ sein müssen. Die ethische Vertretbarkeit ist rechtlich nur dann gegeben, wenn dem Tierleid ein entsprechend großer Nutzen gegenübersteht. Seit Beginn der Diskussionen haben der Bremer Tierschutzverein und der Deutsche Tierschutzbund in zahlreichen wissenschaftlichen Dokumentationen dargelegt, dass die Bremer Primatenversuche ohne eine konkrete medizinische Zielsetzung erfolgen und einer allgemeinen Grundlagenforschung zuzurechnen sind. Bei so schwer belastenden und lang anhaltenden Versuchen, wie sie in Bremen stattfinden, müssen die Ergebnisse aber laut Tierschutzgesetz für „wesentliche Bedürfnisse von Mensch oder Tier“ von „hervorragender Bedeutung“ sein. Selbst eine mit involvierten Affenforschern besetzte Expertenkommission beim Bremer Senat hat 2007 bestätigt, dass die Bremer Affenversuche nie zum Ziel hatten, therapeutische Anwendungen zu entwickeln, und dass solche auch nach zehn Jahren nicht in Sicht sind. Unter Fachwissenschaftlern mögen Ableitungsversuche am Hirn von Affen, die seit den fünfziger Jahren durchgeführt werden, noch Anerkennung finden. Einen ausreichenden Nutzen aber, um das verursachte Tierleid gemäß Tierschutzgesetz rechtfertigen zu können, haben diese Versuche nicht.

Da hilft es auch nicht, sich auf die im Grundgesetz gewährte Forschungsfreiheit zu berufen. Denn diese findet dort ihre Grenzen, wo andere hochrangige Werte verletzt werden. Ein solch hochrangiger Wert ist auch der Tierschutz. Dadurch, dass er 2002 ebenfalls ins Grundgesetz aufgenommen wurde, hat er eine erhebliche Aufwertung erfahren. Er ist im Übrigen auch in der Bremischen Landesverfassung verankert, und sogar das Bremische Hochschulgesetz enthält vom Tierschutz erkämpfte Tierschutzbestimmungen. Der Schutz unserer Mitgeschöpfe steht mit der tierexperimentellen Forschung im Widerstreit und wenn Experimentatoren nicht mehr in die Waagschale legen können als die Aussicht auf die x-te Fachpublikation oder die gefällige Anerkennung einer um sich selbst kreisenden Fach-wissenschaft, muss die Behörde belastende Tierversuche laut Gesetz untersagen.

Der Deutsche Hochschulverband und die Deutsche Forschungs-gemeinschaft (DFG), die Hartmer als Kronzeugin aufruft, mögen sich als Hüter von Forschung, Wissenschaft und Lehre gerieren, aber sie verletzen ihre Sorgfaltspflicht, wenn sie nur auf den Plan treten, um die tierexperimentelle Forschung gegen geltendes Recht zu verteidigen – zumal, wenn dies mit derart unsachlichen und unwahren Einlassungen geschieht, wie sie Hartmer in seinem Artikel präsentiert hat. Wer vertritt eigentlich die hundert Professoren an der Universität Bremen, die sich bereits 1998 in einem Memorandum gegen die Affenversuche ausgesprochen haben? Wo bleiben die Plädoyers des Hochschul-verbandes für tierversuchsfreie Forschungsverfahren, und wo bleiben die Fördermaßnahmen der DFG für eine moderne, innovative Forschung ohne Tierleid?

Ich kämpfe als Präsident des Deutschen Tierschutzbundes – dieses ist dem Deutschen Hochschulverband sehr wohl bekannt – seit drei Jahrzehnten auf Bundes-, Länder- und Europaebene, auch und gerade auf parlamentarischer Ebene, mit allen legalen Mitteln gegen den Tierversuch. Dies lässt sich unter anderem anhand der verschiedenen Novellierungen des Tierschutzgesetzes nachvollziehen.

(Wolfgang Apel)

—-

 

Für ein sofortiges Verbot von Affenversuchen!

Angehörige
Roger Fouts: Unsere nächsten Verwandten
Homepage „Friends of Washoe“
Prof. Dr. Wolf Singer, berüchtiger Tierexperimentator und Retter der Menschheit

 

banner
http://www.affenversuche-stoppen.de/

 


http://verbandsklage.tierrechte.de/

 

covanceschliessen



Comments

  1. Januar 20th, 2009 | 13:38

    […] komme auf meinen Blog-Eintrag Keine Primatenforschung an der Universität Bremen!  zurück und wiedergebe nachstehend Auszüge aus einem Artikel in der Frankfurter Allgemeinen […]

  2. Januar 22nd, 2009 | 10:13

    […] Ich verweise auf einen Artikel in der FAZ vom 30.12.08 von Elisabeth Petras, Politischer Arbeitskreis für Tierrechte in Europa e.V. (PAKT) im Rahmen der Auseinander-setzung um die Affenversuche von Andreas Kreiter an der Universität Bremen: […]